Jakobsweg Tag 4 – vom Winde verweht

Herzogenburg – Mautern (19,4 Kilometer)

Zum Start in den Tag blieb mir leider das Frühstück verwehrt. Offenbar wurde vergessen die Aussentür zum Speisesaal zu entriegeln. So konnte ich mich leider nicht persönlich bei den Stiftsbrüdern bedanken und hinterlies deshalb einen Eintrag im Pilgerbuch. Weil ich den Schlüssel zur Pilgerrast eigentlich der Köchin hätte geben sollen, aber ja nicht in den Speisesaal kam, musste ich etwa eine Stunde warten bis der Klosterladen aufsperrte. Ich nutzte die Zeit um ein bisschen im Reiseführer zu schmökern.

Nachdem ich den Schlüssel abgegeben hatte, machte ich mich auf den Weg Richtung Stift Göttweig. Mit ganz leerem Magen musste ich nicht starten, der Stiftsdechant hat mir gestern noch einen Schokoosterhasen mitgegeben, der wurde als Frühstücksersatz geköpft 🙂 Leider wehte ein eisiger Wind, welcher mir auf den offenen Feldern um die Ohren pfeifft. So lege ich die ersten Kilometer mit Haube, Handschuhe und Halstuch zurück.

Zur Mittagszeit komme ich bei einem im Reiseführer erwähnten Gasthof vorbei. Ich habe bereits einige Höhenmeter hinter mir und so bietet das Gasthaus einen phänomenalen Ausblick. Ist aber leider berstend voll und der Gastgarten hatte noch geschlossen, deshalb beschloss ich diese Einkehr zu übergehen und auf eine andere Möglichkeit zu warten.

Stift Göttweig war bereits in Sicht und so war ich besonders motiviert die nächsten Kilometer hinter mich zu bringen. Am Fuße des Stiftes bemerkte ich, dass ich offenbar irgendwo eine Abzweigung verpasst hatte. Jetzt konnte ich entweder etwa 2 Kilometer zurück gehen, oder einem extrem steilen Pfad zum Stift rauf folgen. Ich war heute den ganzen Tag schon recht fit unterwegs und entschloss mich für den steilen Pfad. Oben angekommen wollte ich beim Stiftsgasthaus einkehren. Leider war die Terrasse mit herrlichem Ausblick geschlossen, was in meinen Augen die einzige Rechtfertigung für die hohen Preise und kleinen Portionen gewesen wäre. Also doch noch kein Mittagessen. Zwar gibt es eine Pilgerunterkunft im Stift, allerdings fühlte ich mich trotz fehlender Nährstoffe noch immer sehr wanderlustig. Also bin ich nach einem kurzen Rundgang im Stiftshof nach Mautern aufgebrochen.

Der Abstieg war genauso steil wie der Aufstieg, was ordentlich in die Knie ging. Ich war positiv überrascht, dass ich trotz steinigen Stellen sehr gut zurecht kam. Steiniger Abstieg ist meine größte Wanderschwäche. Vielleicht ist das auch auf die Salomon Speedcros 4 zurückzuführen. Von diesen Schuhen schwärme ich mittlerweile schon. Mit denen fühle ich mich wesentlich trittsicherer als mit den klobigen Wanderschuhen. Ganz abgesehen davon, dass ich nach wie vor komplett blasenfrei bin.

Auf den letzten Kilometern fühlte ich mich schon sehr erschöpft. Zum einen, weil ich ja nach wie vor nichts gegessen hatte, zum anderen, weil ich die 15 Kilometer bis zum Stift Göttweig ohne Pause durchgegangen bin. Ich habe einfach keine windgeschützte Bank gefunden um ein bisschen zu rasten. Und bei dem durchgehenden kalten Luftzug habe ich, verschwitzt wie ich war, natürlich sofort gefroren.

Im Mautern angekommen, bin ich zu der Unterkunft meiner Wahl getigert… keine Zimmer mehr. Tja, das kann halt passieren, wenn man auf Reservierungen verzichtet. Aber ich konnte mich erinnern in der Nähe eine Pizzeria auf der Karte gesehen zu haben. Endlich Futterzeit! Eine Pizza mit sämtlichem Belag, der da war und 1 Liter Cola später, fühlte ich mich wieder gestärkt. Während dem Essen rief ich bei einem Hotel an, an dem ich am Weg zur Pizzeria vorbeigegangen war. 1 Zimmer noch frei, perfekt! Zur Not hätte ich noch 3 Kilometer nach Krems auf mich genommen, da wäre ich wohl sicher fündig geworden.

Heute bin ich mal früher fertig mit allem. Die Wäsche ist bereits gewaschen und ich gammle so herrlich schön im Bett herum und lasse mich von ORF 2 berieseln, dem einzigen Sender, der funkioniert.

Ich bin schon sehr gespannt auf morgen. Bis jetzt habe ich unglaublich viel Spaß und ich hoffe, dass das noch lange so bleibt!