Jakobsweg Tag 66+67: Die Show muss weiter gehen (und ich auch)

Noch immer Poisy…

So, Freunde der Berge. Heute ist der letzte Tag, an dem ich mich faul im Bett herumwälzen darf. Oder soll ich eher sagen: muss? Bin zwar noch immer verschleimt *iiiiiih*, aber sonst gehts mir schon wesentlich besser. Ich will auf keinen Fall zu viel von meiner Kondi abbauen aber vielmehr kann ich schon kaum mehr ruhig im Bett liegen. Bin halt ein Zappelphilipp 😉

Gaaaaanz schwierig war das „frühe“ Aufstehen um halb 10 heute. Muss mich aber unbedingt wieder an meinen Wander-Schlafrythmus gewöhnen. Aber ich wollte sowieso ein bisschen was erledigen und da darf man halt nicht erst um 12 aus dem Bett fallen. Gestern am Abend habe ich mal wieder Rucksack ausgemistet und dabei ein paar Sachen gefunden, die ich nicht mehr brauche. Das war mein erster Weg heute: Zur Post und die Dinge nach Hause schicken. Waren zwar nur 600 Gramm, doch was man nicht auf den Hüften hat, muss man nicht mitschleppen! Also auf dem Hüftgurt meine ich natürlich 😉

Dankenswerterweise konnte jemand auf der Post rudimentär Englisch, was ja schon ein richtiger Glücksgriff war. Der nette Herr war sehr um mich bemüht, grad, dass er nicht auch noch das Paket für mich gepackt hat 😀 Freundlich sind sie, die Franzosen. Zumindest meine Erfahrung bis jetzt. Mich würde interessieren woher diese massive Ablehnung gegen das Englische kommt. Noch ein paar Nachwirkungen der letzten Jahrhunderte? Oder ist es bei uns in Ö auch so schlimm, nur mir fällts nicht auf? Zumindest werden bei uns in der Werbung englische Begriffe nicht untertitelt. Ja, kein scheiß, es ist einfach alles geeinfranzösischt. Links oder rechts in der Ecke steht der englische Begriff mit einer Übersetzung daneben. Mein persönliches Highlight: Milka Tender Roll = Milka Tendre Roulle. Die spinnen, die Franzosen.

Jedenfalls war es ganz komisch wieder mit Rucksack unterwegs zu sein. Ich hatte ihn mitgenommen, damit ich auch gleich für morgen paar Sachen einkaufen kann, weil da kein Supermarkt am Weg liegt. Irgendwie kam es mir so vor, als würden die Füße mehr mit mir gehen, als ich mit den Füßen. Sichtlich keine Bewegung mehr gewöhnt. Ein bisschen Angst habe ich schon, dass mich der Wiedereinstieg körperlich überfordert, aber ich werde es langsam angehen. Sagte er und hat im Hinterkopf bereits die nächste 30 Kilometer Etappe geplant 😀 Ich freue mich einfach so sehr endlich wieder auf den Camino zu kommen. Mir fehlt die Natur, die Freiheit und sogar die Anstrengung. Solche Worte aus meinem Mund, wer hätte das gedacht 😀

Übrigens habe ich mich jetzt doch dazu entschlossen dort weiter zu machen, wo ich aufgehört habe. Das bedeutet, ich muss morgen seeeeeeeeeehr früh aufstehen um den Bus nach Le Mont Sion zu erwischen. Es sind 4,3 Kilometer bis zur Busstation und der Bus kommt um 6:45 Uhr. Sprich ich sollte um etwa 5:30 Uhr weggehen und muss dafür um 4:30 Uhr aufstehen. Meeeeeeeh. Leider fährt der nächste Bus, der nicht die Autobahn nach Genf nimmt und somit in Mont Sion stehen bleibt, erst um 11 Uhr. Das ist mir zu spät, da wäre ich dann erst um 12 dort und da ist dann schon der halbe Tag vorbei. Abgesehen davon regnets einfach seit Wochen jeden Tag, aber meistens erst am Nachmittag. Und den Regen will ich mir ersparen. Apropos Wetter… hoffentlich wirds mal wieder schöner, aber es ist noch eine Woche lang Regen angesagt. Wieviele Wochen mit täglichem Regen sind das dann? Ich glaube mindestens 3, wenn nicht schon 4. Darf dann ruhig mal wieder aufhören… Selber schuld, warum hab ich dem einen Bauern damals auch viele Regentage gewunschen, das hab ich jetzt davon. Keine Sorge, spätestens in Spanien hats dann eh 40 Grad im Schatten bei praller Sonne höhöhö… nicht witzig….

Alsdann! Hoffentlich bin ich ausreichend auskuriert, bin schon gespannt wies mir morgen geht, wieder unter den Wandersleut. Kanns kaum erwarten. Freu mich wie ein kleines Kind 🙂 Man liest sich. Bussi, hab euch lieb.