Marchtrenk – Lambach (ca. 24 Kilometer)
Ich hatte einen ausgezeichneten Schlaf in dem super Bett. Das Frühstück war etwas dürftig, aber für die tägliche Wurschtsemmel hats gereicht.
Die Pension liegt direkt am Jakobsweg und so kann ich sofort wieder ohne Umwege einsteigen. Leider ist ums Eck ein riesiges Sperrschild aufgestellt. Betreten verboten. Ein bisschen ärgerts mich, dass mir der Wirt nichts gesagt hat, wenn er schon direkt auf dem Weg ist, aber gut, ändert ja jetzt auch nichts an der Tatsache. Ich suche mir den kürzesten Umweg raus und komme auf 6 zusätzliche Kilometer. Das wären bei meiner vorgenommenen Tagesetappe dann insgesamt 30 Kilometer Wegstrecke. Soviel schaffe ich kaum, also schiesst mir gleich der Gedanke in den Kopf wie es dann mit den Übernachtungsmöglichkeiten ausschaut. In dem Moment joggt ein älterer Herr vorbei, der so aussiehr als würde er hier wohnen. Ich halte ihn auf und frage ihn ob man da trotz Sperre zu Fuß durch kann. Er verneint, empfiehlt mir aber auf die andere Uferseite der Traun zu wechseln, dort kann man dann bis Wels am Ufer gehen und in Wels wieder auf die andere Seite wechseln. Gute Idee, an diese eigentlich offensichtliche Lösung habe ich gar nicht gedacht.
Nachdem ich nun am Ufer entlang schlendere, fallen mir immer wieder Mistsäcke links und rechts des Weges auf. Was für Saubären müssen da wieder unterwegs gewesen sein? ABER wenig später treffe ich auf eine Gruppe Einheimischer, welche die Straße von Müll freiräumt und alles in Säcken verstaut (und die dann natürlich einsammelt). Wirklich toll, dass Leute ihre Freizeit opfern um den Mist anderer wegzuräumen.
Als ich so vor mich hin gehe, höre ich es hinter mir klackern. Ein Herr so um die 80 überholt mich mit seinen Nordic Walking Stöcken. Er schildert mir kurz den Weg und empfiehlt mir am Ende des Treppelweges in den Wald einzusteigen und nicht der Straße zu folgen. Gesagt getan. Endlich wieder Waldluft. Viel angenehmer zu gehen als auf dem harten Asphalt.
Im Wels angekommen, hole ich mir noch eine kleine Jause beim Spar und nehme mir vor sie im Wald nach Wels auf einer Bank zu verputzen. Gerade als ich mich auf einem gemütlichen Platzerl niederlasse, fängt ein Passant ein Gespräch an und erzählt mir während meiner etwa 30 minütigen Mittagspause, dass er mit dem Kosmos vernabelt ist und er deshalb der beste Schmetterlingszähler von Wels sei (und er war dabei toternst).
Etwas nach Wels treffe ich noch auf eine Dame, die mich segnet und mir allen ernstes Geld geben möchte, damit ich auch gut weiterpilgern kann. Als ich abgelehnt habe, war sie sichtlich verärgert. Verrückte Begegnung.
Nun geht es endlich wieder in den Dschungel. Der Weg wird für ca. 8 Kilometer einen Trampelpfad entlang, der gerade so breit und so hoch ist, dass eine Person durchpasst. Mein Rucksack bleibt immer wieder hängen, stellenweise ist ein Stück vom Weg in die Traun gebrochen und überall Brennessel. Herrlich, endlich wieder etwas abenteuerlicher. Der Weg war zwar anstrengend, aber definitiv das Highlight der Woche.
Üblicherweise mache ich häufig Pausen, aber auf dem Trampelpfad war nunmal einfach kein Platz. Am Ende des Pfades, als ich mich schon verzweifelt nach einem Bankerl sehne, taucht wie aus dem Nichts eine Erholungsoase auf, die vom Besitzer des angrenzenden Grundstücks eingerichtet wurde. Herrlich!
In Lambach kehre ich beim Stiftskeller ein, in der Hoffnung irgendwie ein Pilgerzimmer im Kloster des Stiftes Lambach zu bekommen. Leider war der Telefondienst nicht besetzt und so kann ich nirgends anrufen. Während ich köstlichen Spargel esse, geht ein Stiftsbruder durch den Hof. Ich springe auf, aber noch bevor ich etwas sagen kann entgegnet mit der Mönch „Sie sind Pilger und suchen eine Unterkunft?“. Perfekt. Mir wird ein Schlüssel organisiert und die Herberge gezeigt. Und wer ist da? Johanna, die Wienerin, welche ich bereits einmal erwähnte und ich insgeheim hoffte einzuholen! Wir haben uns ein bisschen ausgetauscht und uns gleich für morgen einen Treffpunkt zum Mittagessen ausgemacht. Und weil mich Johanna morgen um 6:30 rausläutet, werde ich jetzt auch heia machen. Gute Nacht!