Jakobsweg Tag 85: Into the wild

Monistrol d’Allier – Irgendwo mitten im Wald (ca. 31 Kilometer)

Leider bin ich ziemlich oft aufgewacht und habe dementsprechend wenig Schlaf bekommen. Vermutlich lag es daran, dass ich Stockbetten nicht gewöhnt bin, oder an der kleinen Matratze, jedenfalls habe ich wohl mehr Zeit im Wachzustand als im Träumeland verbracht. Die beiden Jungs hatten ein Frühstück, ich habe mich zu einem Glas Orangensaft hinreissen lassen. Nachdem wie uns vom Besitzer verabschiedet haben, gings auch direkt los.

Eher gemütlich packen wir den Tag an. Ohne groß Unterbrechungen (bis auf eine etwas längere Frühstückspause für mich) gehen wir von Ort zu Ort. Bis wir einen Supermarkt finden und das dort eingekaufte in einer seeeeehr ausgedehnten Mittagspause verspeisen. Ein sonniges Wiesenplatzerl hat uns angelacht, wo wir etwa zwei Stunden gepicknickt haben.

Nicht minder gemütlich gehen wie den weiteren Weg an. Bereits zur Mittagszeit überlegen wir wo und wie wie heute schlafen wollen. Der tschechische Martin konnte mich dazu überreden das Wildcamping auszuprobieren. Nicht nur, dass es gratis ist, ein gewisser Reiz ist schon da. Etwa besorgt bin ich wegen der Temperatur. Wir sind eigentlich fast durchgehend über 1000 Meter und so wirklich warm ist es nicht. Nachdem ich ja meinen Winterschlafsack bereits zurückgeschickt habe, bleibt mir nichts anderes übrig als im Sommerschlafsack zu schlafen. Da hab ich mal wieder gut mitgedacht 😀 Der deutsche Martin hat kein Zelt mit und muss sich somit eine Unterkunft suchen. Allerdings wirds für die nächsten 30 Kilometer etwas spärlich.

Während wir also so vor uns hinmarschieren und plaudern, halten wie bereits ausschau nach Zeltplätzen und der deutsche Martin nach Unterkünften. Der tschechische Martin und ich wollen aber auf jeden Fall so lange weitergehen, bis der deutsche Martin einen Schlafplatz hat. Lange kommen keine Herbergeb, obwohl wir immer wieder durch kleine Dörfer gehen, bis wir eine finden, die aber voll ist. Im nächsten Ort gibt es dann aber was und wir verabschieden uns. Der tschechische Martin und ich suchen jetzt intensiv nach einem Zeltplatz. Fast alle Wiesen sind eingezäunt. Die, die offen sind, befinden sich meistens ungeschützt auf offenem Feld. Nicht nur, dass man uns kilometerweit sehen kann, es ist auch ziemlich windig und somit fallen diese Stellen weg. Kilometer für Kilometer treibt es uns weiter. Mittlerweile ist es Abend und die Sonne möchte bald hinter den Bergen verschwinden. Immer wieder gibt es ein paar „ok“ Stellen, aber nichts, das uns wirklich zusagt. Bis wir zu einem uneingezäunten Waldstück kommen. Wir klettern den Hang hinauf und gehen etwas in den Wald hinein. Perfekt! Der Boden ist weich und nicht überwurzelt. Lediglich die Zweige und Bockerl müssen wir wegräumen. Die Zelte sind schnell aufgestellt und absolut uneinsichtig hinter Bäumen versteckt. Ein kleines Abendessen in der Sonne und nichts wie hinein in den Schlafsack. Sichertshalber ziehe ich mir lange Hose und Weste an, denn laut Wetterbericht bekommts 4 Grad und mein Sommerschlafsack ist für 10-13 ausgelegt. Aber ich machs mir schon gemütlich, zur Not muss ich mich zum Martin kuscheln 🙂