Tag 31: Hamilton
Ja, ich bin noch immer in Hamilton 😀 Warum? Weil ich faul bin.
Der Wecker reißt mich aus tiefem Schlaf und ohne zu zögern entscheide ich eine weitere Nacht in der Stadt zu bleiben. Nicht weil ich muss, oder mir irgendwas weh tut (ja gut, die Füße tun immer irgendwie weh), sondern weil ich heute einfach absolut keine Lust aufs Wandern habe. Trotzdem darf ich nicht den ganzen Tag rungammeln, ich muss noch Lebensmittel besorgen. Denn ich umfahre ja den (Schlamm)Berg und den darauffolgenden Abschnitt, der einem Fluß folgt und wo dringend abgeraten wird diese Etappe bei hohem Wasserstand zu machen. Insgesamt überspringe ich somit 5 Tagesetappen. Komme dann aber auch gleich in abgeschiedenere Regionen, wo es für mindestens 7 Tage keine Verpflegungsmöglichkeit gibt. Da muss der Futterbeutel vorher noch ordentlich aufgefüllt werden 🙂
Obwohl es bewölkt ist, hat es angenehme Temperaturen. Und weil die Shops ein gutes Stück von meiner Unterkunft entfernt sind, will ich meine Hikingshorts anziehen. Wo sind die bloß? Oh…. mein…. Gott… mir schießt ein, dass ich sie in Auckland (bzw in diesem Vorort) zum Trocknen aufgehängt habe… und da hängen sie halt immer noch. Das ist wirklich selten dämlich. Ich ärgere mich massiv über mich selbst, habe aber mittlerweile gelernt während der Ärgerei das Problem zu lösen. Nur jammern bringt halt auch nix 😉
Bustickets hin und zurück kosten fast so viel wie neue Hosen, also spare ich mir die 6 Stunden Busfahrt und kaufe mir das exakt gleiche Modell nochmal. Dummheit gehört halt bestraft. Immerhin gibt es hier in Hamilton wenigstens so ein Geschäft, das meine Shorts hat (ist eine Eigenmarke von MacPac).
Was brauche ich noch? Ahja, eine größere Gaskartusche, ich möchte am Abend gerne warm essen. Bis jetzt konnte ich ja fast immer zumindest eine warme Mahlzeit am Tag irgendwo aufgabeln, da blieb mir das Kochen erspart. Aber ziemlich sicher steht mitten im Wald kein Burger King. Und was steht natürlich neben den Gaskartuschen? Ein Kochtopf im Angebot. Es ist ein ähnliches Modell wie mein kleines Häferl, nur eben bisschen größer und es passt auch die große Gaskartusche rein. Ich hadere wirklich lang mit mir. Das kann ich doch nicht bringen… einen neuen Topf kaufen obwohl ich gerade einen anderen weggeschmissen hab. Andererseits ist es genau so ein Modell, wie ich es gerne hätte. 850 Milliliter Fassungsvermögen, aus Titan und mit einem klappbaren Griff. Ok, es ist nicht GENAU das Modell, welches ich gerne hätte (möchte was mit verschraubbarem Deckel), aber für umgerechnet nichtmal 20 Euro ist es einen Versuch wert. Vielleicht habe ich ja endlich einen Topf gefunden, der mich glücklich macht 😀 Außerdem nehme ich mir einen Sonnenhut mit. Mein Kapperl zerlegt sich schon in alle Einzelteile und ich habe noch nie einen Hut ausprobiert, also wirds mal Zeit.
Nachdem ich jetzt einen ausreichend großen Kochtopf und mehr als genügend Gas habe, kann ich mir absolut alles aus dem Supermarkt mitnehmen, worauf ich Lust habe. Aber so kreativ wie ich nunmal bin, wurden es einfach gaaaaaanz viele Nudeln 😀 Und das übliche Zeug. Nüsse, Trockenfrüchte, Müsliriegel, Schokolade, Burritos, Thunfisch und anderer Kleinkram. Zusätzlich noch 4 Packerl dehydrierte Fertiggerichte. Theoretisch könnte ich vermutlich wieder mal 3 Leute durchfüttern und das mit 2 warmen Mahlzeiten pro Tag 😀 Nachdem ich so viele Etappen überspringe, will ich es jetzt langsamer angehen lassen und nur 20-25 Kilometer pro Tag machen. Also brauche ich statt den veranschlagten 7 Tagen zur nächsten Stadt eventuell 8 oder sogar 9, wenn es viel regnet. Und ich will ja nicht vom Fleisch fallen 😉
Wie geht es weiter? Zuerst ein kleiner Zwischenruf über meine Gefühlswelt. Die letzten Tage war ich schlecht gelaunt, mürrisch und demotiviert. Hauptsächlich weil ich wusste, dass der Mount Pirongi ansteht und ich auf dieses abartige Schlammfest einfsch absolut keinen Bock habe. Seit ich den Entschluss gefasst habe diesen Berg zu umfahren, geht es mir wieder besser. Ich dachte mir wozu soll ich mich zwingen? Schließlich bin ich hier um Spaß an der Sache zu haben und nicht um mich irgendwo durchzuquälen. Unter Hikern kommt man da sehr schnell in Verruf, wenn man Teile des Trails auslässt. Da muss man sich dann vor Augen halten, dass man den Weg ja für sich selbst macht und nicht für die Anderen. Habe ich ein schlechtes Gewissen? Vielleicht ein bisschen. Bin ich glücklich mit der Entscheidung? Definitiv.
Vorallem komme ich jetzt direkt in ein Gebiet, was für mich der Inbegriff dessen ist, was für mich hiken bedeutet. Wirkliche Wege und kein Trampelpfad mitten durchs Gebüsch, wo man ohne regelmäßige Beschilderung nicht erkennen kann wo es lang geht. Aber trotzdem anspruchsvoll mit vielen Höhenmetern unebenem Grund, wo man aufpassen muss wo man hinsteigt und für mich das Wichtigste: abgeschieden und ohne wirkliches Etappenziel. Einfach so lange gehen wie es gelüstet und dann das Zelt aufstellen. Genau das wollte ich und jetzt beginnt es endlich. Abseits der Zivilisation nur für sich und mit der Natur sein. Ich freue mich schon unheimlich drauf 🙂
Folglich bedeutet das für euch, dass der nächste Blogeintrag erst folgt, wenn ich Taumarunui erreicht habe und es wieder Handynetz gibt. Was wie bereits erwähnt vermutlich mindestens 7 Tage dauer wird.
Bis dann 🙂
Übrigens: Es schüttet gerade wieder. Nur weil ichs heute noch nicht erwähnt habe 😉