Jakobsweg Tag 30: Schwerer Abschied, hügelige Füße und ein bisschen Luxus

Gnadenwald – Innsbruck (ca. 21 Kilometer)

Gleich in der Früh kommt der erste Schock: Meine Feuchttücherverpackung ist irgendwie aufgegangen und hat den Pilgerpass komplett durchgeweicht. Er ist nicht ganz hinüber, aber die meisten Stempel sind verschmiert und das Papier ist fleckig. Ärgert mich massiv, aber kanns ja nicht ändern. Also gehts runter zu den Mädels frühstücken. Beim Frühstück geht die Suche nach einer Unterkunft in Innsbruck weiter. Gestern am Abend schon gab es nur mehr teure Hotels. Angeblich sind irgendwelche Veranstaltungen am Wochenende, weshalb viel ausgebucht ist. Noch habe ich nirgends zugeschlagen, weil ich ja eigentlich einen Ruhetag in Innsbruck einlegen wollte.

Wir packen und machen uns auf den Weg. Die heutige Etappe ist etwas kürzer, weshalb wir bisschen später gestartet sind. Die Damen der Runde geben wieder ein ordentliches Tempo vor. Ich brauche meistens ungefähr eine halbe Stunde bis ich warmgelaufen bin. Der Beginn des Weges verläuft über Wald- und Schotterwege und bietet einige atemberaubende Aussichten. Wir legen eine kleine Frühstückspause auf einem Bankerl und eine längere Mittagspause bei einem Italiener in Arzl ein. Während sich die Mädels für was Leichtes entscheiden, wähle ich Gnocchi Gorgonzola. Lag tasächlich (oh Wunder) schwer im Magen, aber ich habe was deftiges gebraucht. Hier fälle ich auch die Entscheidung für meine heutige Unterkunft. Statt einer billigen Absteige mit schäbigen Zimmern um 80 Euro, lege ich noch 15 Euro drauf und reserviere mir ein Zimmer in einem Luxushotel. Als Ausgleich verzichte ich auf meinen freien Tag morgen. Mittlerweile fühle ich mich sehr fit und denke ich kann getrost einen Pausentag ausfallen lassen. Und um auch ehrlich zu mir selbst zu sein: Ich hatte einfach Bock auf ein bisschen Luxus.

Der restliche Weg nach Innsbruck ist geprägt durch einen Abstieg auf Asphalt. Wir gehen zum Dom zu St. Jakobus und holen uns einen Stempel (nur nicht Nadine, sie braucht keinen Pilgerpass) und machen noch ein paar Selfies und Fotos beim Goldenen Dachl. Jetzt ist der Zeitpunkt des Abschiedes gekommen. Wir umarmen uns und wünschen uns alles Gute, dann trennen sich unsere Wege. Es muss irgendwie Sand durch die Sonnenbrille gekommen sein, denn ohne ersichtlichen Grund fangen meine Augen an zu tränen. Wir haben doch immerhin 4 Tage miteinander verbracht und mir sind die beiden Mädels ein bisschen ans Herz gewachsen. Aber es gilt den Blick nach vorne zu richten. Alleine zu gehen hat auch was schönes und gibt mir doch mehr individuelle Reisegestaltung und vorallem Zeit um das zu finden was ich suche. Nichtsdestotrotz werde ich die Zwei vermissen.

Nach einem Abstecher beim Spar um mein Toiletttascherl wieder aufzufüllen bin ich nach ein paar zusätzlichen Kilometern auch schon bei meinem Luxushotel. Das Zimmer ist schon sehr schön, aber da war mir das 28 Euro Appartement vor ein paar Tagen doch wesentlich lieber.

Am Zimmer bemerke ich an meinen Füßen lauter kleine Hügerl. Erst dachte ich es wären Blasen, aber sie tun fast nicht weh. Was auch immer es ist, ich weiß nicht wie ich es verarzten soll, also werde ich wohl meine übliche Taktik anwenden: ignorieren und warten, dass es verschwindet 😛

Zum Abschluss noch ein Foto von meinem heutigen Zimmer, Nadine und Patricia wollten unbedingt wissen wie ich heute hause 😀