Aumont-Aubrac – Nasbinals (ca. 27 Kilometer)
Wie ein Stein! Ein dringend notwendiger, herrlicher Schlaf. Das Bett war wirklich megabequem und ich wollte erst gar nicht aufstehen. Mein Schlaf war so tief, dass ich nichtmal mitbekommen habe, dass das amerikanische Ehepaar, das mit uns um Zimmer geschlafen hat, schon weg ist. An dem Punkt hat sich meine Einstellung zu Herbergen drastisch geändert. So schlimm ist es gar nicht!
Während ich noch im Bett herumgammel, verabschiedet sich der tschechische Martin. Wird wohl doch Zeit aufzustehen. Mittlerweile lässt sich der Rucksack sehr schnell packen. Nach mehrmaligem Ausmisten und zweimaligem Sachen zurück schicken, ist kaum mehr was drin.
Martin und ich brechen so gegen 7:30 Uhr auf. Heute bin ich massiv motiviert und mal ausnahmweise gleichauf mit Martin, der normalerweise regelmäßig auf mich warten muss. So machen wir relativ flott unsere ersten 12 Kilometer und legen erstmal eine Frühstück-\Mittagspause ein. Während wir auf einem Baumstamm jausnen, kommen unglaublich viele Pilger vorbei. So viele Pilger wie heute, habe ich vermutlich am gesamten Jakobsweg zusammen bis jetzt nicht gesehen. Man merkt, dass Le Puy hinter uns liegt. Auch die Infrastruktur ist deutlich besser geworden… und… es gibt wesentlich mehr Bankerl!
Nach der Jause-Pause gehen wir es etwas gemächlicher an. Vorallem auch, weil Steigungen sowohl an Höhe als auch an Länge zunehmen. Wir sind den ganzen Tag schon auf durchschnittlich 1200 Meter Seehöhe unterwegs, aber die Landschaft lässt sich das kaum anmerken. Lediglich die gelegentlichen, aber großen, Weideflächen lassen ein kleines „Almfeeling“ aufkommen. Auch wenn das Terrain verhältnismäßig flach ist.
Das Wetter ist wirklich herrlich. Strahlender Sonnenschein, aber trotzdem ist es nicht zu heiß. Da bietet sich doch ein Picknick am Straßenrand an. Wir setzen uns zu den Amerikanern, die wir aus unserem Zimmer letzte Nacht kennen und heute immer wieder getroffen habe, und picknicken gemeinsam. Die Amis gehen, wir bleiben noch ein bisschen und beäugen vorbeiziehende Pilger. Anhand Rucksack und Kleidung schätzen wir wie weit die Leute wohl gehen werden. Auch wenn das Faulsein zum Pilgerleben dazu gehört, müssen wir doch irgendwann mal weiter.
Unser Tagesziel ist Nasbinals. Dort gibt es viele günstige Gites. Im Ort findet wohl sowas wie ein Volksfest statt, was uns einsame Pilger ein bisschen abschreckt. Schnell zur Herberge. Es handelt sich anscheinend um eine alte Schule, wo aber kein Personal ist. Die Betreiber haben zwar die Instruktionen auch auf deutsch hingeschrieben, allerdings offenbar mit Google Translate übersetzt, denn der Text ergibt überhaupt keinen Sinn. Ich frage einen französischen Pilger was zu machen ist. Er spricht minimal deutsch (aber immer noch besser als ich französisch spreche 😀 ) und bietet an für uns die Zimmerbuchung zu erledigen. Finden wir sehr nett! Er telefoniert ein bisschen und führt uns dann in unser eigenes Zimmer. Sehr rustikal, aber nur 14 Euro pro Person. Meine Kosten haben sich nach Le Puy drastisch reduziert. Die Herbergen sind hier so günstig, da bin ich auf den Geschmack gekommen. Auch wenn ich mir selbst ja eigentlich geschworen hatte keinen Fuß mehr in eine Herberge zu setzen. Allerdings habe ich in den letzten drei Tagen zusammen weniger ausgegeben, als ich sonst für einen Tag eingeplant hatte. Das motiviert auf seine eigene Art 🙂
Leider gibt es hier nirgends was zu essen. Aber paar Sachen habe ich noch in meinem Futtersack, da wird sich schon was finden 🙂
In diesem Sinne… Mahlzeit und gute Nacht!