Jakobsweg Tag 99: Meh

Durfort-Lacapelette – Moissac (ca. 15 Kilometer)

Ich habe wirklich lange überlegt wie ich den heutigen Eintrag benennen soll. Was die ideale Beschreibung für diesen Tag ist. Ein tief gebrummtes, halb herausgewürgtes „Meh“, gesprochen mit hochgezogener Oberlippe, trifft es wohl am ehesten.

Schlafen konnte ich kaum, spätestens ab 5 waren die anderen Pilger so laut, dass auch die Musik im Ohr nichts mehr gebracht hat. Erst als sie aus der Herberge raus sind, konnte ich noch ein wenig vor mich hin dösen. Florine, Martin und ich sind die Letzten. Irgendwie komme ich absolut gar nicht in die Gänge und bin ein „Grummelzwerg“.

Bevor wir gemeinsam starten, holen wir uns noch ein paar Kleinigkeiten aus dem Supermarkt. Schon nach wenigen 100 Metern schicke ich die beiden vor, nach Anstrengung ist mir überhaupt nicht und ich wills gemütlich angehen. Im nächsten Ort nutze ich eine Bank mit akzeptabler Aussicht für ein kleines Frühstück. Zeit für ein bisschen Hörbuch, vielleicht hebt das meine Stimmung.

Selbst bei kleinen Steigungen lasse ich ein Murren los und kann mich gut in Frodo hineinversetzen, der auch gerade einen Berg erklimmen muss. Endlich wieder ein Bankerl! Martin macht gerade eine Pause, was für ihn sehr ungewöhnlich ist um diese Zeit. Er hat sich mit Melissa verabredet und geht ihr gleich entgegen. Während ich dann also alleine auf der Bank sitze, entschließe ich heute nicht weiter als nach Moissac zu gehen. Es gibt solche Tage. Eigentlich bist du fit, dir tut nicht wirklich was weh, bist gut verpflegt, aber hast einfach absolut keine Lust auch nur noch einen Kilometer zu gehen. Naja, 7 Kilometer habe ich noch vor mir, aber Frodo und seine Gefährten verkürzen mir die gefühlte Zeit. Danke Herr Tolkien!

Eigentlich hätte ich Hunger und sollte mir ein Zuckerwasser für morgen kaufen, aber es treibt mich immer weiter Richtung Hotel, das ich gebucht habe. Oh Gott. Verfallene Fassade, rostiger Steg und ich bin mir sicher, dass die Fenster älter sind als Gandalf. Drinnen ist es zum Glück schön renoviert und mein Zimmer hat sogar eine Klimaanlage!

Nach so einem „Owezahra“-Tag muss ich mich ja morgen ordentlich ins Zeug legen 😀 Aber man kann halt nicht jeden Tag gut drauf sein und vermutlich ist es besser in so einer Gemütsverfassung nicht auf maximale Kilometer zu drücken, sondern ein bisschen zurückzustecken. Dann wird das schon wieder 🙂

Jetzt gibts gleich Abendessen, da werde ich wieder völlern! Mahlzeit 🙂

Achja, ich wollte euch gestern noch ein Foto von uns drei zeigen, aber die Verbindung war wieder mal zu schlecht. Daher also heute 🙂