Arzacq-Arraziguet – Arthez de Béarn (ca. 30 Kilometer)
Der Plan: Um 7 aufstehen, um 8 vorm Supermarkt stehen und direkt losstarten. Laut Wetterbericht soll es heute immer wieder kurz regnen. Allerdings hat es in der Nacht heftige Gewitter gegeben und der Himmel ist nun wolkenlos. Aufstehen hat geklappt. Und bin auch pünktlich für den Supermarkt. Als ich bei der Tür rausgehe, gibts mir eine ordentliche Watschn. Es ist jetzt schon drückend heiß und vom Boden dampfts nur so raus. Na das kann ja mal was werden. Ich schiebe die Luft zur Seite und versuche mit Schwimmbewegungen vorwärts zu kommen. Na gut, ganz so schlimm wars auch nicht… aber fast 😉
Der Parkplatz vom Supermarkt ist verdächtig leer und die Lichter ziemlich dunkel. Laut Homepage soll der Markt aber heute offen haben. Ein Blick auf die Eingangstür verrät: Hat er auch, aber erst ab 9. Kurz überlege ich ob ich wirklich eine Stunde warten will, entscheide mich dann dagegen. Aber zumindest eine Flasche brauche ich, damit ich Wasser nachfüllen kann. Im Ort gibt es auch einen Bäcker, welcher offen haben muss. Denn wenn die Franzosen kein Baguette bekommen, geht gar nichts. Tatsächlich offen. Neben 2 kleinen Flaschen Wasser, nehme ich mir auch ein Baguette mit. Bin halt auch schon ein bisschen Franzose 😉
Jetzt aber los. Zuerst geht es lange bergab. Dann lange bergauf. Ich sags euch, so geschwitzt wie bei diesem Stück bergauf habe ich schon lange nicht mehr. Immer wieder muss ich mir den Schweiß aus den Augen wischen, damit ich was sehen kann. Mit jeden Schritt tropft irgendwo was an mir runter. Es ist so unglaublich schwül, dass man beim Atmen regelrecht einen Widerstand spürt. So als würde man heißes Wasser inhalieren.
Wegen der Hitze und meinen kleinen Wasserflaschen muss ich sehr oft Pause machen. Zum Glück gibt es an der heutigen Etappe viele Friedhöfe. Dort ist eigentlich immer ein Wasserhahn. Mir fällt außerdem auf, dass man alle paar Kilometer Bankerl sieht. Und Picknickplätze. Und sogar ganze Pilgerraststationen. Vor lauter Pausenangebot kann ich mich gleich gar nicht entscheiden und setze mich gefühlt alle zwei Kilometer irgendwo hin.
Der Weg selbst bietet abseits der Pausenststionen kaum Schatten. Ich gehe hauptsächlich auf Asphalt. Zwar wird es mit der Zeit etwas weniger dampfig, aber die Hitze nimmt stetig zu. Die angekündigten Regenschauer sind ausgeblieben und damit auch die Wolken am Himmel. Und der Wind. Gegen Ende der Etappe sind die Straßen derart aufgeheizt, dass ich mit den Schuhen manchmal kleben bleibe.
Ich bin ziemlich verwundert, dass ich um kurz nach 17 Uhr bereits in Arthez eintreffe. Der Tag war sehr anstrengend und aufgrund meiner vielen Pausen hätte ich nicht gedacht mein Ziel vor 19 Uhr zu erreichen. Vielleicht wollte ich auch vor der Hitze davon laufen 😀
Im Ort überlege ich ob ich eine Herberge nehmen soll oder zum Campingplatz den Hügel hinuntergehen (den ich morgen dann ja wieder rauf muss). Eigentlich will ich gerne duschen, was am Campingplatz nicht so leiwand ist. Wenn ichs mir recht überlege habe ich glaub ich noch nie auf einem Campingplatz geduscht. Die metertief hängenden Spinnweben waren mir immer zu grauslich. Aber ich habe wirklich Lust auf zelten, also was solls, runter zum Campingplatz.
Und dort wurde ich positiv überrascht. Der Sanitärbereich ist wirklich blitzeblank sauber, es gibt überall Bankerl zum hinsetzen und einen günstigen Getränkeautomaten. Weil ich ja heute nicht einkaufen konnte, habe ich fast mein ganzes Jausensackerl zamgefuttert. Also muss ich mir Zucker in Form von Süßgetränken zuführen. Blöderweise habe ich kein Kleingeld und die Betreiberin des Camlingplatzes kann nicht wechseln. Da marschiere ich selbstbewusst zum Schwimmbad nebenan und schaffe es wirklich einen 10 Euro Schein in Münzen wechseln zu lassen. Hört sich nicht so schwer an? Probiers mal auf deutsch ohne die Worte „wechseln“, „Schein“, „Kleingeld“ und „Münzen“. Dann weißt du ungefähr wie ich mich angehört haben muss 😀
Es wir jetzt langsam dunkel und kühlt endlich ab. Wird also Zeit, dass ich mich ins Zelt verkrieche. Gute Nacht meine Lieben!