Jakobsweg Tag 73: Zu viel Zeit

Saint Genix sur Giers – Saint Ondras (ca. 18 Kilometer)

In der Nacht wars ziemlich feucht. Das Kondenswasser im Zelt ist mir immer wieder ins Gesicht getropft und hat mich aufgeweckt. Aber wenigstens gabs hier am Campingplatz kaum Schnecken 😀 Bei Tagesanbruch haben wir gepackt und uns langsam auf den Weg gemacht.

Weil ich mich mal wieder nicht an meine eigenen Regeln gehalten habe, und bereits eine reservierte Unterkunft für heute habe, muss ich viel Zeit totschlagen, denn das Bed and Breakfast öffnet erst um 17 Uhr.

Noch in der Früh trennen sich Hanne und Martin von mir. Sie sind etwas schneller als ich und mich strengt ihr Tempo zu sehr an. Beim ersten Rastplatz gebe ich mich einer ausgedehnten Pause hin. Erst plaudere ich etwas mit zwei Niederländerinnen, welche wir am Campingplatz bereits getroffen haben, dann kommen wieder meine zwei Lesben vorbei. Ihre Unterkunft war nicht so berauschend erzählen sie mir, ehe sie sich wieder auf den Weg machen. Mir gefallen unsere täglichen, mit Händen und Füßen geführten, Gespräche 😀

Es ist grad erst mal 10 und ich habe bereits ein Drittel der Strecke hinter mir. Gerne möchte ich mich nochmal auf einer Bank ausbreiten, aber bis Les Abrets, was schon kurz vor meinem Ziel liegt, kommt keine Sitzgelegenheit mehr. Ursprünglich wollte ich mir einen Döner zum Mittagessen holen, aber als ich sehe, dass es in einem Restaurant Muscheln als Mittagsmenü gibt, schlage ich dort zu. Nachdem ich fertig war, sehe ich am Nebentisch, dass man Muscheln offenbar mit der Hand ist. Was auch mehr Sinn macht bei der Fitzelei und außerdem die mitservierten Feuchtigkeitstücher erklärt. Man lernt nicht aus 😀 Als Nachspeise gibt es ein Mousse au Chocolat. Mit ein paar Bieren bringe ich nochmal etwas extra Zeit um die Ecke. Es sitzt sich hier sehr gemütlich im Schatten und so verbringe ich ganze 2 Stunden im Gastgarten. Während ich so vor mich chille, fällt mir auf, dass meine Hose, die gestern am Campingplatz mal eine Waschmaschine von innen gesehen hat, schon wieder komplett eingesaut ist. Als Pilger irgendwas sauber zu halten scheint ein Ding der Unmöglichkeit 😀

Nutzt alles nix, irgendwann muss ich doch weiter. Die letzten paar Kilometer zu meiner Unterkunft sind sehr heiß und ich komme schon um 15 Uhr an. Vorsichtig läute ich mal an, und die freundliche Besitzerin führt mich gleich aufs Zimmer. Super, dass ich nicht warten muss.

Nach der Dusche falle ich gleich ins Bett und mützel mal gemütlich 4 Stunden. Im Zelt bekomme ich einfach fast keinen Schlaf, und bin am Folgetag immer komplett fertig.

Morgen könnte interessant werden. Es gibt auf einer sehr langen Strecke nur eine handvoll Unterkünfte und keine Zeltplätze am Weg. Aber ich möchte spontan bleiben und schauen wie weit ich komme.

Achja. In der Früh habe ich einen Zeck am Oberarm gefunden. Keine Ahnung wie das Vieh ins Zelt gekommen ist oder wo ich es sonst aufgerissen hab. Muss aber nach dem Schwimmbad gewesen sein. Und weil ein Zeck nicht reicht, habe ich an Abend gleich noch einen am Fuß gefunden. Wird eh Zeit, in den letzten Tagen bin ich durch so viel hohes Gras gegangen, da habe ich nur drauf gewartet 😀

Jetzt gibts Schlaf Nummer 2, will morgen ein paar extra Kilometer machen und dafür ausgeruht sein. Gute Nacht!

Zeckencounter: 5