Was war, was ist und was sein wird

Christchurch

Habe mir gedacht es ist mal wieder Zeit für ein Update 🙂

Gleich am nächsten Tag nach Ende des Trails bin ich mit Christian (zufällig im selben Bus) nach Dunedin gefahren. Dort hatte ich vermutlich das beste Hostel der Welt. Riesige Zimmer mit nur 6 Betten drin und sehr gemütliche Atmosphäre. In dem alten, aber renovierten, Herrenhaus konnte ich mich ausgezeichnet erholen. Irgendwie war die ganze Klientel eine andere. Keine Partyleute und auch der Altersdurchschnitt war für ein Hostel relativ hoch (auch viele Pensionisten). Es hat sich Hogwartz genannt und einige wenige Anspielungen auf Harry Potter enthalten. Da wäre locker mehr drin gewesen 🙂

Dunedin ist eine für neuseeländische Verhältnisse schöne Stadt. Es ist ganz deutlich der „alte“ europäische Einfluss zu erkennen. Dunedin heißt auf gälisch übrigens Edinburgh, was die schottischen Wurzeln der Stadt erkennen lässt. Außerdem wird diese Gegend auch als Studentenzentrum Neuseelands bezeichnet. Neben einem riesigen Universitätsareal gibt es auch unzählige Colleges. Und sogar ein eigenes Studentenviertel, was mir aber zugegebenermaßen etwas zu chaotisch war 😀

Ich habe jeden Tag etwas mit Christian unternommen. Hauptsächlich haben wir uns zu den Mahlzeiten getroffen oder um Sachen zu kaufen. Apropos Sachen kaufen. In einer besonders hellen Sekunde habe ich meine Schuhe noch in Bluff weggeschmissen. Nur leider gab es „mein“ Modell in Dunedin nicht. Und so bin ich halt tagelang in Schlapfen herumgelatscht, ehe ich eher zufällig andere Schuhe gefunden habe, die vielleicht sogar besser sind als meine üblichen Salewa Ultra Train 2. Weiß gar nicht wie die heißen. Sind von La Sportiva, extrem leicht und hauchdünn. Bis jetzt top, bin gespannt wie sie sich am Trail machen.

Wir haben auch den botanischen Garten der Stadt besucht und wollten unter anderem mit dem Rad zu einem Strand fahren… habe aber nach wenigen Kilometern erneut festgestellt, dass ich radfahren eigentlich nicht mag und habe Christian stehen gelassen und bin umgedreht 😀 Zum Glück ist er aber nicht nachtragend 😉 Schade um das Geld, mittlerweile bin ich nämlich total pleite und muss auf die ganzen Ausflüge (wie z.B. eine Pinguintour, welche ich unbedingt machen wollte) verzichten. So wollten wir auch noch gemeinsam auf die Nordinsel fliegen, was aber nicht mal ansatzweise mit meinem restlichen Budget vereinbar ist.

Aber wir haben uns entschieden gemeinsam nach Christchurch zu fahren und dort etwas Zeit zu verbringen, bevor er dann alleine nach Norden fliegt.

Christchurch selbst ist leider überhaupt nicht schön, was aber auf das Erdbeben zurückzuführen ist, welches ja quasi das gesamte Stadtzentrum ausradiert hat. Immernoch stehen viele verfallene Gebäude herum und überall ist Baustelle.

Mir stellte sich die Frage was ich denn so lange noch in Christchurch machen soll. Ohne Geld ists halt blöd. Es gibt auch keine Mehrtageswanderungen in der Nähe (das einzige was halt gratis ist), außer einer Rundtour um und in Christchurch. Mit Christian war ich (wieder mal) in einem botanischen Garten und in einem Wildlife Park. Wobei das eher ein Streichelzoo war, aber wirklich ziemlich cool!

Mein kleiner Freund Christian

Das Highlight unseres Aufenthaltes in der Stadt war vermutlich eine Delphintour. Die ich mir nur leisten konnte, weil Christian dankenswerterweise meinen Anteil in Euros entgegengenommen hat, welche ich schon monatelang mit mir herumschleppte.

Delphine! Sorry für den Finger 😀

Chrisrian hatte ein Zusatzpaket um mit den Tieren (in freier Wildbahn lebend) zu schwimmen. Der Skipper ist zwar mehrere Stellen der Bucht angefahren, aber bis auf wenige kurze Sichtungen war nicht sehr viel mit Delphinen, somit musste Christian auf die Plantscherei leider verzichten.

Heute haben wir uns verabschiedet. Christian müsste jetzt schon im Flieger nach Rotorua sitzen und ich werde die letzten 14 Tage alleine verbringen. Aber was machen? Wie bereits erwähnt ist Budgettechnisch nicht mehr drinnen als im Hostel herumzusitzen und auf den 6. März zu warten. Achja, das Hostel in dem ich bin ist der letzte Müll. Eine Partyabsteige sondergleichen. Es gibt nur ein Badezimmer für 160 Menschen. Dementsprechend sind die Klos zugeschissen, die Duschen überflutet und der Bode verklebt. Außerdem schimmelt in meinem Zimmer irgendwo was, es stinkt einfach bestialisch. Ist aber die günstigste Unterkunft der Stadt.

Vielleicht werde ich noch eine kleine Wandertour machen, dazu müsste ich aber wieder einen Bus nehmen, weil alle Wanderwege 400 Kilometer entfernt sind. Erst aber mal abwarten, denn es fegt bald ein Zyklon über Neuseeland, da muss ich dann auch nicht unbedingt wandern 😀

Sonst vertreibe ich mir die Zeit mit Planung für den PCT. Es ist nämlich ein Rekordschneejahr für Kalifornien. Allzeitrekord seit Aufzeichnungsbeginn. Mammoth Lake zum Beispiel, wo ich direkt durch muss, hatte bis jetzt 13,7 Meter Niederschlag und es ist weiterer Schneefall für die nächsten 10 Tage angesagt. Könnte interessant werden 😀 Ich bin ernsthaft am überlegen ob ich nicht einen wärmeren Schlafsack nehmen soll. In meinem jetzigen wirds gegen 0 Grad schon etwas frisch. Er hat leider bereits viele Federn gelassen und dadurch dämmt es nicht mehr ganz so gut. Würde mir gerne einen Schlafsack mit einer Komforttemperatur von -15 Grad besorgen, allerdings kostet der 399 US Dollar. Da probier ich lieber mit meinem aktuellen durchzukommen, wenn ich kurz vorm erfrieren bin, dann steig ich halt um 🙂

Weitere Sorgenkinder sind Rucksack und Zelt. Der Rucksack sieht schon sehr mitgenommen aus, bin aber eigentlich relativ zuversichtlich, dass er durchhält. Was ich vom Zelt nicht behaupten kann. Es hat bereits viele Risse und besteht mittlerweile zum Großteil aus Tape, damit es nicht komplett auseinanderfällt 😀 Aber Zelt ist zum Glück nicht so kritisch wie Schlafsack oder Rucksack. Im Ernstfall kann man auch mal paar Tage unter freiem Himmel schlafen… sofern es bis dahin aufgehört hat zu schneien 😀

Der viele Schnee hat aber auch seine guten Seiten. Anwohner berichten, dass Flüsse, welche seit Jahrzenten ausgetrocknet sind, wieder Wasser führen und mit einer „grünen Wüste“ zu rechnen ist, was eine „one time in a generation“ Erfahrung ist. Insofern kann ich mich eigentlich glücklich schätzen, auch wenn die Alpinregion durch den harten Winter anspruchsvoller werden wird. Immerhin komme ich häufiger an bzw. über 4000 Meter! Wir werden sehen, werds schon irgendwie überleben 🙂 Hatte ja leider Pech, dass ich auf die Schnelle niemanden gefunden habe, der für mich online einen besseren Starttermin für den Trail reserviert hat und ich somit jetzt nicht nur sehr früh starten muss und ohnehin in den Winter der Sierra Nevada gekommen wäre, es ist halt auch noch ein Rekordwinter. Naja, immerhin hats dann noch nicht so viel Schmelzwasser, wodurch die Flussquerungen deutlich einfacher werden!

Gut. Dann gammel ich mal weiter vor mich hin (genauso wie die unbekannte Stinkbombe in meinem Zimmer) und hoffe, dass der Zyklon bald vorüber zieht, damit ich vielleicht doch noch bisschen wandern kann.