Jakobsweg Tag 38: Jeder hat mal einen schlechten Tag…

Bludenz – Rankweil (ca. 26 Kilometer)

Kennt ihr das? Manchmal wachst du auf und weißt, dass der Tag im Arsch ist. Natürlich wirds mit der Einstellung auch nur schlimmer statt besser.

In der Nacht bzw. in der Früh haben sich ein paar Angsoffene vor dem Hotel stundenlang angeschrien. Da wünscht man sich wirklich, dass sie sich endlich mal in die Goschn haun, damit eine Ruh is. Nachdem ich zumindest ein bisschen Schlaf bekommen habe, wollte ich mir ein kleines Frühstück gönnen. Da kommt der Chef und erklärt mir eine Stunde lang wie toll sein Frühstücksbuffet nicht ist. Ist ja nett gemeint, aber ich wollte eigentlich nur meine Semmel verputzen und dann los.

Als ich dem Chef ausgekommen bin, gehe ich langsam meine neuen Schuhe ein. Ein total ungewohntes Gefühl und ich habe es bisschen bereut nicht doch die Salomon Speedcrosss 4 mit Membran genommen zu haben. Gut, ohne zerstörte Sohle und durchgebrochener Dämpfung hätten sich die wohl auch ungewohnt angefühlt 😀

Ich mache alle 2-3 Kilometer eine lange Pause. Heute habe ich einfach keine Lust zu gehen. Um ehrlich zu sein habe ich mir sogar gewünscht im klimatisiertem Büro zu sitzen und einfach irgendwas abzuarbeiten. Mir hat einfach alles gefehlt. Die Arbeit, die Kollegen, die Wohnung, die Freunde, das Auto, das Bett…

Etwa bei der Hälfte der Strecke waren meine Schenkel wieder mal Wund gerieben. Keine Ahnung warum, vielleicht gehe ich in den neuen Schuhen anders. Jedenfalls wars spätestens dann mit meiner verbliebenen guten Laune komplett vorbei. Jetzt komme ich nur noch mit Minischritten voran um die Reibung am Schenkel zu reduzieren. Und mit der Allergie ist es heute auch furchtbar. Trotz bereits zwei Allergiepulver muss ich die ganze Zeit niesen und die Augen jucken wie Hölle.

Bei einer Pause suche ich mir Unterkünfte in der Schweiz raus. Ich hab geglaubt mir ziehts die Socken aus! Eine Jugendherberge für 70 Euro pro Nacht. EINE JUGENDHERBERGE. Daraufhin habe ich mir gleich ein paar übertriebene Etappen mit bis zu 40 Kilometer eingeteilt um ein paar Tage einzusparen, bzw. um schnell in die Region zu kommen wo es Campingplätze am Jakobsweg gibt.

Mir tun auch meine Füße wahnsinnig weh von den neuen Schuhen. Wenigstens nicht „blasenweh“, sondern von der ungewohnten Belastung auf die Füße. Die Schuhe wollen ja ein Barfuß-Gefühl vermitteln und haben deshalb keine Dämpfung und nur eine dünne Sohle. Vor lauter Missmut habe ich heute nicht wirklich auf die Umgebung geachtet. Ich war eigentlich die ganze Zeit nur am Grummeln 😀

Zu guter Letzt geht in meinem heutigen Hotel ORF 1 nicht. Aber wenigstens ist das Zimmer schön. Bei 2-Stern Hotels ist das immer so ein bisschen wie Roulette spielen 😀

So, genug gegrantelt für heute. Morgen gehts in die Schweiz. Grad freu ich mich noch nicht so richtig, weils halt schon extrem teuer ist (selbst Pilgerherbergen mit Bettenlager kosten 40 Euro pro Nacht), aber ich brauch ja nicht allzulang durch. Und vorallem: nach eine paar Etappen kommen einige Campingplätze am Weg, da kann ich dann endlich mein neues Zelt ausprobieren und auch bisschen sparen.

Hab euch lieb.