Jakobsweg Tag 5: 2018: Eine Odyssee im Wachauerraum

Mautern – Aggsbach Dorf (26,4 Kilometer)

Bei einem ausgezeichneten Frühstück im Hotel begnegete ich 2 Pensionistinnen, welche den Jerusalemweg wanderten. Wir kamen kurz ins Gespräch und sie erzählten mir, dass sie bereits 6 (!!!!) Mal den Jakobsweg von Österreich nach Santiago gegangen waren. Eine der beiden Frauen zeigte mir ihre neuen Schuhe: Trailrunners von Salomon. Seit sie von den herkömmlichen Wanderschuhen umgestiegen sei, habe sie keine einzige Blase mehr bekommen. Scheint also nicht nur mir so zu gehen 🙂

Dann herrschte allgemeine Aufbruchsstimmung, die Damen zogen ab, und auch ich machte mich auf den Weg. Mit einem Zwischenstopp beim Billa um ein Jausensackerl zu holen, denn laut Reiseführer gibt es auf den ersten 20 Kilometern keine Einkehrmöglichkeit.

Ich habe einen guten und gemütlichen Start. Das Wetter war herrlich schön, also genehmigte ich mir einen kleinen Abstecher zur Ferinandswarte und genoss eine Zeit lang den Ausblick. Bereits vor 11 setzte der kleine Hunger ein und knabberte etwas von meiner Jause weg.

Kurz danach ging es in den Wald. Dieser Streckenabachnitt bis Maria Langegg war wirkli h wunderbar und kann ich jedem als Wochenendwanderung empfehlen. Bis auf die letzten 2 Kilometer mit einem etwas ungemütlichen Abstieg, ist der Weg einfach zu begehen.

In Maria Langegg angekommen, kehrte ich im Klosterstüberl ein und wollte eigentlich in der dortigen Pilgerunterkunft übernachten. Allerdings war es erst 15 Uhr und das Wetter nach wie vor ausgezeichnet. Als ich die Kellnerin fragte ob sie weiß, wie lange die Ruine Aggstein geöffnet, welche direkt am Jakobsweg liegt, eilte sie sofort zum Telefon und erkundigte sich für mich. Bis 18 Uhr. Sehr fein, geht sich also aus. Kurzer Fußcheck, ja schmerzfrei. Also machen wir noch weiter… GROSSER FEHLER!

Die etwa 8 Kilomter von Maria Langegg mach Aggsbach Dorf bestehen aus durchgehendem Abstieg mit einigen sehr steilen Stellen. Bereits bei der Ruine Aggstein, welche etwa die Hälfte meiner zusätzlichen Etappe markiert, schmerzte mein rechtes Knie höllisch. So konnte ich meine Besichtigung der Ruine leider nicht richtig geniessen.

Nach der Burg kam einer der steilsten Abschnitte überhaupt auf dem österreichischen Jakobsweg (laut Reiseführer). Ich beschloss den gekennzeichneten Weg zu verlassen und den Waldabstieg auf asphaltierter Straße zu umgehen. Mittlerweile waren die Schmerzen so schlimm, dass ich alle paar Schritte stehen bleiben musste um das Knie zu entlasten. Ich wollte per Anhalter in das Tal fahren, leider kam aber innerhalb einer Stunde nur ein einziges Auto vorbei. Es blieb sogar stehen, jedoch musste der Fahrer in eine ganz andere Richtung.

So bog ich in den Wald ein um wieder auf den Jakobsweg einzusteigen. Bei den ganzen Schmerzen fiel mir plötzlich ein, dass ich ja Schmerzmittel mithatte. Also warf ich zum ersten Mal in meinem Leben so ein Teufelszeug ein und hoffte, dass es einschoss wie der Treibstoff in einen V8 Superturbo. Wie sich heraustellte ist es leider kein Wundermittel, aber ich konnte zumindest wieder vorsichtig das Knie belasten. Und so schleppte ich mich die letzen Kilometer nach Aggsbach Dorf, wo ich in der Pension sofort ins Bett fiel.

Knieschmerzen sind mir komplett neu, hatte ich noch nie. Meine Füße machen mittlerweile schon sehr gut mit, deshalb hoffe ich, dass sich das mit dem Knie bald wieder gibt.