Jakobsweg Tag 19: Zweisam statt einsam

Vöcklamarkt – Oberhofen (19,5 Kilometer)

Zum Frühstück gibts die obligatorische Wurstsemmel und (mit einem kleinen Umweg) eine Jause vom Billa. Auf dem Weg zurück zum Jakobsweg treffe ich Karin. Sie hat sich ein paar Tage Urlaub genommen und geht von Schwanenstadt nach Salzburg. Jetzt möchte sie noch zur Kirche in Vöcklamarkt schauen, also trennen sich unsere Wege gleich wieder.

Direkt am Ortsausgang gehe ich in Sichtweite hinter zwei anderen Pilgern. Als sie sich zu einer Rast niederlassen kann ich nicht anders und muss kurz hallo sagen. Es handelt sich um ein schweizer Ehepaar, welche von Budapest zurück in die Schweiz gehen. Ich ziehe weiter und suche ein gemütliches Bankerl mit guter Aussicht für meine Vormittagspause. Weil ich aber erst etwas später weggegangen bin und etwas wählerisch mit den Bankerln war, wird es eher die Mittagspause. Anscheinend sind doch schon einige Pilger unterwegs und deshalb reserviere ich heute bereits sehr früh eine Unterkunft (und bekomme sogar Pilgerrabatt!). Meine Pausen sind generell sehr ausgedehnt und so holen mich die Schweizer bald ein. Gleich dahinter: Karin. Sie steigt bei meiner Pause ein und weil wir so nett geplaudert haben, gehen wir gemeinsam das letzte Stück nach Frankenmarkt, wo sie wieder zur Kirche schauen möchte, ich dagegen an Frankenmarkt vorbeigehen will. Als wir bei Frankenmarkt angekommen sind, fragt mich Karin: „Weißt was… störts dich, wenn ich mit dir nach Oberhofen gehe?“. Natürlich nicht!

Bis jetzt habe ich kaum andere Pilger getroffen und jetzt habe ich sogar einen Weggefährten. Die Zeit vergeht wie im Flug und wir unterhalten uns über Gott und die Welt. Karin ist begeisterte Köchin und ein leidenschaftlicher Familienmensch. Und sehr sportlich. Zwei Tage hintereinander hat sie über 30 Kilometer zurückgelegt.

In einem kleinen Ort Namens Kühschinken sehen wir zufällig die Schweizer. Eine ehemalige Bauernfamilie hält uns an und bittet uns kurz zu rasten und in ihr hauseigenes Pilgerbuch zu schreiben. Es gibt sogar einen Pilgerstempel. Die Schweizer sind etwas verzweifelt, denn sie finden keine Unterkunft. Auch meine Pension ist bereits ausgebucht. Die Bauersleut kennen aber wen, der wen kennt und organisieren was für das Paar. Die Schweizer verabschieden sich, Karin und ich werden noch auf einen Schnaps eingeladen und ich muss versprechen eine Karte aus Santiago zu schicken. Auch Karin macht sich jetzt Sorgen wegen einer Unterkunft, aber der Hausherr kennt natürlich auch die Besitzerin meiner Pension und fragt an ob noch jemand untergebracht werden kann. Es stellt sich heraus, dass mein Zimmer ein Dreibettzimmer ist und deshalb biete ich natürlich umgehend ein Bett in meinem Zimmer an. Karin vertraut mir noch nicht so ganz und würde deshalb auch einen Schlafplatz in der Stube der Pension nehmen.

Karin sehnt sich bereits nach dem Etappenende, immerhin hat sie heute bereits 30 Kilometer in den Füßen. Als wir endlich in der Pension eintrudeln, nimmt Karin nun doch mein Angebot mit dem Bett im Zimmer an. Gut essen waren wir auch noch im Ort. Nachdem ich Karin auf meine Eigenheiten eingewiesen habe (Ohrstöpsel habe ich aber leider keine für sie mit) sind wir bettfertig. Gute Nacht 🙂