Lambach – Vöcklabruck (ca. 23 Kilometer)
Johanna weckt mich um 6:30 Uhr auf. Sie geht geht schon los und wir fixieren nochmal unser Date zu Mittag. Ich habe nicht wirklich gut geschlafen, besonders bequem war das Bett nicht. Also Döse ich nur noch kurz bevor ich meine Sachen packe. Das Wasser ist so wie gestern braun und eiskalt, weshalb ich bereitwillig auf Körperhygiene verzichte. Viel schlimmer ist jedoch, dass ich meinen Wasservorrat nicht auffüllen kann. Da es kein Frühstück gibt, bin ich ein bisschen verzweifelt wo ich Wasser an einem Sonntag herbekommen soll. Ich habe nur noch einen halben Liter. Da sehe ich eine SMS am Handy. Johanna hat mir geschrieben, dass die Bäckerei am Hauptplatz offen hat. Also schnell fertig gemacht und zur Bäckerei getigert. Glück gehabt, die letzte Flasche Fruchtsaft gehört mir.
Der erste Teil des Weges geht über einen Treppelweg nach Schwanenstadt, wo ich mich mit Johanna treffen werde. Wieder einmal gibt es kilometerlang keine Bankerl. Da fällt mir ein, dass ich gestern laut lachen musste, als sich Johanna bei mir über fehlende Bankerl beschwert hat. Na gottseidank gehts nicht nur mir so 😀
In Schwanenstadt angekommen, telefonieren wir uns zusammen und suchen uns einen netten Wirten zum Mittagessen. Wir fachsimpeln fast zwei Stunden über Wegplanung, Ausrüstung und Ziele. Ich möchte gerne die Rechnung übernehmen, aber sie lehnt strikt ab. Auf einen Kaffee darf ich sie einladen, falls wir uns nochmal begegnen. Sie hat heute ihren Ruhetag und geht nicht weiter als Schwanenstadt. Für mich ist es noch nicht ganz die Hälfte des Weges, den ich schaffen möchte. Es folgt eine herzhafte Verabschiedung. Hoffentlich begegnen wir uns nochmal. Johanna hatte eine eigene Parfumerie in Tirol, war au-pair in Frankreich und hat auf Kreuzfahrtschiffen gearbeitet, die auf der ganzen Welt unterwegs waren. Ganz stolz ist sie auf ihre Arbeit auf einem Expeditionsschiff, mit dem sie unter anderem den Amazonas durchquert hat und auch die Arktis besucht hat. Johanna, pass auf dich auf und vergiss nicht… man sieht sich immer zwei mal im Leben!
So marschiere ich eifrig voran und erreiche Attnang-Puchheim. Dort geht es quer durch das Ghetto des Ortes. Als Pilger ist man es mit der Zeit gewöhnt, dass einen die Leute komisch anschauen, aber in den Seitengassen Attnang-Puchheims zwischen Kofferraumbazar und Familiengrillerei auf der Straße habe ich dann doch etwas an Tempo zugelegt.
Nach dem Ort habe ich mich nach einer Unterkunft in Vöcklabruck umgesehen. Wie so oft in größeren Städten sind die Preise ziemlich gesalzen. Mir gelingt ein Glücksgriff. Ein Gutes Restaurant der Stadt hat heute Ruhetag und deshalb sind die Zimmerpreise niedriger. Ich schlage bei 49 Euro ein. Aber der Hit kommt erst. Der Chef hat mir einen Schlüssel hinterlegt und sagt mir am Telefon, dass er in 30 Minuten da ist, falls ich was trinken möchte. Zuerst einmal gscheit duschen.
Nachdem ich sauber bin, schaue ich im Gastraum vorbei. Der Chef setzt sich zu mir und wir plaudern ein bisschen. Es kommt gleich eine Reisegruppe und er hat ein Buffet hergerichtet. Als armen Pilger lädt er mich ein mitzuessen. Seine Frau setzt sich später auch dazu und sie erzählt, dass sie nicht nur selbst gepilgert ist, sondern auch ein Jahr lang in einer Pilgerherberge gearbeitet hat. Sie schreibt mir ihre Kontakte in Spanien zusammen und gibt mir ein kleines Spanienwörterbuch mit auf die Reise. Fast hätte sie mir auch noch ihre Wohnung in Salzburg als Unterkunft angeboten, aber sie ist zu der Zeit, in der ich durch Salzburg komme, selbst auf Urlaub. Wirklich sehr nette Leute, ich freue mich jeden Tag über die vielen Charaktere, die man unterwegs trifft.
Mittlerweile geht es mir körperlich wesentlich besser. Die Füße schmerzen kaum noch, der Rücken gar nicht mehr und auch die Gelenke machen schon ganz gut mit. Ein Sorgenkind habe ich aber. Seit dem ersten Tag habe ich eine aufgewetzte Stelle an der Hüfte. Ich habe schon alles probiert, aber es wird eher schlimmer statt besser. Die Hüfte ist im Gürtelbereich rundherum schon ganz blau. Vermutlich sitzt der Rucksack nicht so gut, aber ich bekomme ja hoffentlich eh bald einen neuen. Und so hat heute das erste Blasenpflaster seine Verwendung gefunden… an der Hüfte 😀