Saint Jean Pied de Port
Heute ist Ruhetag. Und auch mein letzter Tag in Frankreich. Ich nutze die Zeit um einige Besorgungen abzuhaken. Weil aber eh alles erst um 9 aufsperrt, kann ich gemütlich ausschlafen.
Zuerst möchte ich mir 2 neue Shirts besorgen. Ich bin nämlich draufgekommen, dass meine beiden jetzigen Shirts wohl für den Winter gedacht sind und das einer der Gründe sein könnte warum mir immer so heiß ist 😀 Also suche ich mir 2 unterschiedliche Leiberl aus, welche angeblich ultraschnell trocknen und man somit eben nicht klatschnass sein sollte. Nachdem ich eines der beiden Shirts gleich angezogen habe und das nach 2 Kilometern durch die Stadt gehen schon nass war, bin ich bisschen am Zweifeln ob das was wird.
Außerdem habe ich mir noch dünnere Socken geholt, welche im Soforttest ebenfalls durchgefallen sind, und eine Gaskartusche für den Kocher. Denn ich war auch bei der Post und habe mein Packerl abgeholt. Kocher, Kleiner Topf und Reiseführer für Spanien. Danach holte ich mir noch eine neue Unterhose, eine ist kurz davor den Geist aufzugeben, und einen Regenponcho aus einem Pilgershop. Ob ich den Poncho wirklich verwenden werde… fraglich, denn in dem Regenzeug schwitze ich noch mehr als ich ohnehin schon schwitze 😀 Zumindest ausprobieren wollte ich es mal. Der eine Regentag vor kurzem hat mich sehr geprägt.
Das wars auch schon wieder mit Shopping. Reis und Currypulver habe ich mir noch geholt, damit ich den Kocher bald mal einweihen kann. In Summe wiegt mein Rucksack jetzt locker 3 Kilo mehr. Was natürlich ur gscheit war, wo ich morgen doch 1200 Höhenmeter bergauf gehen muss.
Eigentlich wollte ich den heutigen Eintrag einer kleinen persönlichen Zusammenfassung über meine Eindrücke in und über Frankreich widmen. Mittlerweile habe ich etwa 2500 Kilometer hinter mir. Rund 1000 davon quer durch Frankreich. Man muss erwähnen, dass der Jakobsweg hauptsächlich durch sehr ländliche Gebiete führt, welche sich in vielen Punkten natürlich sehr vom städtischen Frankreich unterscheiden.
Was mir gefallen hat:
Die Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit. Autos bleiben stehen und die Leute fragen ob man Hilfe braucht. Es wird immer gegrüßt und die Gespräche hatten stets einen persönlichen touch und sind nicht mit oberflächigem small-talk zu vergleichen. An jeder Ecke gibt es Bäckereien, die einen mit wirklich günstigen Baguettes und anderen Leckereien versorgen.
Was mir nicht gefallen hat:
Die Öffnungszeiten der Läden. Üblich am Land: 9-12 und 16-19 Uhr. Macht das Einkaufen für Pilger nicht sehr einfach 😀 Und viele Restaurants haben überhaupt nur von 19:30 – 21 Uhr auf. Wie ihr seht ist es gerade zur Mittagszeit schwierig was zu essen zu bekommen. Deshalb habe ich es mir in Frankreich angewohnt immer ausreichend Lebensmittel dabei zu haben. Was mir auch nicht so zugesagt hat ist die französische Küche. Einfach nicht mein Geschmack.
Was ich seltsam fand:
Bis Le Puy waren so gut wie alle Kirchen verschlossen. Dafür standen wirklich oft offene Autos mit steckendem Autoschlüssel rum. Wir haben schon gewitzelt… französisches Carsharing, man klaut sich einfach immer gegenseitig das Auto 😀 Was aber ganz besonders seltsam war: In Österreich und der Schweiz hat man wirklich viele Wanderer und Radfahrer gesehen… in Frankreich… tote Hose. Ich habe auf den Wegen deutlich mehr Motocrossfahrer als Sportler gesehen.
Über den Jakobsweg durch Frankreich:
Bis Le Puy war der Weg einfach der Horror. Eigentlich so gut wie gar nicht präperiert und man geht wirklich sehr oft kilometerlang über faustgroße Steine. Man muss dazu sagen, dass ich in dieser Zeit sehr schlechtes Wetter hatte, was dann die nicht ganz so schlimmen Wegpassagen auch schlimm gemacht hat, denn da war dann alles gatschig bzw. stand komplett unter Wasser. Ich glaube ich hatte zwei Wochen lang keinen einzigen Tag trockene Schuhe 😀 Nach Le Puy wurde der Weg zwar besser zu begehen, aber die Landschaft macht nicht viel her. Gerade die letzten 400 Kilometer bis zur spanischen Grenze waren wirklich megalangweilig. Ab und zu hat man einen schönen Ausblick, aber hauptsächlich geht man zwischen Feldern ein paar Hügel auf und ab. Dafür sind die Städte sehr schön und geschichtsträchtig. Was ich auch toll fand waren die hunderte verfallenen Häuser an denen man vorbei kommt. Das gibt dem landwirtschaftlichen Umfeld dann zumindest ein bisschen Flair.
Ab Le Puy trifft man auch sehr oft auf andere Pilger. Da habe ich es schon ein bisschen bereut, dass ich kein französisch kann. Denn die meisten Franzosen können kein englisch. Das machte die Kommunikation oft schwierig. Wobei ich jetzt zumindest die grundlegenden Basics gelernt habe und mich zumindest ein klein wenig artikulieren kann. Und jetzt dann das Spiel nochmal in Spanien. Na das kann was werden 😀
So, das waren meine Eindrücke von Frankreich. Natürlich nur grob zusammengefasst, aber ich hoffe das hilft euch ein einfaches Bild vom französischen Jakobsweg zu machen. Bisschen was muss ich ja noch für mein Buch aufheben *hust*
In diesm Sinne werde ich mich jetzt aufs Ohr hauen. Morgen muss ich über die Pyrenäen drüber, da brauch ich meinen Schönheitsschlaf 😉