Ried am Riederberg – Sieghartskirchen (5 Kilometer zu Fuß) Sieghartskirchen – Herzogenburg (34 Kilometer mit Auto)
Nachdem ich gestern schon mein Etappenziel nicht erreicht hatte, aber für heute (Ostersonntag) bereits einen Platz in der Pilgerrast des Augustiner Chorherren Stiftes Herzogenburg reserviert hatte, habe ich gestern am Abend noch den Alex angerufen ob er mich von Sieghartskirchen holen kann (dass ich zumindest pro forma halber ein paar Kilometer gegangen bin). Wir wollten uns heute sowieso treffen, also hat es sich perfekt angeboten um ein bisschen zu schummeln.
Nachdem mich also der Alex abgeholt hat, haben wir noch eine Weile geplauscht, waren etwas essen und dann hat er mich in Herzogenburg abgesetzt. DANKE ALEX.
Im Stift selbst wurde ich sofort begrüßt und vom Stiftsdechant auf einen Tee eingeladen. Tatsächlich wurde ich auch zum Ostergebet eingeladen, aber da der Dechant offenbar erkannt hat, dass ich noch Pilger in Ausbildung bin, hat er dankenswerterweise erwähnt, dass dieses Gebet fast 3 Stunden dauert. Ich glaube so weit bin ich noch nicht 😀 Jedenfalls haben wir uns bei besagter Tasse Tee über das Pilgern unterhalten. Da er selbst von Herzogenburg nach Santiago gepilgert ist, hat mir seine Erfahrungen und Eindrücke mitgegeben.
Natürlich musste ich auch die Gelegenheit nutzen um mir ein bisschen über das Leben im Stift erzählen zu lassen. Er musste etwas schmunzeln, als er mir den Gedanken „Das sind ja normale Menschen“ von meinem Gesicht ablesen konnte. Besonders gefällt mir das Credo der Augustiner Bruderschaft: Habe nicht mehr als du brauchst. Genau mit der Einstellung habe ich mich nämlich auf den Weg gemacht und habe deshalb den armen Stiftsdechant gleich mit Fragen durchlöchert 😀
Da wurde mir klar, dass für mich der heutige Tag unter das Motto „Verzicht“ fällt. Gut, ich habe auf Kilometer verzichtet, aber das ist nicht das, was ich meine 😀 Ich muss auf die detaillierte Planung verzichten und mich etwas mehr treiben lassen. Keine Etappenziele mehr, keine Reservierungen mehr. Genauso muss ich auf meine persönliche Komfortzone verzichten. Durchgebrochenes Bett? 5 Grad Zimmertemperatur? Macht nichts, denn im Vordergrund steht die Dankbarkeit für das, was ich wirklich brauche: Einen Schlafplatz.
Sonst kann ich nur noch positiv berichten, dass meine Füsse endlich gscheit angeschwollen sind und mir somit meine eigentlichen Schuhe für die Wanderung perfekt passen. Keine Blase bis jetzt und auch die Zehennägel sind nicht mehr blau. Darf sie also anscheinend behalten. Die anderen Schuhe hab ich gleich dem Alex mitgegeben 🙂
Achja. Auf meinem Weg nach Sieghartskirchen war vor einem Haus ein Tisch aufgestellt mit „Jausensackerl zu verschenken“. Habe verzichtet (Da! Schon wieder Verzicht!), da ich gerade erst gefrühstückt hatte, aber fand die Geste so nett, dass ich es einfach erwähnen musste.
Es fällt mir wirklich schwer die Etappen nicht mehr zu planen, weil da ein gewisses Unsicherheitsgefühl mitschwingt, aber ich glaube so laufe ich weniger Gefahr mich zu verausgaben. Zur Not muss mich halt der Alex wieder holen 😉