Jakobsweg Tag 62-65: Krankenstand-Stand

Poisy

Ein Lebenszeichen!!! Heute ist der erste Tag, an dem es mir deutlich besser geht. Keine fibrösen Halluzinationen mehr, vom brechreizartigen Husten ist nur noch ein spärliches Geräuspere (und ein Muskelkater in der Zwerchfellgegend) übrig und auch die Schneuzerei hat sich auf 1 TpH / Taschentuch pro Stunde reduziert. Bei meinem täglichen Spaziergang zur Apotheke hatte ich gleich Lust weiter zu gehen. Im Allgemeinen fehlt mir das Wandern schon massiv und ich kanns kaum erwarten wieder loszulegen. Schätze mindestens 2 Tage werde ich vermutlich noch brauchen. Immerhin möchte ich mich nicht verantwortunglos mit einer Restgrippe überanstrengen.

Die große Frage, die sich mir derzeit stellt: Soll ich dort weiter machen, wo ich aufgehört habe, oder mit dem Zug einen Teil der verlorenen Zeit wett machen? Ich hätte vom Nebenort Annecy aus eine sehr gute Bahnverbindung, die mich fast ganz genau 5 Tagesetappen aufholen lässt, also fast die Zeit, die ich verloren habe. Andererseits… ich habe überhaupt keinen Stress und was für einen großen Unterschied macht es schon ob ich jetzt eine Woche früher oder später in Santiago ankomme? Ursprünglich hatte ich ja geplant im Anschluss direkt weiter nach Island zu reisen. Wie sich aber in der Vergangenheit gezeigt hat, macht Planung den ganzen Spaß an der Sache kaputt. Wenn ich euch einen Tipp geben kann, falls ihr selbst mal den Jakobsweg geht: Werft eure ganzen Planungsunterlagen weg. Schnappt euch einen Reiseführer und geht einfach. Dieses ständige „ich muss zu dieser und jener Zeit da und dort sein“, macht euch einen Großteil des Jakobsweg-Genusses kaputt!

Sprich für mich wirds vermutlich eine Fortsetzung der Reise von dort, wo ich aufgehört habe. Immerhin möchte ich ja auch nichts verpassen.

Was habe ich die letzten Tage getrieben? Nicht viel. In erster Linie viel geschlafen. Und aufgeholt was ich die letzten zwei Monate auf Neftlix verpasst hab 😀 Meine Spotify Playlist aktualisiert und ein bisschen Reiseführer geschmökert um schauen was mich erwartet (bzw. ich verpassen würde, wenn ich ein paar Etappen überspringe). Nach 3 Tagen ohne Essen hat mich dann der Hunger das erste Mal aus dem Krankenbett getrieben. Und die Suche nach einem Mittel gegen den äußerst nervigen Husten. Tjoa, sonst war nix los in Poisy. Was soll man auch schon großartig im Bett machen 😀

Ich habe wirklich lang überlegt ob ich die Krankenstandstage überhaupt zu den Gesamttagen des Jakobsweges dazu zählen soll. Aber es gehören halt nicht nur die angenehmen Tage zu so einer langen Reise dazu und deshalb haben sie ihren Platz im Zähler verdient finde ich.

Das wars auch schon wieder. Nächstes Mal melde ich mich wieder am Tag bevor es weiter geht. Wie bereits gesagt, werde ich mich noch mindestens 2 Tage schonen. Nach meinem Bauchgefühl schätze ich, dass es am Dienstag weiter geht, unabhängig davon ob ich zurück zum Ausgangspunkt fahre, oder mit dem Zug einige Etappen überspringe. Was es davon wird, entscheide ich spontan, bin nach wie vor etwas unschlüssig.

Übrigens: Zum krank sein habe ich mir wenigstens die richtige Zeit ausgesucht. Jeden Tag heftige Unwetter mit schweren Stürmen. Hoffe ihr habt besseres Wetter 🙂