Jakobsweg Tag 119: Der Tag an dem ich mich fragte: „Warum tust du dir das eigentlich an?“

Torres del Rio – Logroño (ca. 19 Kilometer)

Oh Gott… aufstehen. Im Zimmer war es so unglaublich heiß. Die „Klimaanlage“ war ein Ventilator. Hats zumindest ein bissi besser gemacht. Fast eine Stunde lang drücke ich den Wecker immer wieder weg. Irgendwie schaffe ich es dann doch noch meine Sachen zu packen und mich auf den Weg zu machen.

Kaum bin ich aus der Türe raus, sehe ich Gordon in einem Café frühstücken. Er sagt mir, dass alle bereits unterwegs sind und ich somit der letzte bin. Na dann hoppauf. Ganze 2,5 Kilometer schaffe ich, ehe mitten im Nichts eine Pausenstation steht. Es ergibt sich, dass ich gemeinsam mit dem Iren Michael gehe. Ein netter Kerl, der aber leider nicht genug Zeit hat um den Camino zu beenden.

In Viana machen wir eine längere Pause und gönnen uns ein paar Radler. Während der Pause hat sich eine neue Gruppe gebildet, die nun zusammen das letzte Stück zurück legt. Die Hitze wird langsam unerträglich. Es ist nahezu windstill und es gibt absolut keinen Schatten.

Am Ortseingang von Logroño begrüßt uns eine alte Dame. Sie wurde übrigens auch in Hape Kerkelings „Ich bin dann mal Weg“ erwähnt. Sitzt also wohl schon eine Weile da 😀 Aber sie hat kalte Getränke und schattige Bankerlplätze. Eine dringend benötigte Pause, auch wenn es nicht mal mehr 2 Kilometer bis zu meiner Unterkunft sind. Das war der Zeitpunkt an dem ich mir ziemlich sicher war, dass ich nach 12 Uhr nicht mehr unterwegs sein will. Die Hitze tu ich mir nicht jeden Tag an. Was das bedeutet weiß ich noch nicht, denn nur bis Mittag zu gehen wäre was?… ein 15 Kilometer Tagesschnitt? Oder zambeissen und durch? Es ist halt furchtbar fast 2 Stunden in der prallen Sonne zu gehen, während dir gerade am Rücken, wo der Rucksack am Körper ist, einfach nur alles runterrinnt. Keine Möglichkeit eine Pause zu machen, weil es absolut keinen Schatten gibt. In Frankreich war es auch heiß, aber da gabs wenigstens ab und zu ein schattiges Pausenplatzerl. Also kurz war ich schon davor mir gleich für morgen ein Flugticket zu besorgen und irgendwo in den Norden zu fliegen. Aber zum Glück konnte ich keinen klaren Gedanken fassen, weil mir eh schon schwarz vor den Augen wurde 😀

In Logroño hetze ich zum Hotel. Die Klimaanlage ist zum Greifen nah. Schnell einchecken, alles ausziehen und kalt anblasen lassen. Ok, hört sich bissl pervers an, aber das Gefühl ist unbeschreiblich 😉

Zum Abendessen verabrede ich mich mit der Gruppe. Mein Hunger ist riesig, bis auf einen Minisnack hatte ich heute noch nichts. Nach 30 Minuten unentschlossenem durch die Stadt streifen, setzen wir uns zur gefühlt einzigen Bar, die einfach gar nichts zu essen hat. Gordon trennt sich von der Gruppe (für immer, denn er ist der einzige der Grupoe der keinen Pausentag einlegen wird) und auch Sandra und ich gehen dann zu zweit was essen, nachdem der Rest lieber Tapas will.

Ich habe viel Spaß mit Sandra (wie immer), aber sie muss um 22 Uhr in der Herberge sein. Dann ist Sperrstunde. Weil ich mich spontan entschlossen habe morgen einen Ruhetag einzulegen, suche ich im Getümmel die anderen um noch 1 oder 2 Bierchen zu geniessen. Die Tapas Bars schließen gegen Mitternacht, aber die Mädels wollen unbedingt noch weiter Party machen. Danach ist mir aber gar nicht, die Menschenmasse in den Tapas Bars war schon grenzwertig 😀 Also entschließe ich mich es für heute gut sein zu lassen und zurück zum Hotel zu gehen. Eigentlich hätte ich noch gerne was alkoholfreies zu trinken und begebe mich auf die Suche nach einem Straßenmarkt, die gefühlt nie zusperren. Markt finde ich keinen, aber ein Eisgeschäft. Zitrone und Schokolade. Nein, ich bin nicht schwanger 😀 Dann fällt mir ein, dass ich ja meinen Blogeintrag noch fertig schreiben muss. Die Hotelbar hat leider schon zu, daher wird es ein letztes Cerveza von Lemon (geht ja fast als alkoholfrei durch) bei einer etwas abgelegenen Bar um in Ruhe tippseln zu können.

Jetzt muss ich nur noch mein Zimmer um eine Nacht verlängern. Hoffentlich ist es noch frei. Und endlich ausschlafen. Ahhh, das wird so herrlich! In diesem Sinne… Gute Nacht 🙂