Jakobsweg Tag 123: Reunion

Viloria de Rioja – San Juan de Ortega (ca. 32 Kilometer)

Das Bett war erstklassig und ich habe wirklich geschlafen wie ein Baby. Wieder mal läutet der Wecker früh. So ganz kann ich mich an das zeitige Aufstehen nicht gewöhnen, ist aber definitiv besser als in der Nachmittagshitze unterwegs zu sein.

Und so stehe ich kurz nach 6 auf der Straße. Es ist noch ziemlich dunkel und um nirgends drüber zu stolpern, geht mir ein Licht auf.

Der erste Teil meiner heutigen Etappe ist ziemlich flach. Weil ich alleine unterwegs bin, lasse ich die Gedanken baumeln. Bis nach Belorado geht es flott voran. Dort treffe ich Igor, den Polen. Wir gehen ein Stück gemeinsam, bis mir nach einer Frühstückspause ist. Igor will im nächsten, 2 Kilometer entfernten, Dorf eine Pause machen, allerdings besteht das nur aus einer Kirche und 3 Häusern, da bleibe ich lieber bei meinem Bankerl, das ich mir schon gesichert habe.

Direkt nach meiner Pause treffe ich den Italiener Bruno. Er ist sehr gesprächig, kann aber fast kein englisch, was die Sache auf Dauer etwas anstrengend macht 😀 Im nächsten Ort sehe ich Igor an einer Bar sitzen. Verdammt, wäre ich doch mitgegangen. Naja, Zeit für eine zweite Pause. Und ein Cerveza von Lemon. Is es scho noch Neine, stö i mir a Biertschi eine. Höhö. Irgendwie hat mein Radlerkonsum die letzten Tage enorm zugenommen und mir sogar schon einen gewissen Ruf eingebracht, weil mich andere Pilger immer nur an Bars sitzen sehen 😀

Wir gehen von nun an mehr oder weniger gemeinsam. Ich versuche mich ein bisschen an Igor zu halten um noch mit ihm zu plaudern. Denn heute ist sein letzter Tag am Camino. Der nächste Ort ist die letzte Pausenmöglichkeit für 12 Kilometer. Zeit für eine Bar 😀 Leider hat hier alles zu, aber es gibt einen kleinen Supermarkt, wo wir uns was zu essen holen können. Eigentlich wollte ich was warmes. Da sehe ich Instantnudeln und mir schießt ein, dass ich ja eh einen Kocher mitschleppe. Perfekter Zeitpunkt um die Kochausrüstung einzuweihen 🙂

Nach einer ausgedehnten Mittagspause gibt es einen längeren, aber nicht sehr schwierigen Anstieg. Mitten im Nirgendwo hat sich eine Gruppe Aussteiger einquartiert und teilt alles was sie besitzen mit den Pilgern. Getränke aller Art, Früchte, Snacks und vieles mehr. Eine sehr gemütliche Atmosphäre.

Die letzten paar Kilometer gehen ziemlich in die Füße. Es wird spürbar wärmer, den ganzen Tag über war es eigentlich relativ angenehm mit einem durchgehend kühlen Wind.

Als ich endlich in San Juan ankomme, setze ich mich erstmal zu einer Gruppe Pilger, die ich noch nicht kenne und plaudere ein wenig. Da überrascht mich plötzlich Julia. Sie, Astrid und Gordon sind auch hier! Irgendwie vertratsche ich mich bis zum Abendessen. Für eine schnelle Dusche hats aber noch gereicht 😀

Das Essen war gut, aber ich habe seit einigen Tagen einen unersättlichen Hunger. Ich könnte echt den ganzen Tag futtern 😀 Eine große Ansammlung von Pilgern sitzt danach noch zusammen und wir geniessen den Abend, ehe wir vom Barbesitzer rausgeschmissen werden.

Morgen ist die alte Clique wieder vereint nach Burgos unterwegs. Die Etappe ist etwas kürzer und es geht hauptsächlich sanft bergab. Dürfte ein entspannender Tag werden und ich freue mich schon sehr darauf! In diesem Sinne… wir lesen uns morgen 🙂