Jakobsweg Tag 97: Ode an die Schönheit

Cahors – Montcuq (ca. 32 Kilometer)

Oh mein Gott… wie herrlich war das in dem Zimmer mit Klimaanlage. Ich habe absolut keine Lust mich auch nur einen Meter von diesem Wundergerät zu entfernen. Aber wies halt jeden Tag so ist… was muss, das muss.

Laut Reiseführer geht es zu Beginn der Etappe sehr steil rauf. Was mich etwas wundert, denn was soll bei den paar Hügeln, dies hier hat schon „sehr steil“ sein. Tja, als ich vor einer Felswand stand, und der Weg in den Fels gehauen war, wunderte ich mich nicht mehr.

Jap, da ist ein Pfad in der Wand

Leider ist es bereits in der Früh drückend heiß und somit laufe ich trotz einfachem Gelände, und langen flachen Strecken, schweißgebadet durch die Gegend. Und dann sehe ich Florine in der Ferne. Sie ist wirklich hübsch und alleine schon um nochmal einen Blick auf ihren … wie drücke ich das jetzt sozial korrekt aus… wohlgeformten Hintern werfen zu können, lohnt es sich aufzuschließen. Sie ist wirklich flott unterwegs und es kostet mich alle Kraft, die Distanz, die uns trennt, aufzuholen. Bis schließlich… nach einem kleinen Anstieg, legten sich die Sonnenstrahlen sanft über ihren Körper und ich habe unterbewusst sofort angefangen zu dichten. (Anmerkung: leider weiß ich nach wie vor nicht, wie ich in meiner App hier einen Zeilenumbruch mache, deshalb alles in einer Wurscht)

Unter Anstrengung laufe ihr hinterher, meine Kräfte schwinden immer mehr. Doch langsam komme ich ihr nah, und konnte kaum glauben was ich sah. Die Sonne erhellt ihre hintere Seite, und erleuchtet ihren Po in voller Breite. Ein wahrlich prachtvolles Gesäß, für neues Leben ein wunderbares Gefäß. Doch nicht nur von hinten kann sie mich entzücken, ihr Lächeln lässt mein Herz erquicken. Eine nahezu feenhafte Gestalt, meine Anstrengung machte sich bezahlt. Ich wage nicht es Liebe zu nennen, doch schwer ist es nicht ihre Schönheit zu erkennen. Mit ihrem stählernem Körper ist sie viel zu schnell beim Gehen, das heißt für uns bald: Auf Wiedersehen. Es ist an der Zeit sie ziehen zu lassen, ihren Umriss sehe ich in der Ferne verblassen. Da ist sie schon wieder dahin, meine allerliebste Florine.

In nicht lyrischen Worten: Ich habe sie eingeholt, wir haben eine Pause zusammen gemacht, musste sie dann aber bald vorgehen lassen, weil sie für mich einfach zu schnell unterwegs ist.

Gleich im nächsten Ort musste ich wieder eine Pause machen. Mir ist einfach so verdammt heiß. Zu mir gesellt sich Wendy, eine Amerikanerin, die 4 Tage in Europa totschlagen muss, bevor ihr Kreuzfahrtschiff, wo sie mit einer Gruppe als Reiseleiterin unterwegs ist, zurück geht. Wir unterhalten uns sehr nett und gehen auch die nächsten 12 Kilometer gemeinsam, bis sie bei ihrer Unterkunft ankommt.

Ich habe noch weitere 10 Kilometer vor mir, bin aber schon ziemlich am Ende und überlege, ob ich nicht auch schon hier halt machen soll. Da schreibt mir der deutsche Martin, dass er gleich in Montcuq ist und dort auch bleibt. Die Aussicht auf ein Wiedersehen spornt mich an, und ich beginne den letzten Abschnitt.

Wirklich besser wird mein Zustand nicht. Immer wieder muss ich mich kurz hinsetzen um den Kreislauf wieder zu normalisieren. Bei meiner letzten Pause, kurz vor meinem Ziel, fällt mir nicht auf, dass es rasch kühler wird und die Sonne verschwindet. Als ich aufstehe, sehe ich eine gewaltige Gewitterfront auf mich zukommen. Jetzt aber hurtig.

Urplötzlich, wie aus dem nichts, setzt ein gewaltiger Sturm ein. Die Böen sind derart heftig, dass ich mich kaum auf den Beinen halten kann und mehrfach beinahe einfach weggeweht werde. Äste fliegen wild durch die Luft und Bäume stürzen vor mir mitten auf die Straße. Teile, welche nicht fest an meinen Rucksack gezurrt sind, werden einfach weggerissen und verschwinden mit dem Wind. Auch mein Regenschutz über den Rucksack wird über ein Feld geweht, bleibt aber im Stroh hängen. Ich laufe wie ein irrer über das Feld um die Schutzplane zu retten. Aber ich habs geschafft 😀 So schnell wie der Sturm aufgezogen ist, verschwindet er auch wieder. Nicht aber der sich ankündigende Regen.

Martin schreibt mir, dass die Herbergen voll sind und zelten will ich bei dem Wetter nicht wirklich, also eile ich in das einzige Hotel der Stadt und ergattere ein Zimmer. Gerade noch rechtzeitig, denn es beginnt zu schütten. Im zugehörigen Restaurant schlage ich mir den Wanst dermaßen voll, dass ich mich kaum mehr bewegen kann. Definitiv ein Energiedeffizit 😉

Jetzt brauche ich mal einen Verdauungsschlaf. Gute Nacht!