Jakobsweg 103: Symbiose

Condom … 😀 – Eauze (ca. 33 Kilometer)

Ich muss wieder mal was loswerden bevor ich auf den heutigen, diesmal wirklich absolut ereignislosen, Tag eingehe. Martin und ich haben eine tolle Symbiose entwickelt. Jeder macht sein eigenes Ding, aber doch gehen wir den Weg gemeinsam. Entscheidungen werden immer sehr problemlos getroffen. Soweit ich mich erinnern kann, gab es zwischen uns nicht eine einzige Diskussion über unseren Schlafplatz, wo wir essen gehen, wann wir einkaufen, wie wir den Weg gehen und so weiter. Mal steckt der Eine zurück, mal der Andere. Oder es macht eben jeder „sein Ding“. Aber auch das funktioniert immer reibungslos. Eigentlich sind wir so, wie vermutlich jede Ehe funktionieren sollte 😀 Tatsächlich ist es eine Art Symbiose, unsere beiden Charaktere passen sehr gut zusammen. So haben wir auch für heute entschieden getrennt nach Eauze zu gehen. Ich will einfach viele Pausen machen und Martin möchte gerne wieder flitzen.

Und das ist der Grund warum ich mich um 5:30 Uhr aus dem Bett quäle. Ich habe wirklich gut geschlafen. War ja auch echt totmüde gestern. Leise versuche ich meine Sachen zu packen um Martin nicht aufzuwecken. Zwar führe ich mich kurzzeitig auf wie ein Berserker, aber Martin meinte später, dass er kaum etwas mitbekommen hätte. Symbiose halt 🙂

Kurz nach 6 bin ich auf dem Weg. Es ist angenehm kühl. Laut Wetterbericht wirds heute allgemein kühler. Nur 27 Grad. Trotz der Hitze der letzten Tage stoße ich auf eine Stelle mit einem unausweichlichen Matschdesaster. Aber der Gatsch geht nur bis zu den Knöcheln, möchte nicht wissen wie das aussieht, wenns mal so richtig feucht ist. Wenigstens bekomme ich kurz danach eine schöne Sitzgelegenheit für eine ausgedehnte Frühstückspause. Leider aber ohne Mistkübel, was mich dazu verdammt, das unverbrauchte und nicht wiederverschließbare Käsezeugs der Jause mit der Hand für mehrere Kilometer rumzutragen. Immerhin habe ich jetzt freie Hände. Seit mehreren Tagen schon habe ich die Wanderstöcke an den Rucksack geschnallt. Das Gelände in dieser Gegend ist sehr einfach zu begehen und ich habe die Stöcke deshalb die meiste Zeit nur rumgetragen.

Langsam schleife ich mich durch Montreal auf der Suche nach einem Platz für eine Mittagspause. Heute bin ich deutlich unter meiner normalen Geschwindigkeit. Meine Füße haben seltsame nicht-Blasen Blasen, die ziemlich weh tun und müde bin ich nach wie vor. Obwohl die Etappe wirklich sehr flach ist (oder vielleicht gerade weil), merke ich jede noch so kleine Steigung.

Die Mittagspause war erfrischend, aber ich habe noch nichtmal die Hälfte hinter mir. Ab jetzt gehe ich durchgehend auf einem breiten und gut präperierten Wanderweg, welcher durch einen Wald führt. Zwar etwas eintönig, aber dafür schön schattig.

Bei einer Pilgerraststätte holt mich Martin das erste Mal ein. Eine beachtliche Leistung, wenn man bedenkt, dass er fast 3 Stunden nach mir weggegangen ist. Während er eine längere Pause machen möchte, gehe ich mal voraus.

Kurz vor Eauze schließt Martin auf. Wir gehen zu einer Herberge, aber auf läuten und klopfen macht niemand auf. Ich rufe die angegebene Nummer an, nur leider spricht mein Gegenüber ausschließlich französisch. Ironischerweise verstehe ich was man von mir will, verfüge aber nicht über ausreichend Sprachkenntnisse um mich verständlich mitzuteilen. Das Telefonat endet ohne Ergebnis. Ich habe es einfach nicht geschafft zu sagen, dass wie vor der Tür stehen.

Während Martin eine andere Gite in der Stadt suchen möchte, habe ich einfach absolut keine Lust nach 33 Kilometern in der Gegend herum zu irren. Also steuere ich das nächste Hotel an und nehme mir dort ein Zimmer. Blöd gelaufen, denn Martin schreibt mir, dass die nächste Herberge gleich ums Eck gewesen wäre. Naja… nächstes Mal 😀

Mein Körper schreit nach Energie, also führe ich ihm ein 3 Gänge Menü zu. Sommersalat, Beef Tartar und eine Art Caramelpudding. Jetzt bin ich satt 😀

Na gut meine Lieben. Ich muss jetzt noch meine Füße verarzten. Sachen aufstechen und Flüßigkeiten rausdrücken *iiiiiiihhhhh*, damit ich morgen hoffentlich wieder schmerzfrei wie eine junge Gazelle über den Camino hüpfen kann 😉