Jakobsweg Tag 88: Ein Krampf mit der Unterkunft, ein Kampf mit dem Thunfisch

Nasbinals – Saint-Come-d’Olt (ca. 32 Kilometer)

Gestern am Abend waren wir noch spontan was essen. Martin und ich hatten beide Salat und Nachspeise, sowie ein großes Bier, welches bei uns beiden für Heiterkeit gesorgt hat 😀 Dementsprechend tief war der Schlaf und groß die Unlust am Morgen aufzustehen. Spät aber doch brechen wir auf. Nicht zu vergessen, dass wir vorher noch das Geld fürs Zimmer in den Briefkasten geworfen haben. Diese Herberge war nämlich nicht besetzt.

Ein Pilger-Supermarkt in der Stadt versorgt uns mit allem was wir brauchen. Leider schweineteuer, aber der einzige am Weg heute. Ohne ansatzweise den Tagesablauf geplant zu haben, gehen wir los.

Die ersten Kilometer bringen uns ein letztes Mal auf über 1300 Meter. Im Laufe des Tages verlassen wir dann endgültig das Hochplateau.

Unter anderem müssen wir durch eine Kuhherde durch, welche allerdings die Pilgerschaar sichtlich gewöhnt ist. Viele der Kühe liegen mitten auf dem Weg und schnuppern neugierig an den Wanderern. Weil ich mittlerweile seit 3 Tagen nicht geduscht und seit 5 Tagen nicht Wäsche gewaschen habe, gibts an mir vermutlich besonders viel zu schnuppern 😀 Was Hygiene angeht, hat mich der Pilgeralltag schon voll im Griff. Geduscht wird natürlich immer, wenn es eine Möglichkeit gibt, aber mit dem Wäsche waschen nimmt mans irgendwann nicht mehr so genau 😉

Bevor wir den Abstieg beginnen, machen wir eine gemütliche Frühstückspause und werden dabei von Spatzen belagert. Das passiert halt, wenn man Tiere füttert.

Obwohl wir relativ flott unterwegs sind, aber eben ziemlich spät weggegangen sind, haben wir um 14 Uhr erst 16 Kilometer hinter uns gebracht. Jetzt stellt sich die große Frage: Kurze Etappe und früh Schluß machen, also hier übernachten, oder weitere 16 Kilometer bis zur nächsten Stadt? Wir entscheiden uns für die zweite Variante und legen davor aber noch eine längere Pause ein.

Ab jetzt sind wir plötzlich fast alleine am Jakobsweg. Offenbar folgt ein Großteil des Pilgerheeres doch den Reiseführern, welche nach den 16 Kilometern die Etappe für beendet erklären. Lediglich einen älteren Herren treffen wir, welcher wohl schon ziemlich erschöpft ist und verzweifelt eine Unterkunft mitten im Nirgendwo sucht.

Ich brauche jetzt auch schon mehrere Pausen und wir müssen immer wieder Halt machen. Letzenendes haben wir unsere 32 Kilometer dann um 19:30 Uhr doch noch fertig gemacht. Jetzt nichts wie auf zur einzigen offiziellen Herberge der Stadt. Schaut ziemlich zu aus. Ich rufe an um zu fragen ob noch Betten frei sind. Heute geschlossen.

Gut, nicht so schlimm. Der tschechische Martin ist auch in Saint Come und hat uns die Adresse zu seiner Unterkunft geschickt. Nach einem Marsch durch die ganze Stadt werden wir aber abgewiesen. Der Familie ist es schon zu spät um neue Pilger aufzunehmen. Leicht angepisst wegen unserer Situation, frage ich Martin ob für ihn auch ein Bed and Breakfast in Ordnung währe. Kostet zwar 58 Euro pro Person, aber ich habe jetzt wirklich keine Lust noch weiter durch die Stadt zu irren. Er stimmt mir da vollkommen zu und so läuten wir beim B&B an. Die Besitzerin empfängt uns freundlich und sagt uns, dass es für Pilger einen Rabatt gibt. 32 Euro pro Person. Das ist doch toll! Und es gibt sogar einen Pool! Leider sind wir aber fürs Abendessen schon zu spät. Macht nichts, wir haben beide noch ausreichend Vorräte. Nach ein paar erfrischenden Runden im Pool möchte ich mir Thunfisch-Sandwiches machen. Blöderweise reisst mir der Henkel ab und das Sonnenblumenöl spritzt durchs ganze Zimmer. Ich schaffs einfach nicht mal einen Tag keine Sauerei zu machen 😀 Mithilfe Martins Hightech-Messer schaffe ich es dann doch noch zum Thunfisch zu kommen.

Wäsche habe ich auch noch gewaschen. Also geht es komplett sauber und gesättigt ins Bett. Ein anstrengender Tag geht zu Ende. Die fast 1000 Meter Abstieg sind ordentlich in die Gelenke gegangen, da habe ich mir jetzt eine gesunde Portion Schönheitsschlaf verdient. Gute Nacht meine Lieben 🙂