Larrasoaña – Pamplona (ca. 15 Kilometer)
Die Party gestern ging anscheinend noch bis halb zwei. Ich habe mich aber schon früher aufs Ohr gelegt. Mit etwa 5 Stunden Nettoschlaf war das definitiv der Wochenrekord. Auch wenn wir doch viele im Schlafsaal waren, war es verhältnismäßig ruhig. Oder es lag daran, dass ich Rammstein auf voller Lautstärke drin hatte 😀 Wie auch immer. Anscheinend war ich als erster wach, wollte aber niemanden anderen aufwecken, also hab ich noch bisschen im Bett gechillt und mir eine weitere Runde Rammstein gegeben.
Als dann endlich mal Bewegung in die Sache kommt, gehts ziemlich schnell. Die Gruppe möchte heute nur bis Pamplona gehen. Wie weit meine Etappe gehen soll, möchte ich spontan entscheiden. In so einer großen Gruppe kommt man wirklich kaum voran. Permanent wartet man auf jemanden, oder es gibt Fotosessions. Manchmal frage ich mich wirklich, ob ich vielleich schon zu lange unterwegs bin, um den Weg ansich noch geniessen zu können. Andererseits macht mir mittlerweile einfach das pure Wandern spaß. Ja, ich will mehr Kilometer machen, nein ich will nicht alle 3 Meter „die Natur auf mich wirken lassen“. Vorallem wo jetzt die Landschaft auch nicht sooooo atemberaubend ist. Schön auf jeden Fall, aber definitiv nicht außergewöhnlich. Ok, bis auf Pierre-Alexandre und meiner einer, haben alle erst vor 3 Tagen angefangen und sind dementsprechend natürlich aufgeregt. Wenn man selbst aber einfach nur gehen möchten, ists mit der Zeit anstrengend 😀 Ich glaube so große Gruppen sind einfach nichts für mich. An dieser Stelle ist mir Martin unglaublich abgegangen. Ich vermisse ihn sehr 🙁
Kurz vor Pamplona entschließe ich mich dann doch schon in Pamplona die Etappe zu beenden. Zum Einen möchte ich etwas durch die Stadt spazieren, zum Anderen will ich auch die Gruppe von der Pyrenäenquerung, und vorallem Tanja, wiedersehen.
Es ist gerade so etwas wie eine Zwischensaison in Pamplona. Die jährlichen Festwochen (habe leider den Namen vergessen) sind vorbei und der große Pilgeransturm ist ausgeblieben. Laut einem Shopbetreiber ist die Fußball-WM schuld daran. Die Folge: Hotels sind zur Zeit sehr günstig. Da gönne ich mir doch glatt ein Viersternhotel. Es sollte sich aber später herausstellen, dass es definitiv nicht dem österreichischen 4* Standard entspricht. Was vielleicht auch den niedrigen Preis erklärt 😀
Während die Gruppe schon wieder stehen bleibt, obwohl wir 10 Minuten vorher eine halbstündige Pause hatten, trenne ich mich wortlos und gehe alleine die letzten Kilometer nach Pamplona.
Zum Glück ist mein Zimmer schon fertig und ich kann in Ruhe Wäsche waschen und ein paar andere Sachen erledigen. Ich stehe die ganze Zeit mit den Damen der Pyrenäengruppe in Kontakt und wir machen uns einen Treffpunkt aus. Wir finden uns dort ein, aber die beiden Ungarinnen kommen leider nicht, denn sie dürften einen Bekannten hier in der Stadt haben. Alle haben einen riesen Hunger, möchten aber vorher noch ein bisschen Sightseeing machen. Leider hat die Kathedrale heute geschlossen und auch sonst geht nicht viel ab. Es ist gerade Siesta. Jetzt aber ein Restaurant suchen. Wir finden was Nettes am Hauptplatz der Stadt und lernen dort Tom kennen. Es ensteht eine seltsame Atmosphäre, denn Tom behauptet Physiotherapeut zu sein und massiert alle durch, während er ziemlich ominöse Geschichten bringt, von wegen Emotionen verursachen Muskelverspannungen und Zeugs in diese Richtung. Ich halte ihn für einen Quacksalber und lasse mich nicht von ihm „heilen“. Dadurch habe ich mich in der Gruppe sichtlich etwas unbeliebt gemacht, aber meine Menschenkenntnis lässt mich nicht oft im Stich. Gut, vielleicht ist es so wie mit dem deutschen Ehepaar damals, die ich auch zu unrecht verteufelt habe. Oder ich bin einfach nur komisch und habe nach wie vor zu wenig Vertrauen in die Menschheit. Aber als dann andere Pilger dazustoßen und Tom ohne zu zögern sofort wieder mit seiner Masche anfängt, muss ich mich verabschieden. Alleine schon deshalb um den anderen die Stimmung nicht zu vermiesen.
Mittlerweile sind die Straßen randvoll mit Menschen und viele Geschäfte haben auf. Ich genieße die Atmosphäre und bummle ein wenig durch die Stadt. Freue mich aber dann doch schon sehr auf mein komfortables Doppelbett.
Morgen wird wieder ein Tag, den ich komplett ohne Plan angehe. Ich glaube, ich möchte auf jeden Fall ein gutes Stück alleine unterwegs sein. Ein paar Gedanken neu ordnen (und archivieren).
Jetzt brauch ich mal wirklich eine Runde tiefen Erholungsschlaf. In diesem Sinne… Gute Nacht!