Fernweh

Während meiner Wanderung habe ich viele Formen des Schmerzes durchgemacht. Muskelschmerz, Gelenkschmerz, Herzschmerz… hauptsächlich aber eher jede Art von Wehwechen, welches man sich rund um die Füße vorstellen kann. Oder auch nicht vorstellen kann, weil man gar nicht wusste was da so alles weh tun kann.

Völlig neu ist mir jedoch ein Schmerz, welchen ich bis dato noch nicht kennen gelernt habe. Ein Drücken, tief im Brustkorb. Ein Verlangen auszubrechen. Ausbrechen im Sinne von: „ICH WILL WEG!“ Klassisches Fernweh sozusagen.

Es ist ja nicht so, als wäre ich nicht schon rum gekommen. Allerdings war reisen nie etwas, das ich gern gemacht habe. Ich bin kein klischeehafter „Reisen ist mein größtes Hobby“ Typ. Ja, natürlich war es ganz nett etwas Neues zu sehen, aber ich bin eigentlich immer „mitgefahren“ und nie selbst „hingefahren“. Bis auf Rom, was mir wirklich sehr gut gefallen hat und sozusagen Liebe auf den ersten Blick war, hatte ich auch nie das Gefühl irgendetwas zu vermissen. Was möglicherweise daran liegt, dass ich offenbar einfach keine Lust auf Massentourismus habe. Wieso dann also trotzdem Fernweh?

Was mir wirklich extrem abgeht ist die Abgeschiedenheit. Mit sich selbst und der Natur alleine sein, in Etappen voraus zu planen und einfach nur die Freiheit der Natur genießen. Besonders kommt mir ein bestimmter Tag in Neuseeland in den Sinn. Es war die Überquerung des Stag Saddle (wo auch das Foto im Header der Website entstanden ist). In diesem Augenblick war ich von der mich umgebenden Schönheit so sehr überwältigt, dass ich mir kaum die Tränen zurück halten konnte. Diese Augenblicke sind es, welche das Fernweh in mir auslösen.

Ob ich Lust hätte auf eine weitere Weitwanderung? Jetzt aktuell nicht. Dafür sind die Erinnerungen der Mühen noch zu frisch. Minusgrade in der Nacht, kniehoher Schlamm, jeden Tag nasse Schuhe… ja, ist ein Abenteuer…. aber jetzt gerade brauche ich das alles nicht noch einmal durchgehend für ein halbes Jahr 😀
Zugegeben, ganz losgelassen hat mich die Geschichte noch immer nicht. Wie denn auch, war es doch vielleicht die prägendste Erfahrung meines Lebens.

Wie also das Fernweh bekämpfen? Ich habe mir einige Gedanken dazu gemacht wie ich diese Zeit nochmals durchleben könnte und bin so auf eine Idee gekommen:
Einige Freunde haben mich gefragt ob ich so eine Art Präsentation oder Vortrag über meine Reise machen könnte. Persönlich finde ich, dass ein Vortrag viel zu wenig in die Tiefe geht um auch wirklich vermitteln zu können, was da denn alles passiert ist. Eine Verbindung aus Präsentation, Fragestunde, Diashow und Plauderei erscheint mir eine gute Kombination und so habe ich mich dazu entschlossen die ganze Angelegenheit als Stream im Internet zu übertragen. Und zwar in Form einer wöchentlichen Show, wo wir uns gemeinsam Stück für Stück durch den Blog arbeiten und die Erlebnisse mit bisher unveröffentlichtem Bildmaterial hervorheben.

Wer möchte, kann mich auf meiner Reise durch die Reise auf www.twitch.tv/volldafill begleiten. Jeden Sonntag um 16 Uhr. Da wir das Ganze kapitelweise abarbeiten, wird die „Sendung“ vermutlich jeweils 1,5 – 2 Stunden dauern. Zuschauen kann jeder, wer mitchatten möchte, muss sich kostenlos auf der Plattform registrieren. Jeder ist herzlich eingeladen zu kommen, zu bleiben und zu gehen wann er will.

Ich bin mir zwar nicht ganz sicher, ob diese Aktion das Fernweh nicht eher anstachelt anstatt zu vermindern, aber ich freue mich jetzt schon darauf, die alten Blogeinträge zu durchstöbern.