Jakobsweg Tag 89: Eine Etappe mit Identitätsstörung

Saint-Come-d’Olt – Estaing (ca. 20 Kilometer)

Erstmal sorry für den verspäteten Eintrag. In Frankreich ist das mit dem Handynetz nicht so selbstverständlich. Wobei man schon sagen muss, dass der Jakobsweg hier ziemlich weit weg von jeglicher Zivilisation liegt. Zum Ausgleich des verspäteten Eintrages versuche ich mich kurz zu halten 🙂

Martin und ich haben beide keine Lust aufzustehen. Wir überlegen sogar ernsthaft einen Tag Auszeit zu nehmen, entschließen uns dann aber eine kurze Etappe zu machen. Nach dem Frühstück (und dem Packen) gehen wir noch zum Greißler, bzw. Tante Emma Laden für meine deutschen Freunde, um ein paar Kleinigkeiten zu kaufen. Eher unmotiviert machen wir uns auf den Weg.

Immer wieder abwechselnd müssen wir bergauf und bergab auf sehr schwierigem Gelände. Das kostet nicht nur viel Kraft, sondern auch viel Zeit. Die Wege sind stark ausgewaschen und ziemlich steinig. Aber immerhin regnet es nicht 🙂 Im Gegenteil, der Sommer ist durchgekommen, es soll heute bis zu 30 Grad bekommen. Mit bestmöglichem Sonnenschutz (Kappe mit Tuch für Nacken und Ohren) schleppen wir uns vorwärts. Jetzt wäre ein Hut wirklich nicht verkehrt! Unter der Kappe schwitze ich tierisch. Was das angeht ist mir der Buff wesentlich lieber. Mit dem merkt man den Schweiß überhaupt nicht.

Wir legen eine sehr lange Mittagspause an einem schattigen Friedhofsbankerl ein. Bis jetzt haben wir kaum Strecke hinter uns gebracht. Sich bei der Hitze anzustrengen ist ziemlich anstrengend 😀 Na ich bin mal gespannt wie das in Spanien wird…

Nach der Mittagspause stoßen wir auf einen sehr steilen Aufstieg, welcher zu einem guten Teil aus riesigen Felsblöcken besteht. Stellenweise muss man so große Brocken überwinden, dass ich kaum meinen Fuß so hoch bekomme. Der heutige Tag erinnert mich stark an den Pacific Crest Trail. Ich fühle mich nach Kalifornien versetzt.

Wenigstens flacht es nach diesem Mörderaufstieg des Todes etwas ab und wir dürfen die letzten Kilometer auf Asphalt gehen. Unser Etappenziel ist das Städtchen Estaing, welches wirklich bezaubernd ist. An dieser Stelle würde ich euch gerne ein Foto zeigen, aber ohne WiFi irgendwas hochzuladen ist fast unmöglich. Das Handynetz hier ist wirklich miserabel.

Auf gut Glück läuten wir bei einer Herberge an und bekommen 2 freie Betten in einem dreier Zimmer. Die Sanitäranlagen sind sehr in Ordnung, also wird gleich mal geduscht und Wäsche gewaschen. Ich möchte gerne was essen gehen, die Entscheidung fällt auf einen Imbiss ums Eck. Für mich gibts Burger, Martin bekommt ein vegetarisches Sandwich. Zwar ist er Vegetarier, wollte aber glaube ich einen Burger. Mit meinem grottenschlechten Französisch hats halt nur für ein gefülltes Baguette gereicht 😀

Dann gehts auch schon ab in die Heia, denn morgen (besser gesagt heute, aber ich will ja nicht spoilern) müssen wir früh raus.