Seyssel – Chanaz (ca. 21 Kilometer)
Also von gutem Schlaf kann man leider nicht reden, aber immerhin Schlaf. Der Wecker läutet um 6:45 Uhr, hätte ich mir aber sparen können, denn ab 7 wurde im Nebenzimmer gebohrt. Sachen zusammengepackt und losmarschiert.
Es regnet noch immer. Der Boden ist zwar schlammig und die Wiesen nass, aber immer noch besser als mitten in einem Bachbett gehen zu müssen. Außerdem sorgt der Regen für etwas Luftzirkulation, was die tägliche Sauna etwas erträglicher macht. Die ersten paar Kilometer sind ein bisschen anstrengend, denn es geht bergab und zwischen Matsch und Steinen muss ich aufpassen, dass es mich nicht wieder auf die Pappn haut. Danach wird es ziemlich flach (aber nicht minder gatschig) und es geht anschließend ganz lange neben der Rhone (sorry, weiß nicht wie man am Handy das Hacek macht) durch Wald.
Mit wenigen, aber langen, Pausen komme ich Chanaz immer näher. Aber irgendwas stimmt nicht. Schon seit meinem Wiedereinstieg auf dem Jakobsweg nach der Grippe. Lang hats gedauert, aber dann fällt es mir auf. Er ist zu lang! Also eigentlich beide Wanderstöcke. Offenbar habe ich sie falsch eingestellt und deshalb schon so lange ein komisches Gefühl beim Gehen. Nach einigem Herumgewurschtel fühlt sich wieder alles wohlig an.
Die letzten 3 Kilometer nach Chanaz ziehen sich extrem. Ich muss gestehen, dass mir meine nachlassende Kondi ziemlich auf den Keks geht. Aber ich habs ja nicht eilig. Trotzdem würde ich gerne irgendwann mal ankommen 😀
Endlich! Es sieht nach Zivilisation aus. Nach einer weiteren Pause raffe ich mich auf für die 150 Meter zum Campingplatz. Schaut ja von außen ganz nett aus. Nach ein paar Minuten warten, kommt eine Rezeptionistin angetrabt und gibt mir einen Zeltplatz für 10 Euro. Find ich gut! Zuerst baue ich mal mein Zelt auf und inspiziere dann die Sanitäranlagen. Ok… heute wird wieder nicht geduscht 😀
Das Wetter ist noch schön und Chanaz soll auch schön sein, also nutze ich die Gelegenheit für einen Spaziergang. Außerdem will ich eh zum Supermarkt. Chanaz versprüht ein mittelalterliches Flair und das lockt offenbar auch Senioren an. In Bussen und mit Booten werden sie in Scharen angekarrt. An der Promenade reihen sich überteurte Restaurants und Souveniershops. Aber trotzdem ist es nett hier. Die Wolken ziehen sich zusammen und das tägliche Unwetter kündigt sich an. Zeit zurück zu gehen, denn ich habe das Zelt offen gelassen um wegen des Kondenswassers durchzulüften. Wen treffe ich am Weg zurück? Meine zwei Lesben. Sie haben sich am Campingplatz eine Hütte gemietet. Soviel habe ich mit meinen minimalsten Französischkenntnissen rausbekommen. Und dass Sie aus Genf sind und bis nach Le Puy pilgern. Das wars aber auch schon wieder 😀
Zurück beim Zelt muss ich feststellen, dass die Matte wieder ihre Luft verloren hat. FICKSCHEISSE! Das werden harte Nächte… im wahrsten Sinne des Wortes. Ich blase sie so fest auf wie ich kann und versuche an den Kanten „abzuhören“, ob ich irgendwo austretende Luft vernehmen kann. Nein. Ich finde das Loch nicht. Eine Möglichkeit gibts noch, wenn ich mal wo eine Badewanne zur Verfügung habe, dann die Matte unter Wasser halten um zu schauen ob man Bläschen sieht. Sonst bleibt mir nichts übrig als sie nach Hause zu schicken und drauf zu hoffen, dass man ohne Rechnung die Garantie geltend machen kann. Wenigstens ist eine Seriennummer aufgedruckt. Die Frage ist, ob ich mir gleich eine neue Matte schicken lassen soll, denn irgendwie bin ich jetzt auf den Geschmack gekommen und wenn ich mehrere Campingplätze für 10 Euro die Nacht finde, dann rechnet sich das schon direkt eine neue Matte zu bestellen.
Ui, der große Regen hat grad begonnen. So macht zelten Spaß! Das meine ich ernst. Finde das toll bei Regen im Zelt zu sitzen. Vorallem wenns dann so richtig schön abkühlt. Ich verkrümel mich dann mal in meinem ebook, Petersons „Paradox“ ist grad dran. Trifft genau meinen Nerd-Geschmack 😀 Bin gespannt wie oft ich die Matte heute in der Nacht neu aufblasen muss 😀