Luzern – Willisau (ca. 35 Kilometer)
Von Tag zu Tag fällt es mir ein Stück schwer meinen Arsch hochzubekommen. Aber weil meine heutige Tagesetappe nur etwas über 20 Kilometer hat, lass ich es ruhig angehen, gehe gemütlich Frühstücken und lass noch eine Folge Big Bang Theory auf mich niederprasseln. Knapp vor 10 mache ich mich dann dich auf den Weg.
Mich gelüstet es nach Musik, also höre ich zum ersten Mal seit ich unterwegs etwas aus meinem vollgestopften Spotify Ordner. Muss sich ja auch irgendwann mal auszahlen. Zu Beginn fetzte ich mir Rammstein rein. Der Ausstieg aus Luzern ist die einzige halbwegs steile Passage der Etappe. Beim ersten Supermarkt unterwegs besorge ich mir etwas Zuckerwasser zur Stärkung. Mit der Musik im Ohr läuft es sich wierklich sehr angenehm. Ich habe mir vorgenomme so weit es geht heute nach Wegweiser zu gehen. Zum einen um Akku zu sparen um länger Musik hören zu können (wie sich aber herausgestellt hat braucht Spotify kaum Akku), zum anderen gehts mir schon auf den Keks so oft aufs Navi zu schauen.
Ein Abschnitt wird sehr wild. Und zwar wirklich extrem Wild. Weggebrochene Wegteile zwingen mich ungeahnte Parkourkünste herauszukramen. Noch vor wenigen Wochen wäre ich an solchen Stellen sicher umgekehrt und hätte einen anderen Weg gesucht. Ohne Wanderstöcke hätte ich es vermutlich auch so nicht probiert. Ich frage mich wie ein Pensionist am Jakobsweg solche Passagen überqueren soll und checke am Handy ob ich wirklich richtig bin. Hmmm, da wo ich grad herumkraxel ist nichtmal ein Weg eingezwichnet. Offenbar bin ich komplett falsch. Aber immerhin in die richtige Richtung unterwegs. Nachdem ich mich aus dem Gestrüpp herausgekämpft habe, gönne ich mir eine Pause bei toller Aussicht.
Rammstein ist zu Ende und ich wechsle auf Viking Metal und Nordic Folk. Das treibt das Tempo an, aber laugt mich schnell aus. Also lieber ein best of Unheilig. Während dem Musikhören denkt man wesentlich weniger an die Kilometer und so bin ich relativ flott an meinem Tagesziel in Werthenstein. Allerdings ist es noch nicht spät und das Wetter ist wirklich herrlich. In der Früh habe ich mir eine Unterkunftsliste für den Luzerner Jakobsweg runtergeladen und sehe, dass es in 7 Kilometer Entfernung günstige Zimmer gibt. Das ist ideal. Also mache ich mich auf nach Geiss.
Die Anstrengung liegt mir schon etwas in den Knochen. Immerhin tut mir von gestern noch alles weh. Aber der Weg ist gut zu gehen und ich komme voran. Die Sonne hat sich verzogen und ohne der brennenden Nachmittagssonne geht es sich gleich noch besser. Nur ist jetzt der ganze Himmel bedeckt und in der Ferne donnert es schon. Gerade als ich in Geiss ankomme ist Unheilig durch. Perfektes Timing. Ich gehe zur Unterkunft auf der Liste und frage nach freien Zimmern. Sie haben gar keine Zimmer. Na toll. Auf Nachfrage ob es sonst was in der Nähe gibt: „Nicht, dass ich wüsste“. Noch toller. Die nächste Unterkunftsmöglichkeit laut Liste wäre in Willisau, was aber nochmal 7 Kilometer entfernt ist. Es ist schon mach 6 und es sieht nach Regen aus. Aber bleibt mir je eh nix anderes übrig. Ich lege mir meine „60s, 70s and 80s classic rock“ Playlist auf. Queen, Jimi Hendrix, Alice Cooper und Co geben mit die notwendige Kraft um weiter zu gehen.
Zum Glück bleibt es großteils flach, denn für mehr Höhenmeter habe ich definitiv keine Kondition mehr. Mittlerweile gehe ich hauptsächlich in Trance und schiebe mich mehr mit den Stöcken vorwärts als dass ich gehe. Aber Willisau ist erreicht! Auf den letzten 500 Metern muss es natürlich noch zu regnen beginnen, und so lege ich einen Sprint zur Unterkunft ein. Ich bekomme ein günstiges Zimmer und bin heilfroh endlich angekommen zu sein. Die Gemeinschaftsdusche ist ganz interessant. Während man in der Regel Probleme mit dem Wasserdruck hat, hat diese Dusche Kärcher-Allüren 😀
Mir tun die Füße so unglaublich weh, dass ich nichtmal liegen kann. Aber ich habe den längsten Marsch jemals hinter mir! Wenn ich morgen nochmal 37 Kilometer mache, hätte ich eine ganze Etappe übersprungen 😀 Aber ich glaube ich gehs mal langsamer an, gerade bin ich ziemlich fertig. Das mit der Musik muss ich öftes machen. War wirklich entspannend und motivierend. Hat mir gut gefallen.
Achja… ich habs geschafft, dass mich auf der Geraden auf die Pappn haut. Keine Ahnung was ich aufgeführt hab. Glaub es waren Blätter am Waldboden wo ich ausgerutscht bin. Naja, ich halt 😀