Wo: Einmal quer durch Neuseeland vom Norden, Cape Reinga, nach Süden, Bluff. (also eigentlich Längs durch Neuseeland 😛 )
Wann: 14.Oktober 2018 bis 6. März 2019
Länge: 3030 Kilometer
Der Te Araroa (zu deutsch: der lange Pfad) ist einer der jüngsten Weitwanderwege der Welt.
Als mein zweiter Trail in Folge hat er sich optimal geeignet um den Winter zu überspringen.
Der Trail beginnt am nördlichsten Punkt Neuseelands und endet am südlichsten Punkt. Wenn man Stuart Island nicht dazu zählt 🙂
Obwohl es ein Trail ist, sind die beiden Inseln komplett unterschiedlich. Während auf der Nordinsel in äußerst tropisches Klima herrscht und teilweise große Abschnitte auf Asphalt zurückzulegen sind, befindet man sich auf der Südinsel in den abgeschiedensten Gegenden Neuseelands mit äußerst wechselhaftem Wetter.
Man darf den Weg auf keinen Fall unterschätzen. Oft kämpft man sich durch „den Busch“, steht bis zur Hüfte im Schlamm oder wandert einen Bergkamm entlang, der nur über einen kaum gewarteten und schlecht markierten Pfad zu begehen ist. Unzählige Flussquerungen runden das Abenteuer ab.
Mein Weg
Interessanterweise war ich zum Start überhaupt nicht aufgeregt. Vermutlich weil ich das Wandern mit Rucksack ja vom Jakobsweg schon gewohnt war und ich mich vorallem in die ersten Tagesetappen intensiv eingelesen habe. Auch den ersten Hitchhike meines Lebens ging ich mit einer bodenständigen Selbstverständlichkeit an.
Zugegeben, die ersten Tage waren hart. 100 Kilometer Strand mit stürmenden Gegenwind waren nicht das entspannte Wandern, das ich vom Jakobsweg kannte. Nach 3,5 Tagen durchgehend nasser Füße, hat sich meine Fußsohle blasenförmig von meinem Körper verabschiedet. Aber solche Erfahrungen härten ab!
Mit den ersten Bekanntschaften lief die Wanderei dann auch gleich wesentlich besser. Dauerhafter Regen machte mir etwas zu schaffen, aber auch daran gewöhnt man sich mit der Zeit.
Ein besonderes Erlebnis war die Kanufahrt am Whanganui River. 5 Tage lang 150 Kilometer am Fluß. Während sich die Füße erhohlen konnten, wurde mal mein Oberkörper beansprucht 🙂
Als weiteren Höhepunkt kann ich die Tararua Range anführen. Das erste wirkliche Gebirge, welches es zu durchqueren gilt. Und naja… wer meinen Blog mitverfolgt hat weiß… Ich bin ein bisschen patschert wenns darum geht NICHT die Klippe runter zu fallen. Immerhin trage ich jetzt mit stolz eine Narbe entlang des Schienbeins, welche mir für alle Zeit an Neuseeland erinnern wird!
Basierend auf der Klippenerfahrung entschied ich mich dann dazu das nächste Gebirge auf der Südinsel zu umgehen. Eine sehr gute Entscheidung, ich habe diese Trips entlang der Westküste wirklich sehr genossen.
Danach war es oft schon ein Kampf, da die Wege wieder erheblich schlechter wurden und so nah am Ende wünscht man sich dann einfach nur, dass es aufhört. Und genau so war es für mich als ich Bluff erreichte; ich war froh am Ziel zu sein.
Meiner Meinung nach schweißt dieser Trail enorm zusammen. Man verbringt nicht nur Zeit mit fremden Menschen sondern ist auch manchmal auf sie angewiesen. Dadurch entsteht eine sehr enge Verbindung, welche hoffentlich noch lange nach dem Weg erhalten bleibt!
Meine einzelnen Tagesetappen können in der Kategorie Te Araroa nachgelesen werden.
Packlisten gibt es in schriftlicher Form oder als Video.
Fragen und Antworten
Was hat dir am besten gefallen/Was kannst du empfehlen?
Ich werde oft von angehenden Neuseeland-Urlaubern gefragt was ich denn empfehlen könne. Nunja, das hängt sehr davon ab WIE man Neuseeland erleben möchte. Grundsätzlich empfehle ich ohne schlechtem Gewissen die Südinsel wenn man zeitlich limitiert ist. Es gibt sehr viele schöne (aber auch harte) Wanderwege abseits der Touristenpfade. Wer 2-4 Wochen wandern möchte, sollte meiner Meinung nach lieber auf dem Te Araroa Trail gehen anstatt den Touristenlawinen zu folgen.
Ist der Te Araroa Trail wirklich so hart?
JA! Der Weg ist absolut nicht mit europäischen Wanderwegen zu vergleichen. Es is grundsätzlich immer steil, matschig und es strotzt nur so mit ausgesetzten Stellen, an denen es mehrere hundert Meter senkrecht runter geht. Das Klima (speziell auf der Nordinsel) ist ausgesprochen feucht. Auf der Südinsel regnet es zwar weniger, dafür muss man permanent durch Flüsse waten. Wir haben uns alle gewundert, dass es so wenige Todesfälle am Trail gibt.
Trotz bereits 4000 Kilometer auf dem Buckel, brauchte ich bei einigen Passagen etwa eine Stunde pro Kilometer.
Ich habe gehört es gibt viele Hütten, brauche ich ein Zelt?
Unbedingt. Ja, das Hüttensystem speziell auf der Südinsel ist extrem gut ausgebaut und sehr dicht. Etwa alle 15-20 Kilometer kann man mit einer Hütte rechnen. Auf gefährlichen Abschnitten sind die Hütten noch dichter beieinander. Allerdings sind sie oft sehr klein (4-6 Betten) und dementsprechend schnell voll. So ist es nicht selten vorgekommen, dass einige Hiker draussen zelten mussten.
Die Hütten selbst sind sehr simpel aufgebaut. Aus Holz oder Blech aufgebaut, mit Gummimatratzen (schimmeln trotzdem) ausgestattet und manchmal ist noch ein Tisch und Sessel drin. Schlafen darf man darin wenn man den „Hut Pass“ hat, welcher vom DOC, dem Outdoorverein Neuseelands, verkauft wird.
Mit welchem Wetter muss ich rechnen?
Wie schon erwähnt unterliegt die Nordinsel einem sehr tropischen Klima. Es regnet viel, dafür ist es nie wirklich kalt. Auf der Südinsel schwankt das Wetter stark. Ich hatte 2 mal Schnee (im Sommer!) und auf den Wetterbericht ist kaum Verlass. Bei strahlendem Sonnenschein am Morgen, kann schon kurze Zeit später ein schweres Unwetter über einen hereinbrechen. Der Klassiker war: 30 MInuten strömender Regen, 30 Minuten wolkenloser Sonnenschein, 30 Minuten Regen… dann wieder Sonne… und so ging das den ganzen Tag.
Gerade in den Bergen kann das wechselhafte Wetter schnell gefährlich werden. Auch wenn gerade die Sonne scheint und es 30 Grad hat, sollte man auf jeden Fall Wintersachen dabei haben, da es in der Nacht Minusgrade bekommen kann.
Gibt es gefährliche Tiere in Neuseeland?
Nein. Es gibt sehr viele sehr nervtötende Tiere (Possums und Wekas, die dein Essen klauen wollen. Und Sandflies… oooooooh die Sandflies), aber abgesehen von zwei giftigen Spinen, die so selten sind, dass man sie nicht mal findet wenn man danach sucht, kreucht und fleucht auf beiden Inseln nichts, das dir gefährlich werden kann.
Wie bereite ich mich auf den Te Araroa Trail vor?
Ganz ehrlich? Gar nicht. Eine gewisse Fitness schadet sicher nicht, aber egal was du darüber gelesen hast, welche Fotos du gesehen hast, es ist ganz anders, wenn du wirklich davor stehst. Du wirst dir selbst Angst einreden vor Dingen, die sich als harmlos herausstellen und du wirst locker in etwas hineingehen, was dir einen braunen Streifen in die Hose zaubert. Grundsätzlich kann ich empfehlen leichte Ausrüstung mitzubringen (siehe meine Packliste), aber es haben auch genug Leute mit 35 Kilo Ausrüstung den Trail beendet.
Mein einziger wirkliche Rat in diese Richtung ist: Plant nicht zu viel! Im Vorfeld für den Trail zu planen ist komplett sinnlos. Denn manchmal ist der Weg so schlecht, dass du einen ganzen Tag für 10 Kilometer brauchst, dann schaffst du mal über 40 obwohl du nur mit 20 gerechnet hast. Was mich zur nächsten Frage bringt:
Wieviel Zeit benötige ich für den Te Araroa Trail?
Das hängt von deinem persönlichen Tempo ab. Ich habe Wanderer getroffen, die haben 45 Kilometer pro Tag gemacht. Ich habe auch Wanderer getroffen, die sind einfach von Hütte zu Hütte gegangen, auch wenn das manchmal nur wenige Kilometer waren. Die meisten Wanderer brauchen 4-5 Monate. Persönlich würde ich eher mehr statt weniger einplanen, denn dann kann man auch Sidetrips machen oder sich einmmal paar Ruhetage gönnen.
Wieviel Geld brauche ich für den Te Araroa Trail?
Eine Frage, die sich absolut nicht pauschal beantworten lässt, aber sehr oft gestellt wird. Neuseeland ist für europäische Verhältnisse etwas günstiger… also sofern man nicht gerade in einer Touristenstadt ist. Man sollte aber beachten, dass wildes zelten grundsätzlich verboten ist und man somit vorallem auf der Nordinsel jeden Tag einen Campingplatz bezahlen muss. Dazu kommen viele Nebenausgaben wie z.B. Wassertaxis, die Kanufahrt am Whanganui River, Nächtigungen bei Ruhetagen, Shuttletransfers und so weiter. Meine Empfehlung: 2000 Euro pro Monat exklusive Flug und Ausrüstung.
Hygiene am Te Araroa Trail?
Wie beantwortet man das am ehesten? Vermutlich mit: Nein. 😀 Es gibt viel Wasser, was ein deutlicher Pluspunkt ist. Und es gibt wirklich oft ein Plumpsklo irgendwo. Trotzdem ist man permanent von oben bis unten eingesaut. Aber man gewöhnt sich relativ schnell an das schweißverkrustete Shirt und die schlammbraunen Beine!