Jakobswegurlaub Tag 4: Ich hab einen Kurzen

Wörgl – Söll

Erstaunlicherweise geht es mir am Morgen deutlich besser als erwartet. Leider regnet es wieder, also doch nix mit trockenen Bankerl. Ich lasse mir viel Zeit, verzichte aufs Frühstück und starte erst, als ich aus dem Zimmer geworfen werde.

Das erste Drittel des Tages besteht darin zum Jakobsweg zurückzukommen. Um nicht die Hauptverkehrsstraße mitten durch Wörgl laufen zu müssen, habe ich mir eine andere Straße ausgesucht, welche mich ebenfalls zum Weg zurückbringt. Um nicht mitten auf der Straße gehen zu müssen, hat mir Herr Google geholfen festzustellen, ob es irgendeine Form von Gehweg gibt. Eigentlich völlig verrückt was heutzutage alles möglich ist. Stell dir vor, du hättest vor 40 Jahren jemandem erzählt, dass du auf einem Computer in deiner Hosentasche nahezu alle Straßen unseres Landes virtuell abfahren kannst…

Wieder zurück am Jakobsweg kommt endlich die Sonne raus. Ein Bankerl in Bachnähe wird für die Frühstücksrast auserkoren. Gesättigt und aufgewärmt, bin ich plötzlich sehr gut drauf. Meine miese Laune von gestern ist wie weggeblasen. Also alles was mir fehlte, ist ein bisschen Sonne! Und natürlich tut die kurze Strecke heute ihr übriges dazu. So hatten die gestern erarbeiteten zusätzlichen Kilometer wenigstens was Gutes.

Die Sonne verschwindet wieder und die Kälte kommt zurück. Ich biege zwei Mal falsch ab und muss mal wieder querfeldein marschieren. Und wieder bin ich froh, mich doch für wasserfestes Schuhwerk entschieden zu haben. Und das, obwohl ich ja eigentlich wasserdurchlässige Schuhe bevorzuge. In der durchnässten Weide wäre sofort das Wasser drin gestanden. 

Nach einer kurzen Verwirrung, eine Straße, auf welcher der Jakobsweg entlang lief, gibt es nicht mehr, entscheide ich mich für eine weitere lange Pause. Ich bin fast am Ziel und meine Unterkunft stellt mir ausnahmsweise das Zimmer zwei Stunden früher zur Verfügung. Aber selbst dafür bin ich zu früh dran. Wieder scheint die Sonne und die Aussicht ist grandios.

Und dann, urplötzlich, beginnt es wie aus Eimern zu schütten. So schaffe ich es, 20 Minuten von meiner Unterkunft entfernt, bis auf die Unterhose durchnässt zu sein. Apropos durchnässt, meine gestern gewaschenes Zeug, welches am Rucksack zum Trocknen hing, hats natürlich auch nicht wasserlos durchgeschafft 😀

Ach, eines fällt mir noch ein. Auf einer Weise sah ich mehrere weibliche Kühe (oder ist jede Kuh weiblich, da das männliche pendant ein Bulle ist?), die sich gegenseitig bestiegen. Also, dass Homosexualität im Tierreich weit verbreitet ist, ist ja schon lange bekannt. Aber zwei Kühe? Ich mein… das funktioniert doch nicht einmal?

Wie dem auch sei. Liege jetzt mit frisch aufgestochenen Blasen (mittlerweile kann ich echt kaum mehr hatschen) und 4 Spinnen-Freunden im Zimmer, in meinem warmen Bettchen und bereite mich mental auf die nächsten Tage vor. Die kommenden 3 Etappen sind die anspruchsvollsten während meines Wanderurlaubs. Zumindest bezogen auf die Etappenlänge.

In diesem Sinne, auch euch eine erholsame Nacht 🙂