Jakobsweg Tag 10: Aussen knusprig braun, innen zart und saftig

Ybbs a.d. Donau – Amstetten (ca. 24 Kilometer)

Wir sind zweistellig *yay* 🙂 Ich freu mich tierisch doch schon so weit gekommen zu sein trotz des Knie-Rückschlags. In der Früh tut das Knie noch immer weh, aber sobald ich „warm gegangen“ bin verschwindet der Schmerz zunehmend.

Das Frühstück war mittelmäßig und beim check-out bekomme ich die höchste Rechnung bis jetzt vorgelegt. Aber gut… ich hab gestern Abend mit dem Barkeeper nett geplaudert und so sinds ein paar Achterl mehr geworden 😉 Dafür habe ich ausgezeichnet geschlafen. Obs jetzt am Bett oder an den Achterln lag kann ich nicht sagen 😛

Ich befinde mich das erste Mal auf einer überhaupt nicht beschrifteten Etappe. Bis jetzt bin ich ja dem Jakobsweg gefolgt, welcher wirklich sehr gut ausgeschildert ist, oder war auf dem Donauuferradweg unterwegs, der zugegebenermaßen sehr schwer zu verfehlen ist. Heute gings durchwegs abwechselnd über Feldwege, Freilandstraßen und Gehsteige. Folglich, wie ihr mich halt kennt, habe ich mich gleich am Start verlaufen und habe so einen etwas größeren Umweg machen müssen. Es war sehr mühsam die richtigen Wege zu finden, was darin geendet hat, dass ich permanent auf die Karte schauen musste.

Bei der Mittagseinkehr habe ich mir dann einen Radrundweg rausgesucht, welcher in etwa meinem Weg folgt, aber gut beschildert ist. Zudem ging ich mal davon aus, dass der Tourverlauf entlang wenig befahrenen Straßen gewählt ist (was sich bestätigt hat). Die Wirtin fragt mich sofort ob ich auf dem Jakobsweg unterwegs bin (was interessant ist, da der Ort nichtmal am Jakobsweg liegt). Nachdem ich ihr ein paar Fragen beantwortet hatte, wollte auch die Suffpartie am Stammtisch ein paar Sachen wissen. Es gab dabei einige interessante Gespräche 😀 Kurzer Ausschnitt als ich mich zusammengepackt hatte und bei der Tür rausgehen wollte (sorry für die Formatierung, ich bekomme keinen Zeilenumbruch am Handy hin):

Suff: „Wohin gehstn?“, Ich: „Nach Santiago“. Suff: „Warum?“, Ich: „Na einer muss immer gehen, weißt du das nicht?“, Suff: „Sonst bricht der ganze Weg zam, oder?“.

Ich musste mir das Lachen wirklich hart verkneifen und bin schnell aus dem Wirtshaus raus. Direkt draussen spricht mich jemand an: „Bist du der, der den Jakobsweg geht?“. Neuigkeiten sprechen sich am Land offenbar schnell rum 😀

Mittlweweile ist es brennheiß, aber ich habe gottseidank seit dem Morgen kurze Hosen an. Noch bevor ich den Ort ganz verlassen kann läuft eine Oma aus dem Haus raus, das ich gerade passiere. „Gehen Sie den Jakobsweg?“. Schön langsam beschleicht mich das Gefühl, dass alle Bewohner dieses Ortes in einer riesigen Whats App Gruppe sind. Nach einem kurzen Plausch wünscht sie mir alles Gute für die nächsten 14 Tage, denn solange brauche ich ihrer Einschätzung nach nach Santiago.

Die Idee mit dem Radweg war wirklich hervorragend. Es gibt viele Wegweiser und so erspare ich mir nicht nur permanent auf die Karte zu schauen, sondern auch mindestens 1 Kilometer Strecke nach Amstetten.

Es ist ja schön, wenn das Wetter schön ist, aber mit dieser plötzlichen Hitze habe ich nicht gerechnet. Das Geschwitze stört mich nicht sonderlich, aber meine ganze linke Körperseite ist mittlerweile ein riesiger Sonnenbrand. Zwar habe ich Sonnencreme mit, aber ob ich mich eingeschmiert hab… ich glaube die Frage könnt ihr selbst beantworten 😀 Zudem reibt mir die kurze Hose massiv am Innenschenkel. Später habe ich dann gesehen, dass die Stelle komplett blutig ist. Muss also morgen sofort eine neue kurze Hose kaufen, so kann ich nicht weiter gehen.

Kurz vor Amstetten suche ich mir dann ein Zimmer. Ich stelle fest, dass Amstetten ziemlich teuer ist. Ich rufe bei der günstigsten Pension an, wo mir mitgeteilt wird, dass alle billigen Zimmer weg sind und man mir nur eins um 62 Euro geben kann. Das ist mir zu teuer, deshalb lehne ich ab und versuche mein Glück beim zweitbilligsten Anbieter. Es hebt trotz mehrmaligem Versuch niemand ab.  Während ich am Grübeln bin, ob ich eventuell die großen Hotels der Stadt anrufen soll ob die vielleicht sowas wie Restplätze haben, läutet mein Telefon. Die Besitzerin der ersten Unterkunft (mit den 62 Euro) kann mir noch ein „altes“ Zimmer um 38 Euro anbieten. Ich schlage sofort zu und lasse mir kurz darauf mit einem etwas mulmigen Gefühl das Zimmer zeigen. Also ganz ehrlich… riesiges Bett, großes sauberes Bad, Fernseher und sogar eine kleine Küche mit Mikrowelle und Kühlschrank. Und ich habe schon mit einem Indianerzelt gerechnet 😀

Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass meine kleinen Autschis morgen wieder gut sind. Wobei der Sonnenbrand schlimmer ausschaut als er sich anfühlt. Nur die Wunde Stelle am Oberschenkel lässt mich bissl raunzen. Momentan gehe ich so als hätte ich die dicksten Eier der Welt 😀 Aber es gibt einen Intersport ums Eck, da werde ich morgen sicher fündig.