Jakobsweg Tag 104: Füße kaputt?

Eauze – Nogaro (ca. 21 Kilometer)

Ich habe mich dermaßen im Doppelbett herumgewutzelt, dass ich auf der rechten Seite eingeschlafen bin und in der Nacht auf der linken Seite fast runtergefallen wäre. Warum auch immer ich den Wecker auf 6:30 Uhr gestellt habe, wenn die Tagesetappe nur knapp über 20 Kilometer lang ist, kann ich mir wirklich nicht erklären. Naja, ein bisschen schon. Heute sind Martin und ich das letzte Mal gemeinsam in einer Unterkunft. Denn er muss für 2 Wochen nach Hause. Da haben wir natürlich was ganz nettes gebucht. Ein Apartment mit Küche und Garten. Um noch einen letzten Abend gemeinsam zu chillen, wollen wir relativ früh eintreffen.

Also raus aus den Federn und rauf auf den Weg. Martin geht von seiner Herberge etwas später weg, wodurch er mit seiner Wohlfühlgeschwindigkeit langsam aufholen kann. Die ersten 10 Kilometer lege ich ohne Pause zurück. Zum Glück ist das Gelände flach und einfach. Meine Füße schmerzen höllisch. Nicht von den Gelenken, Muskeln oder Sehnen her, ich habe unzählige Blasen und offene Scheuerstellen. Woher das jetzt auf einmal kommt kann ich nur mutmaßen. Ich laufe ja nach wie vor in den Salomon Speedcross 4 rum. Die Schuhe sind sehr weich und verziehen sich deshalb leicht. Weil ich nach innen wegknicke, sind die Schuhe nach einiger Zeit ziemlich schief. War bei allen Paaren bis jetzt so, nur diesmal sind sie wirklich extrem stark verzogen. Dadurch drückt mir die nach außen aufgewölbte Sohle bei jedem Schritt seitlich in den Fuß rein. Und da haben wir den Salat. Mir tut wirklich jeder Schritt verdammt weh und ich bin eigentlich mehr am humpeln als am gehen. Vielleicht sollte ich so Einlagen ausprobieren, die den Innenfuß stützen. Leider gibt es in Frankreich kaum Sportgeschäfte (was nicht verwunderlich ist, man sieht auch kaum Franzosen, die Sport machen), da werde ich wohl noch eine Zeit lang mit meinen kaputten Füßen kämpfen müssen.

Irgendwie habe ich den Faden verloren… ahja 10 Kilometer. Die Hälfte der Strecke bietet sich gut als Pausenstation an. Ein größeres Dorf mit ein paar Picknickbänken. Hier warte ich auf Martin. Zwei Tagesausflügler gehen den Jakobsweg mit einem Esel. Sehe ich zum ersten Mal, macht aber auf jeden Fall einen witzigen Eindruck 😀 Martin kommt angetrabt (oder aus meiner Perspektive eher angerannt) und wir jausnen zusammen. Ein Anruf bringt schlechte Neuigkeiten. Unsere Unterkunft wurde überbucht und wir müssen uns was Neues suchen. Herberge wollen wir für heute keine, denn es soll ja ein gemeinsames Abschiedschillen werden. Ein Hotel mit Klimaanlage, Pool und Restaurant soll es werden. Dafür nehmen wir sogar einen kleinen Umweg in Kauf 🙂

Wieder gehe ich vor, während Martin noch kurz bleibt. Ich möchte bei einer netten Pausengelegenheit auf ihn warten, finde aber lange nichts, bis ich mich dann kurz vor Nogaro auf ein schattiges und nicht von anderen Pilgern „verunreinigtes“ Wiesenplatzerl pflanze. Martin schließt wieder auf und wir gehen das letzte Stück gemeinsam.

Im Hotel angekommen chillen wir richtig hart und gönnen uns ein Abendessen. Mir fehlt Martin jetzt schon, auch wenn wir uns morgen ja nochmal sehen. Er geht wirklich flott, aber 2 Wochen Rückstand wird vermutlich auch er nicht wett machen können.

In diesem Sinne beende ich den Eintrag für heute, damit ich noch bisschen mit Martin plaudern kann. Bis morgen meine Lieben!