Montcuq – Durfort-Lacapelette (ca. 28 Kilometer)
Das Bett war großartig! Der Wecker läutet so, dass ich kurz vor 8 losgehen kann, denn der Supermarkt in der Nähe öffnet um 8 und ich muss unbedingt einkaufen gehen. Ich habe nämlich wirklich gar nichts mehr. Schweren Herzens lasse ich das gemütliche Bett hinter mir und starte den Großeinkauf. Während ich in meiner Gier den Einkaufswagen einräume, denke ich noch nicht daran, dass ich das ganze Zeug ja auch schleppen muss. Erst bein Einpacken erinnern mich die Gewichtsangaben an den Verpackungen daran. Satte 8 Kilo ist mein Rucksack jetzt schwerer. Daran werde ich den ganzen Tag über bei jedem Schritt erinnert.
Es regnet noch immer, also muss ich meine, von der Handwäsche gestern, noch immer feuchten Sachen in den Rucksack stopfen. Nach und nach nimmt der Regen zu, bis es schließlich schüttet. Der komplett ausgetrocknete Boden wird sehr lehmig und die Schuhe umso schwerer. Eine richtige Lehmschicht hat sich um die Schuhe gebildet und klebt so fest, sie sich selbst am Asphalt bei kräftigem Aufstapfen nicht löst. Erst als der Regen nachlässt und der Lehm zu trocknen beginnt, löst er sich nach und nach von den Schuhen.
Abwechselnd geht es steiler bergauf oder regnet es wieder, sodass ich eigentlich permanent klatschnass bin. Immerhin treffe ich Florine wieder. Sie sollte weit vor mir sein, denn sie wollte heute eine lange Etappe machen. Allerdings fühlt sie sich nicht so gut und geht deshalb doch nicht so weit. Mittlerweile weiß ich ja schon, dass ich nicht mithalten kann und schicke sie deshalb mach einem Plausch vor.
In Lauzerte will ich eine lange Pause machen. Wen sehe ich da am Hauptlatz sitzen? Den deutschen Martin! Ich freu mir einen Haxen aus und begrüße ihn herzlich. Er ist mit einer Schweizerin unterwegs, Melissa. Auch Florine kommt nach einer Supermarkttour zu uns uns wir jausnen zu viert für eine sehr lange Zeit. Nach einem weiteren Regenschauer brechen wir dann auf.
Als Vierergruppe macht das Pilgern auch gleich vierfach Spaß. Wieder mal bin ich der Langsamste, aber irgendwie pendelt sich das Tempo ein. Melissa ist eine sehr lustige und weil sie aus der französischsprachigen Schweiz kommt, ist sie schnell mit Florin im Gespräch und ich schnappe mir Martin um wieder up to date zu kommen.
Melissas hat heute eine kürzere Etappe und wir machen bei der Pausenstation der Herberge halt um noch ein wenig zu quatschen, bevor wir uns verabschieden. Florine, Martin und ich wollen noch 7 Kilometer weiter in den nächsten Ort. Wieder ein Regenschauer. Trotz strahlendem Sonnenschein.
Es geht nochmal ordentlich bergauf und ich schwitze mir einen Ast. Dankenswerterweise lassen sich Florine und Martin zu einer Pause erweichen. Um mit dem Tempo der beiden mithalten zu können, muss ich schon ziemlich an meine Grenzen gehen.
Wir kommen in Durfort-Lacapelette an und klopfen an die Tür der Herberge. Florine hatte dort bereits für sich reserviert, aber für Martin und mich sind noch Betten frei. Die Unterkunft ist eher rustikal eingerichtet mit Matratzen am Boden und etwa 30 Zentimeter Platz bis zur Decke. Aber es wirkt gemütlich. Was auch an den anderen Pilgern liegen könnte, die zwar nur französisch sprechen, aber sehr herzlich sind.
Wir unterhalten uns lang, Florine übersetzt die wichtigsten Sachen für mich. Ich bin wirklich froh Martin nochmal zu sehen und wir werden morgen zumindest ein Stück gemeinsam gehen.