Kreislauf

Diesen Eintrag habe ich im Laufe der letzten Woche mehrfach geschrieben und immer wieder als Entwurf gespeichert, verändert, adaptiert und letztendlich komplett gelöscht. Und wieder fange ich von vorne an.

Von vorne Anfangen. Das betrifft auch mein Arbeitsleben. Nach reichlicher Überlegung habe ich mich dazu entschlossen die Ausbildung zum Einsatzleiter bei der ÖBB nicht fortzusetzen. Das Erlernte deckt sich so gar nicht mit meiner Vorstellung dieses Berufsbildes und nachdem der Kursleiter offenbar noch dazu eine persönliche Aversion gegen meine Person hatte, habe ich die ganze Geschichte vorzeitig beendet. Also wieder einen neuen Job suchen.

Interessanterweise mache ich bei der Unterschriftleistung der Auflösung des Dienstverhältnisses drei komplett unterschiedliche emotionale Ebenen durch.

Erleichterung

Während meiner Fahrt in die Personalabteilung am Praterstern fühle ich mich durchaus erleichtert. Es ist eine Last die abfällt. Denn ich habe mir geschworen nie wieder etwas zu machen, das ich absolut nicht machen will. Und so eine Situation war die Ausbildung zum Einsatzleiter. Relativ schnell habe ich bemerkt, dass es doch nicht das ist, was ich mir vorgestellt hatte. Dieser Zwang etwas tun zu müssen, wogegen sich der Körper mit jeder Faser wehrt erzeugt einen unangenehmen Druck in der Magengegend. Bei mir löst das dann regelrechte Fressattacken aus, wodurch in nur zwei Wochen beinahe 5 Kilo zugenommen habe. Mit Fressattacke meine ich nicht nur Heißhunger, sondern alles reinstopfen, was sich nicht wehrt. Auch, wenn mir schon schlecht ist und ich bei jedem Bissen fast kotzen muss. Ein erstes Zeichen, dass ich mich in einer Situation befinde, die mir nicht „schmeckt“. Kaum hatte ich meine Entscheidung getroffen die Ausbildung zu beenden, ist auch der nicht-Hunger-Hunger verschwunden. Und so gehe ich locker flockig und leichten Schrittes zu der HR Dame um meine Unterschrift zu leisten.

Wut

Rein, Unterschrift, raus. Während ich noch ein paar Worte dazu sagen wollte, warum ich denn jetzt alle hinschmeiße, wurde ich auch schon wieder hinaus begleitet. Der ganze Vorgang war in wenigen Sekunden beendet. Irgendwie macht mich das wütend. Nicht gehört werden zu wollen. Auch wenn ich mich in keinster Weise schuldig fühle, habe ich doch das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen. Oder schöner formuliert: Ich würde gerne Feedback geben. Dass ich nicht einmal ein Gespräch wert war, macht mich wütend. Wobei ich ehrlicherweise nicht genau sagen ob ich nicht vielleicht in Wahrheit auf mich selbst wütend bin. Einen tollen Job habe ich abgesagt um diese Ausbildung antreten zu können und jetzt habe ich weder das Eine, noch das Andere. Ich fühle mich kurz hilflos, denn wieder einmal liegt der Finger auf der Reset-Taste. Hilflosigkeit schlägt bei mir rasch in Wut um und so bin ich wütend. Dabei weiß ich nicht einmal auf wen eigentlich.

Unentschlossenheit

Nachdem ich heute bereits beide extreme auf der Entscheidungsfreudigkeitsskala durch habe, befinde ich mich jetzt gerade exakt in der Mitte. Was machen? Die Logik gebietet natürlich weiterhin einen Job zu suchen, was ich natürlich auch mache.
Aber wenn ich ganz tief in mich hinein horche, dann höre ich eine leise Stimme, welche immerzu flüstert: „Befreie dich!“. Ich müsste lügen, wenn ich mir nicht selbst eingestehen würde, dass ich das Leben in der Natur sehr vermisse. Gerade in solchen Momenten der Unentschlossenheit. „Da draußen“ sind die Menschen einfach, das Leben ist einfach. Auf der anderen Seite weiß ich auch, dass selbst das einfache Leben da draußen keines ist, welches ich längerfristig führen möchte. Manchmal macht man sich einfach Gedanken über Dinge. Und dann braucht man jemanden, der einfach nur zuhört. Dieser Jemand seid ihr. Also vielen Dank fürs Zuhören 🙂

 

Zum Ausgleich, und natürlich um die überschüssigen Kilos wieder los zu werden, habe ich gleich heute eine Mitgliedschaft in einer Einrichtung zur körperlichen Ertüchtigung erworben. Sprich ich geh ins Gym pumpen. Oder zumindest radeln am Liegerad. Bissl Bewegung hat schließlich noch niemandem geschadet.