Jakobsweg Tag 25: Bisch a Tiroler, bisch a Mensch…

Lofer – St. Johann in Tirol (ca. 26 Kilometer)

Zu Beginn des heutigen Eintrags möchte ich mich zuerst einmal ganz herzlich für die mittlerweile zahlreichen Nachrichten im Gästebuch bedanken. Auch, wenn es eher eine einseitige Kommunikation ist, lese ich natürlich alles und freue mich über jeden Eintrag. Danke!

Beim Frühstück treffe ich zwei junge Damen, die ebenfalls am Jakobsweg unterwegs sind. Sie gehen immer in ihrem Urlaub und sind jetzt gerade von Salzburg nach Innsbruck unterwegs. Ich nutze die Gelegenheit und frage ob sie bereits eine Unterkunft in St. Johann gefunden haben. Gestern am Abend habe ich schon grob gesucht, aber es hatte alles geschlossen. Tatsächlich haben sie schon wo gebucht und in mir keimt die Hoffnung, dass die Suche heute nicht so schwierig wird.

Eine Stunde früher aufstehen war heftig, aber ich brauche die Zeit einfach. Mittlerweile habe ich meinen Rhytmus gefunden. 3 Kilometer gehen, 10 Minuten Pause. Dazu kommt dann nochmal eine 20 minütige Frühstückspause (in der ich aber selten was esse, sondern mehr am chillen bin) und eine einstündige Mittagspause, sofern ich eine Einkehr finde. Im Tagesschnitt brauche ich inklusive aller Pausen etwa eine Stunde für 3 Kilometer.

Es gibt unglaublich viele Bankerl und ich kann mich kaum entscheiden welche ich wählen soll. Die Aussichten in den Pausen sind nach wie vor einfach atemberaubend. In der Frühstückspause rufe ich gleich in der Unterkunft an und bekomme auch ein Zimmer. Unglaublich erleichert trotte ich weiter vor mich hin. Zur Mittagseinkehr bin ich bereits in Tirol und finde tatsächlich ein Gasthaus, das offen hat.

Gut gestärkt begebe ich mich auf die Suche nach dem richtigen Weg. Der Jakobsweg teilt sich mehrfach auf und das macht es nicht einfach ihm zu folgen. Nach Möglichkeit will ich die kürzeste Route gehen, die 30 Kilometer von gestern hängen mir noch nach. Als der Jakobsweg einem Radweg folgt, geht es wieder flotter voran, da die Radwege in der Regel sehr gut ausgeschildert sind.

Vor Kirchdorf treffe ich auf eine Gruppe Passanten, die in Plauderlaune sind. Sie sind sehr erstaunt darüber, dass in St. Johann eine Pension offen hat, eigentlich haben alle geschlossen sagen sie mir. Ich verabschiede mich und hoffe die letzten 8 Kilometer rasch hinter mich zu bringen. Auch wenn die Füße sehr gut mitmachen, fühle ich mich konditionell erschöpft.

Kurz bevor ich St. Johann erreiche, treffe ich auf einen Pensionisten, der gerne ein Stück mit mir mitgehen möchte. Es stellt sich heraus, dass er 82 ist, hat aber das optische Erscheinungsbild eines 65-Jährigen. Sein Erfolgsgeheimnis um jung zu bleiben: jeden Tag 10 Kilometer gehen.

So, jetzt bin ich bettfertig und werde mir „Goodbye Deutschland“ reinziehen. Mal schauen was andere so treiben, wenn sie von zuhause weggehen 🙂