Jakobsweg Tag 20: Das Salzburger Land unsicher machen

Oberhofen – Eugendorf (ca. 24 Kilometer)

Karin hat mich die ganze Nacht wach gehalten, kaum ein Auge habe ich zubekommen! Wir haben bis spät in die Nacht geplaudert, gelacht und philosophiert. Dementsprechend bin ich in der Früh dann etwas müde, fühle mich im großen und ganzen aber relativ fit. Nach einem gemeinsamen Frühstück bricht Karin gleich auf, mit dem Vorsatz bei einer Pausenstation auf mich zu warten. Ich brauche etwas länger um alles zu packen (und der plauderfreudigen Hausherrin auszukommen) und folge mit etwa 15 minütigem Abstand.

Der Beginn der Etappe ist ein Aufstieg und am „Gipfel“ eines Hügels sehe ich Karin bereits breit grinsend auf einem Bankerl sitzen. Wir setzen den Weg wieder gemeinsam fort. Für mich vergeht die Zeit wie im Flug. Wir sprechen sehr offen und reden auch über persönliche Dinge. Es fühlt sich ein bisschen so an als würden wir uns schon ewig kennen und ich freue mich sehr, dass wir auch heute wieder gemeinsam gehen.

Einen Wirten haben wir ausgelassen zur Mittagseinkehr und die nächsten zwei haben geschlossen. Uns plagt schon etwas der Hunger, bekommen dann aber beim Restaurant eines Campingplatzes etwas zu essen. Eigentlich wäre der Campingplatz mein Ziel für heute gewesen, aber ich möchte gerne noch etwas Zeit mit Karin verbringen und schließe mich deshalb ihrem Weg nach Eugendorf an. Wir suchen nach Unterkünften und stellen fest, dass es gar nicht so einfach ist freie Zimmer zu bekommen. Auch wenn wir uns gut verstehen, möchten wir doch lieber wieder getrennt schlafen. Ich finde ein verhältnismäßig günstiges Zimmer, telefoniere aber weiter um vielleicht auch Karin wo unterbringen zu können. Tatsächlich kann ich ein zweites Zimmer in einer anderen Pension reservieren. Gentleman wie ich nunmal bin überlasse ich Karin das günstigere Zimmer.

In Eugendorf angekommen, müssen wir uns dann verabschieden. Meine Pension ist etwas außerhalb, Karin hat noch ein paar Meter zu ihrer Unterkunft im Stadtzentrum. Auch wenn wir eigentlich zwei Fremde sind, die zwei Tage miteinander gewandert sind, fällt mir der Abschied nicht ganz so leicht. Karin, ich werde deine offene, freundliche und herzensgute Art nicht so schnell vergessen können. Danke, dass du mit mir einen Teil des Weges gegangen bist. Und wie ich gerne sage: Man sieht sich immer zwei Mal im Leben!