Jakobsweg Tag 53: Grünschnabelfeeling

Freiburg – Romont (ca. 26 Kilometer)

Meh, aufstehen. Zache Partie. Aber was muss, das muss. Rucksack packen dauert länger als üblich, denn ich habe mich ordentlich ausgebreitet. Eigentlich wollte ich aufs Frühstück verzichten, weil ich eh schon so spät dran bin, aber als ich beim auschecken am Buffet vorbeigehe, muss ich doch einen Abstecher machen. Jetzt ist es schon nach 10, höchste Zeit endlich aufzubrechen.

Ich fühle mich als wäre heute Tag 1. Die Füße sind schwach und schmerzen schnell. Daher gehe ich wieder in mein „viele und lange Pausen“-System über. Es ist erstaunlich viel los auf den Wanderwegen, aber bis auf eine Gruppe Österreicherinnen sehe ich keine Pilger. Ein chinesisches Pärchen bittet mich ein Foto zu machen, da packt mich gleich der künstlerische Ehrgeiz und ich schieße für sie DAS Foto! Naja… sie sind zumindest beide drauf… muss reichen 😀

Meine heutige Etappe führt mich fast ausschließlich über Asphalt, was zusätzlich die Füße müde macht. Echt schlimm, was eine längere Pause mit der Fitness macht. Oder ich war die Schmerzen nur einfach schon so gewöhnt, dass ich sie gar nicht mehr wahrgenommen hab. Kann natürlich auch sein 😀

Kurz nach der Hälfte der Strecke hole ich die Österreicherinnen ein, die an mir bei einer meiner Pausen vorbei gegangen sind. Wir unterhalten uns ein wenig. Es tut gut wieder mal mit Österreichern zu reden. Ein paar Kilometer gehen wir gemeinsam, dann möchten sie eine Pause bei einem Bierchen machen. Gerade als ich mich verabschieden will, werde ich eingeladen ein Bier mitzutrinken. Na da kann ich natürlich nicht nein sagen! Unser gesammeltes Französisch ist so miserabel, dass wir es nur mit Hilfe eines anderen Gastes, der für uns gedolmetscht hat, geschafft haben unsere Biere zu bekommen 😀

Das Bier genüsslich ausgesüffelt, gehen wir noch ein paar Kilometer gemeinsam, ehe sich an einer Kreuzung unsere Wege trennen. Sie haben hier schon ihre Unterkunft, ich habe noch 6 Kilometer bis Romont. Leider noch immer Asphalt, aber auf einer vielbefahrenen, einspurigen, Freilandstraße. Wirklich sehr mühsam. Ich sehne mich nach einer Pause, aber bis Romont soll kein Bankerl mehr kommen.

Mein Motel ist etwas ausserhalb der Stadt und auf meiner Offlinekarte nicht verzeichnet. Ungefähr weiß ich wo ich hinmuss, habe aber die genaue Adresse nicht rausgeschrieben und bei 5 Euro pro Megabyte will ich nicht zwingend nachschauen. Gerade als ich mich nach Passanten zum Fragen umschaue, taucht das Motel vor mir auf. Das ist wirklich so, wie man die Motels aus den Hollywoodstreifen kennt. Uralt, abgewohnt und mit einem düsteren Flair.

Zum Glück habe ich doch gefrühstückt, denn irgendwie habe ich komplett auf essen vergessen. Ein paar Müsliriegel hab ich noch, die müssen mich bis morgen durchbringen 🙂 Apropos morgen. Für morgen bin ich total planlos. Ich weiß weder wie weit ich gehen werde, noch habe ich Unterkünfte rausgesucht. Back to the roots, so wie ichs am Anfang gemacht hab… einfach schauen was passiert. Könnte interessant werden 😀