Abgekapselt

Der Zyklon ward überstanden. Wobei hier in Christchurch gab es nur ein paar Regentage, während es anders wo bis auf 800 Meter runtergeschneit hat. Sogar einige Skigebiete haben bereits geöffnet… 3 1/2 Monate zu früh! Man bedenke: Wir haben immer noch Sommer.

Am letzten der Regentage habe ich mich aufgemacht um einen Rundwanderweg um Christchurch zu begehen. Vereinzelte Schauer bis 11 Uhr…. pha… es hat bis um 3 durchgeschüttet. Etwas demotiviert machte ich zwei seeeeeeehr ausgedehnte Pausen in Kaffeehäusern. Leider führte der Weg erstmal mitten durch die Stadt, war aber überraschender Weise verhältnismäßig gut ausgeschildert. Vermutlich weil er erst vor 2 Jahren eröffnet wurde.

Allmählich ging es an den Stadtrand und rein ins Villenviertel. Als ich einen Hügel erklomm, musste ich an unzähligen imposanten Heimen vorbei, welche allesamt Blick über Stadt und Meer hatten.

Beste Hanglage. So lässts sich wohnen.

Mir war natürlich im Vorhinein klar, dass ich viel auf Asphalt unterwegs sein würde, aber ich habe ganz vergessen wie sehr die Straßenlauferei auf die Gelenke geht. Außerdem war (und wird auch nie sein) es nicht besonders schön neben Autos herzulaufen. Doch als ich am „Gipfel“ des Hügels angekommen war, befand ich mich plötzlich wieder in der Wildnis. Wunderschöne Aussichten und auch der Himmel hatte mittlerweile aufgeklart.

Mein Tagesziel war ein Campingplatz auf der Landzunge, welche man am Foto sehen kann. Glücklicherweise habe ich wenige Stunden zuvor online nachgesehen ob es dort Wasser gibt, denn man musste seinen Platz reservieren! Der Campingplatz ist nämlich versperrt und man kommt nur mit einem Zahlencode hinein (welcher nach der Zahlung übermittelt wird).

Es ging nochmal hinunter zum Meer und wieder rauf auf die besagte Landzunge. Ich war heute sehr langsam unterwegs, definitiv die ersten Auswirkungen des „nicht mehr täglich Gehens“. Trotzdem hatte ich Spaß, vorallem am letzten Abschnitt. Der Campingplatz selbst war ganz nett, ein alter Außenposten während des zweiten Weltkrieges. Rundherum konnte man auch ehemalige Flak- und Kanonenstellungen besichtigen, welche aber leider bis auf das Fundament abgetragen waren. Wie sich übrigens herausstellte wird der Code für das Tor nur benötigt, wenn man mit einem Camper hinein möchte. Ich konnte ganz bequem über einen Kuhsteig (heißt das so? Das Ding an dem man über den Zaun klettert) auf den Platz.

Nächster Tag. Tonnenweise Kondensation. Durch die hohen Temperaturschwankungen bildete sich ein kleiner Bach in meinem Zelt. Mit den ersten Sonnenstrahlen breitete ich sofort alles aus und startete erst als die Ausrüstung trocken war. Diese Etappe war um einiges fordernder. Fast TA Niveau! Permanentes rauf und runter auf überwucherten Wegen verlangten mir einiges ab. Durch die vielen dringend benötigten Pausen kam ich kaum voran. Na wenn das am PCT auch so wird… dann Gute Nacht. Problem: Der nächste Campingplatz war 38 Kilometer entfernt. Schnell wurde mir klar, dass ich es nicht mal ansatzweise auch nur in die Nähe des Campingplatzes schaffen würde. Aber mit Problemen beschäftigt man sich am Besten, wenn sie einen anspringen. Dabei kommen reflexartig die kreativsten Lösungen heraus! Warum hätte ich es hier also anders machen sollen 🙂

Es ging hoch hinaus und ich bekam einige herrliche Blicke über Christchurch. Mal aus einem anderen Winkel.

Christchurch von oben

Leider sieht man es auf dem Foto kaum, aber die Berge im Hintergrund waren alle angezuckert.

Ich traf auch einen Tramping Club. Das ist so ähnlich wie bei uns der Alpenverein, allerdings privat organisiert. Fast jede Stadt hat einen und besteht überwiegend aus Pensionisten, die gerne gemeinsam wandern gehen. Wie ich nunmal bin, habe ich mich natürlich grenzenlos vertratscht 😀

Bei „dem“ Lift der Stadt war es Zeit für eine Mittagspause. Den saftigen Burger hatte ich mir wahrlich hart erarbeitet! Was genau der Lift hier macht erschloss sich mir nicht. Keine Skipisten (liegt auch zu tief für konstanten Schnee im Winter) und gerade mal ein Wanderweg, der noch dazu nicht mal ein Rundweg ist. Vermutlich ein reines Touristenbums. Tausende Chinesen. Aber da kam mir die Idee! Der Lift konnte doch die Lösung für mein Problem sein! War ich halt nur 2 Tage unterwegs. Ich bin 3000 Kilometer durch Neuseeland gewandert, da musste ich mich nun wirklich nicht genieren wenn ich auch mal Lift fahre. Ich erkundigte mich nach dem Preis. Gratis! Nur die Fahrt nach oben wurde verrechnet. Somit war die Sache beschlossen.

Wieder auf Seehöhe angekommen, machte ich mich auf die Suche nach einem Schlafplatz. Zwar hatte ich erst 12 Kilometer hinter mir, aber bis 16 Uhr dafür gebraucht. Erst wollte ich in ein Hostel, erspähte dann aber einen Campingplatz und machte mich auf den Weg dorthin um Geld zu sparen. Wie sich später herausstellen sollte wäre das Hostel sogar günstiger gewesen 😀

Obwohl der Campingplatz mitten in der Stadt lag, war es angenehm ruhig in der Nacht. Das Hostel in dem ich die letzten Tage übernachtet hatte, war einfach grenzenlos furchtbar gewesen und ich wurde daran erinnert wie sehr ich die Zeltnächte doch genoss.

Neuer Morgen, gleiches Spiel. Bereits während der Nacht musste ich die Innenwand des Zeltes mehrfach abwischen um das permanente Getropfe in mein Gesicht zu unterbinden. Aber immer boch besser als dieses ekelige Hostel mit dem Partyvolk 😀 Doch leider war diesmal nichts mit trocknen, denn es blieb stark bewölkt und die Sonne linste nichtmal auch nur für einen Augenblick durch. Mein Zelt war so nass, als wäre es frisch aus der Waschmaschine gekommen. Dank meiner aktuellen Packordnung wurde das eingerollte Planschbecken außen am Rucksack verstaut. Da konnte es sich in Ruhe austropfen.

Ich hatte mich für ein Hostel in unmittelbarer Nähe des Flughafens entschieden. Das lag zwar weit außerhalb der Stadt, war aber entsprechend günstig und sah auf den Bildern bequem aus. Langsam schlenderte ich durch Christchurch und begutachtete nochmals die Schäden des Erdbebens. Goldgräberstimmung für Abbruchunternehmen.

Als ich beinahe angekommen war, kam eine Dame auf mich zu. Sie fuhr gerade zum Flughafen und ich hätte den Anschein erweckt als wollte ich das Land verlassen. Dankend lehnte ich ihr Angebot ab mich mitzunehmen. Auch wenn ich ein schlechtes Gewissen hatte, sie war ja extra stehen geblieben und ausgestiegen. Aber inzwischen war es sonnig und ich wollte die Wärme bei einem Spaziergang genießen.

Im Hostel angekommen, machte ich es mir in meiner Kapsel erstmal so richtig gemütlich. Kapsel? Ja, Kapsel!

Mein Schlafplatz

Die Achtbettzimmer (oder soll ich sagen „Achtkapselzimmer“) bieten viel Privatssphäre, vorallem weil sie mit eine Rollo „verschließbar“ sind. Super Konzept, habe ich so noch nie gesehen.

Was habe ich seither getrieben? Eigentlich fast nix. Bzw. eher organisatorische Sachen. Z.B um die letzten Berechtigungen für den PCT gekümmert, ein paar kleine Sachen bestellt und ins Hostel in San Diego schicken lassen (was hoffentlich klappt) und dann doch nochmal zurück in die Stadt gegangen um neue Einlagen für die Schuhe und eine Schutzhülle für den Rucksack für den Flug zu kaufen. Tja und eine Ersatzshorts, die ich jetzt vermutlich tausende Kilometer umsonst mitschleppen werde. Aber meine jetzige ist von einer neuseeländischen Firma, MacPac, mit einem unsagbar geilen Preis-/Leistungsverhältnis (35 Euro) und genauso wie ich es haben will. Hauchdünner elastischer Stoff, Gummibund und zwei Ziptaschen. Und nachdem sich bereits erste Anzeichen des Auseinanderfallens zeigen, muss ich mir natürlich Ersatz mitnehmen. Wer weiß was für ein Klumpert die einem in den Staaten andrehen wollen.

Meine SIM Karte für die USA habe ich auch schon. Wenn auch nicht einfach, denn es gab erst Probleme mit der Zustellung in das eine Hostel, dann wurde es zwar in mein aktuelles Hostel geschickt, haben aber vergessen meinen Namen draufzuschreiben…. Naja, hat ja geklappt im Endeffekt. Mir war es wichtig die SIM Karte bereits vor meiner Einreise in die USA zu bekommen, denn nicht dass mir sowas wie letztes Jahr nochmal passiert, wo mich 3 Sekunden Google Maps 50 Euro gekostet haben.

Und ich werde vermutlich auf Videotagebuch umstellen. Mir ist aufgefallen, wenn ich nicht täglich einen Blogeintrag schreibe und mehrere Tage zusammenkommen, gehen so viele Informationen verloren. Weil ich mich entweder nicht mehr erinnern kann, oder beim schreiben schlichtweg vergesse es zu erwähnen. Mal schauen wie das funktioniert, will es aber auf jeden Fall ausprobieren. Eigentlich möchte ich es auch gerne auf englisch machen, denn ich habe nicht nur am Jakobsweg, sondern auch in Neuseeland viele neue Menschen aus aller Welt kennengelernt, die mir bis jetzt immer wieder schreiben um zu erfahren was ich so treibe und so gerne den Blog lesen würden, aber eben kein deutsch können. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass ich mich in englisch nicht so ausdrücken kann wie ich gerne möchte. Eine Zwickmühle. Probieren geht über studieren!

Zum Schluß noch ein kleines Schneeupdate vom PCT. Mittlweile hat es so viel geschneit (GSCHNIEBN! Sorry, musste jetzt einfach raus), dass sogar mehrere Skiresorts schließen mussten. Der Schnee ist nämlich so hoch, dass die Lifte stecken bleiben. What…. the….. fuck….. Aber zum „Glück“ bin ich ja schon so früh am Trail, dass hoffentlich der Schnee mit einer Eisschicht überzogen sein wird, auf der man dann gemütlich spazieren gehen kann. Somit wäre es auch irrelevant wie hoch der Schnee ist.

Meine Ausrüstung habe ich dahingehend adaptiert, dass ich mir den neuen Schlafsack mit den -15 Grad Komforttemperatur bereits nach San Diego schicken ließ um ihn auch direkt beim Start parat zu haben. Es hat in der Wüstenregion gleich zu Beginn nämlich gerade gemütliche -9 Grad in der Nacht. Das würde ich in meinem jetzigen Schlafsack wahrscheinlich nur mit Müh und Not überleben 😀

Weiters hat mir mein Papa dankenswerterweise die Microspikes vorgeschickt. Muss nämlich vor den Sierras über einen Bergkamm, der bei Eis extrem gefährlich ist, aber mit den Spikes locker machbar. Für die Sierra Nevada werde ich vermutlich auf wasserdichte Bergschuhe und Steigeisen umsteigen. In der Theorie sollte es zu der Zeit, zu der ich die Sierras betrete (voraussichtlich Mitte April), noch kaum Flussquerungen geben (man geht über Schneebrücken) und somit macht es mehr Sinn die Schuhe trocken zu halten, da mir sonst nicht nur die Zehen abfrieren würden, sondern ich jeden Morgen meine Schuhe erst wieder auftauen müsste 😀

Das war mein letztes Update aus Neuseeland. Die letzten drei Tage werde ich noch schön in meiner Kapsel rumgammeln und ich melde mich wieder bei euch kurz bevor es auf den PCT geht. Genießt den angehenden Frühling, habe gehört eine Warmfront kommt auf Österreich zu. Machts gut, hab euch Lieb.