Jakobswegurlaub Tag 5: Das Leben ist schön

Söll – Sankt Johann in Tirol

Sonnenstrahken wecken mich. Es scheint die Sonne! Ohne nachzudenken schlüpfe ich beim Andirndeln sofort in die kurze Wanderhose. Ich bin leicht neben der Spur. Denn die Wände des alten Hotels waren sehr hellhörig und ich habe, im Gegensatz zu seinem Besitzer, um 5:30 Uhr eine halbe Stunde den Wecker des Zimmernachbars läuten hören.

Da ich vorausschauend bereits gestern beim Spar Vorräte besorgte, kann ich heute direkt losstarten. Der Weg führt sofort ins Grüne. Abwechseln über Wiesen und durch Wäldchen geht es bei frischer Luft voran. Meine Füße habe ich frühmorgens rundum mit Blasenpflaster abgeklebt und so bin ich erstaunlich fit unterwegs.

Das Wetter ist schön, die Landschaft ist schön, und so versinke ich in Gedanken. Ich denke viel über meine Erlebnisse am Jakobsweg nach. Wie sehr ich es vermisse „hauptberuflich“ zu wandern. Ja, ich jammere viel, aber im Kern erfüllt es mich. Sonst hätte ich ja nicht tausende Kilometer auf der ganzen Welt zurückgelegt. Ich denk mir immer… die meisten Menschen würden mit einem Lottogewinn ein großes Haus und ein schnelles auto kaufen, ich würde meinen ganzen Besitz aufgeben und bis ans Ende aller Tage nur noch wandern. Naja, irgendwann wärs mal genug. Aber ein gutes Jahrzehnt wär mir bestimmt nicht langweilig.

Vor mir liegt Ellmau. Halbzeit grob geschätzt. Hier wurde „Der Bergdoktor“ gedreht. Und mit einem Schlag wird mir klar warum überall alle Unterkünfte ausgebucht sind. Auf den Parkplätzen stehen HUNDERTE Autos mit deutschem Kennzeichen. Haben die gerade Ferien? Was ist da los? In meiner Wandereuphorie verpasse ich tatsächlich das Bergdoktorhaus. Aber glücklicherweise konnte ich es ja bei meinem ersten Besuch vor 4 Jahren bereits abknipsen 🙂

In den letzten Tagen habe ich mich ausschließlich von Billa, Spar und Co. ernährt und empfand es als angemessen heute Mittag irgendwo einzukehren. Am Ortsende Ellmaus gibt es ein Restaurant, von dem ich letztes Mal total begeistert war. Das steuere ich an. Geschlossen. Nicht schlimm, keine zwei Kilometer weiter gibt es mehrere Wirte auf einem Fleck. Ebenfalls geschlossen. Also Wirds doch wieder ein Semmerl 🙂

Dann sehe ich einen „Stanglwirt“ angeschrieben. Im Magen hab ich zwar jetzt was, aber so richtig satt bin ich noch nicht. Ein Süppchen würd schon noch gehen. Der Wirt liegt direkt am Weg und als ich ihn erreiche, bin ich leicht erstaunt. Eine riesige Hotelanlage mit vollunterkellerter Tiefgarage, Golfplatz und sogar einem eigenen Lippizaner Gestüt. Oha. Glaub da komm ich als verschwitzter Wanderer wohl gar nicht erst rein 😀

Der letzte Abschnitt ist herrlich. Ich mache extra viele Bankerlpausen um die Aussicht zu genießen.

Langsam tun mir die Füße wieder weh. Meine Blasen haben Blasen bekommen, wie sich später herausstellen sollte. Dennoch war der heutige Tag bis jetzt mein Urlaubshighlight

Auf die heutige Nächtung freue ich mich besonders. Im Restplatzangebot konnte ich mich in einem 4-Sterne Hotel mit angeschlossenem Haubenlokal-to-be. Am Zimmer angekommen, finde ich Flecken auf Decke und Polster, welche ich reklamiere. Dabei komme ich mir so unendlich dämlich vor. In meinem Leben habe ich noch nie in einer Unterkunft etwas reklamiert. Habe in Hütten auf dem Boden geschlafen, auf Matratzen mit Mäusekot drauf, Spinnweben im Gesicht und dem Geruch von verbrannten Fertiggerichten in der Nase. Irgendwie zeigt mir das, dass ich scheinbar doch wieder zu 100% im Comfortleben angekommen bin. Auch wenn ich zu Hause ja nach wie vor am Boden schlafe.

Auch jetzt im Bett bin ich immer noch angetan von diesem wunderschönen und herrlichen Wandertag. Darf die nächsten Tage gerne so weitergehen 🙂