Arthez de Béarn – Navarrenx (ca. 33 Kilometer)
Den heutigen Tag möchte ich dem Motto „Da musst du sogar selbst klatschen, so blöd war das“ widmen. Keine Sorge, es ist nichts tragisches passiert, aber ich hab mir heute mehr als einmal gedacht: „Super Philipp… ur gscheit“.
Beginnt gleich in der Früh. Am Zeltplatz stelle ich mir eigentlich nie einen Wecker, denn ich wache in der Regel mit Sonnenaufgang auf. Nicht bedacht habe ich allerdings, dass ich ja am Fuße des Hügels bin, den ich gestern runtergegangen bin und somit die Sonne bissl braucht bis sie „über den Berg“ ist. Dazu kommt, dass es in der Nacht einen Gewittersturm gegeben hat, wodurch es etwas kühler wurde und ich mich komplett in den Schlafsack eingemurmelt habe… also auch über den Kopf gezogen. Tjo, so bin ich erst um 8 aufgewacht. Kurz vor 9 hatte ich meine Sachen gepackt und bin noch fix zum Supermarkt gehurtet. Schließlich muss ich ja mein Jausensackerl wieder aufstocken. Nachdem mein Abendessen gestern zu 97% flüssig war, habe ich noch fix was gesnackt. So, jetzt aber los.
Trotz der Regenfälle in der Nacht ist es kaum schwül. Der Sturm hat vieles schon getrocknet. Auch ist es ziemlich bewölkt, wodurch es „nur“ die 30 Grad im Schatten hat und nicht die 50 in der Sonne. Das erste Drittel geht lange und nur seicht bergab und mit dem Schatten ist es wirklich angenehm. Nicht falsch verstehen, es ist trotzdem heiß, aber absolut kein Vergleich zu gestern. Ab dem zweiten Drittel gilt es für den Rest des Tages mehrere Hügel zu überwinden, wodurch die Etappe auf etwa 1100 Höhenmeter kommt. Darum lieber vorher eine ordentliche Pause einlegen um den Energiespeicher anzufüllen. Gerade als ich fertig gejausnet habe, lichten sich die Wolken. Ok, das wird lustig. Bergauf in der prallen Sonne. Gefühlt mache ich alle 100 Meter eine Pause, meinem Kreislauf gehts nicht so gut. Obwohl ich nur stückchenweise vorankomme, liege ich dennoch gut in der Zeit. Bei Kilometer 18 entscheide ich mich nach einer weiteren Pause jetzt mal ein bisschen durchzubeissen und im besten Fall 11 Kilometer am Stück zu machen, wo es eine Kirche gibt (ihr erinnert euch: fixes Bankerl).
Ich komme bei einer Pausenstation vorbei, wo es schattige Sitzplätze und Getränke gibt. Aber ich wollte ja durchbeissen, also weiter. Mit jedem Schritt bereue ich die Entscheidung. Der eine Hügel hat mich sehr gefordert und ich will nun doch eine Pause machen. Absolut keine Chance auf einen schattigen Pausenplatz. Mit Sehnsucht denke ich an den liebevoll hergerichteten Rastplatz zurück. Auf den mich übrigens zusätzlich ein Autofahrer hingewiesen hat. Ist dafür extra stehen geblieben… man, muss ich fertig ausgschaut haben 😀
Letztlich finde ich dann bei einer Feldzufahrt doch noch etwas Schatten. Mit Freuden stelle ich fest, dass ich den letzten Aufstieg des Tages hinter mir habe. Es sind auch nur noch 6 Kilometer bis zu meinem Ziel.
Die Pause war genau richtig gesetzt, keine 100 Meter weiter fällt eine Armada aus Gelsen und Bremsen über mich her. Im Laufschritt lege ich 3 Kilometer zurück, hätte nicht gedacht, dass doch noch so viel Power tief in mir drin steckt 😀
Jetzt bin ich fast da. Wieder die Überlegung: Herberge oder Campingplatz? Der Campingplatz des Ortes hat herausragende Bewertungen, ist mit 15 Euro aber etwas teurer. Von den guten Bewertungen muss ich mich selbst überzeugen!
Am Campingplatz angekommen, nehme ich gleich die erste Parzelle. Ein Baum wirft einen angenehmen Schatten und ich bin immer gerne in der Nähe der Rezeption, zwecks Bankerl. Im Zelt sitzen ist doch bissl blöd. Ich stelle das Zelt im Schatten des Baumes auf und hole mir von der Pizzeria des Campingplatzes mein wohlverdientes Abendessen. Als ich frage wo die Mistkübel sind, zeigt man auf mein Zelt. Hä? Oh. Die Mistkübel stehen auf der anderen Seite der Hecke wo mein Zelt steht. Wer keine Augen im Kopf hat, muss sich die Nase zuhalten. Apropos Augen im Kopf. Jetzt sehe ich erst, dass mein Zelt in der Sonne steht. Ich klatsche mir aufs Hirn. Da hat mal wieder wer nicht mitgedacht… die Erde dreht sich ja! So kommt es, dass ich genüsslich auf einem Bankerl warte bis die Sonne untergeht.
Übrigens hat Frankreich offenbar die WM gewonnen. Seit Stunden fahren alle wie bekloppt mit ihren Autos im Kreis und hupen wie die Irren. Könnte noch eine interessante Nacht werden 😉