Jakobsweg Tag 117: Die Mischung machts

Puenta la Reina – Estella (ca. 22 Kilometer)

Obwohl das Bett etwas klein und durchgelegen war, hatte ich doch einen erholsamen Schlaf. Das Hotel ist in einen alten Burgturm eingebaut, wodurch es ausgezeichnet schallisoliert ist. Weil die Etappe heute wieder kurz wird, mache ich mir nicht viel Stress und lasse mir Zeit. Der Supermakt sperrt auch erst später auf und ich brauche unbedingt Klopapier.

Nachdem ichs dann mal aus dem Hotel geschafft habe und beim Markt war, wo ich mir auch gleich ein Frühstückseis mitgenommen habe, bin ich um viertel zehn am Weg. Bereits jetzt ist es wirklich warm und die 100 Höhenmeter Aufstieg am Anfang des Tages machen mich dezent fertig.

Gleich in der nächsten Stadt treffe ich meine beiden Ungarinnen. Wir haben immer viel Spaß gemeinsam, daher schließe ich mich auch heute wieder an. Es wird immer heißer, wodurch wir wirklich viele und auch sehr lange Pausen machen. Ich glaube auf 6 Kilometer Strecke hatten wir 3 Pausen mit jeweils einer halben Stunde. Als Petra nach der dritten Pause auch noch in einem Fluß eine Runde schwimmen gehen möchte, trenne ich mich dann von den beiden Mädels. Der Spaß sei ihnen vergönnt, aber ich will endlich am Ziel ankommen.

Kurz bevor ich meine londoner Ungarinnen einhole

Witzigerweise ertrage ich die Hitze wesentlich besser, wenn ich schneller gehe. Vielleicht weil ich dann mehr schwitze und ich somit besser gekühlt werde? Keine Ahnung, aber ist definitiv angenehmer. Jedenfallsache machd ich die 10 Kilometer in meinen üblichen 2 Stunden fertig und bin nun endlich in Estella. So, wo will ich schlafen? Mir ist heiß. Ich will eine Klima, also wirds mal wieder ein Hotel. Eine kurze Recherche sagt, dass das Hotel meiner Wahl bereits ausgebucht ist. Aber fragen kostet ja bekanntlich nichts. Tatsächlich ist ein Zimmer frei und ich bekomme (warum auch immer) ungefragt einem Rabatt. Aber bitte gerne 😀

Der Rest der Pyrenäengruppe ist in einer Herberge abgestiegen und ich werde zum Essen eingeladen. Stefan, der Franzose der Gruppe, kocht Nudeln mit einer selbstgemachten Sauce nach Rezept seiner Mutter. Wirklich ausgezeichnet! Um nicht mit leeren Händen zu kommen, bin ich noch durch die Stadt geirrt um zwei Flaschen Tafelwein aus der Region zu besorgen.

Der Abend war wirklich sehr lustig und es gab auch intensive Gespräche, welche zum Nachdenken anregen. Wieder einmal bin ich glücklich am Camino unterwegs zu sein. An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich mich, am ersten Tag in Spanien mit der Pyrenäengruppe in Roncesvalles, leise in den Schlaf geweint habe. Aber es waren Tränen der Freude, ich war an diesem Tag so unendlich dankbar all das erleben zu dürfen und so viele interessante Menschen kennengelernt zu haben. Und mit so einem Gefühl liege ich auch heute wieder im Bett.

Stefan bekocht uns nicht nur, er sorgt auch für Unterhaltung

Jedenfalls wurde es etwas später. Die Mädels sind schon früh ins Bett, denn die Gruppe will bereits um fünf unterwegs sein. Weil aber mehrere Leute Wein mitgebracht haben, müssen wir mit 7 Flaschen zurechtkommen. Da hatten Stefan und ich noch einiges vor 😀 Irgendwann hat aber die Betreiberin der Herberge einen Schlußstrich gezogen indem sie uns alle 5 Minuten ermahnt hat leiser zu sein und mich letztendlich rausgeschmissen hat, weil ich eigentlich als „Nichtschläfer“ gar nicht in der Herberge sein dürfte. Also schnell ins Hotel und die Klima anwerfen. Weil ich meine kurze Hose gewaschen habe, war ich die ganze Zeit mit der langen unterwegs. Bei über 30 Grad. Vielleicht sollte ich mir eine knielange Badehose oder sowas in der Richtung zulegen.

Na gut, langsam sollte ich ins Träumeland wandern. Morgen möchte ich etwas früher starten um die schlimmste Hitze zu vermeiden. Und diesmal auch wirklich alleine gehen 😀 Bis morgen meine Lieben!