Jakobswegurlaub Tag 1: Leise nieselts so sche

Innsbruck – St. Martin/Gnadenwald

Die Nacht im Hostel war … durchwachsen. Im zugehörigen Pub im EG gabs die volle Dröhnung. Der Bass hat für sanfte Massagen im Bett gesorgt. In den frühen Morgenstunden konnte ich dann doch ein wenig die Äuglein schließen.

Die Vorfreude auf den Start überdeckt jeden Anflug von Müdigkeit. Ich habe mir eine kurze Etappe vorgenommen und mache mich hochmotiviert im Nieselregen auf in Richtung meines Reiseziels, Salzburg. Warum genau von Innsbruck nach Salzburg? Dieser Abschnitt war für mich die Ideale Mischung aus Anstrengung und Erlebnis. Umgeben von Bergen, aber trotzdem relativ entspannt zu gehen. Und das ist, was ich in diesem Urlaub dringend brauche: Entspannung.

Und so bin ich unterwegs. Entspannt und verwirrt. Verwirrt, weil ich nicht bedacht habe, dass alle Jakobswegpickerl und Pfeile immer auf der mir abgewandten Seite auf allen möglichen Objekten kleben. Aber wo ein Philipp ist, ist ein Weg! Und gemäß des Wandermottos „Philipp auf Philipps Spuren“, versuche ich Merkmale zu identifizieren, welche sich mir bei meiner initialen Begehung eingeprägt haben. Vergebens. Doch dann plötzlich… DAS kenne ich!

Hier hatten Nadine, Patricia und ich unser letztes Beisammensein, bevor wir in Innsbruck einmarschierten. In den folgenden Kilometern hab ich immer wieder kurze Flashbacks. Kreuzungen, an denen wir beinahe falsch abgebogen wären, Pausenbankerl, etc.

Nadine und Patricia, wenn ihr das hier lest, meldet euch bei mir, wir müssen auf einen Kaffee gehen 🙂 Wir waren ja so gscheit und haben natürlich keine Kontaktdaten ausgetauscht 😀

Im Dauerniesel bin ich auf der Suche nach einem trockenen Pausenbankerl um das in der Früh besorgte Pausensackerl zu vernichten. Es nieselt mal stärker, mal schwächer. Empfinde es aber nicht als störend. Der Regen stört mich nicht. MICH. Der immer über jeden Himmelstropfen jammert! So sehr hat mir die Wanderei gefehlt. Heißer Tip für trockene Bankerl sind immer Kirchen. Nach 5 Kirchen wurde ich in Absam unter einem großen Baum im Kircheninnenhof fündig. Und während ich vor mir her-snacke, lässt sich sogar die Sonne kurz blicken.

Ab jetzt geht es in den Wald. Gepaart mit der Feuchtigkeit liegt ein erfrischender Waldduft in der Luft. Trotz weniger Höhenmeter komme ich ordentlich ins Schwitzen. Es rächt sich nun, dass ich ewig lange meine wöchentliche Wanderrunde ausgesetzt habe.

Ich verlasse den Waldweg um die erwählte Unterkunft anzusteuern. Vor dem Eingang stehen massig gut gekleidete Menschen. Einer ruft mir zu: „Du hast die Sonne mitgebracht. Das hast du gut gemacht.“ Danke, nach 36 Lebensjahren sagt das mal endlich jemand zu mir! Leider erfahre ich an der Rezeption auch sofort den Umstand, welcher die Menschen in ihre schönen Kleider brachte. Es sind zwei Hochzeitsgesellschaften anwesend und die ganze Pension ist ausgebucht. Uncool, denn in der Nähe gibt es absolut nichts, was mir die Rezeptionistin auch bestätigt. Sie möchte mir ein Taxi rufen, welches mich in den nächsten Ort bringen soll. Aber ich bin hier um zu wandern und nicht um mit Taxis zu fahren!

Also gehe ich einfach mal weiter. Nach wenigen Metern treffe ich eine ältere Wanderin. Wir kommen ins Gespräch und ich erzähle ihr von der ausgebuchten Pension. „Ach, wir haben bereits reserviert, dort unten ist ein Gasthof mit Zimmern.“ Aha! Im Halbsprint eile ich zum beschriebenen Gasthof und kann tatsächlich das letzte verfügbare Zimmer ergattern. Und zum Futtern gibts auch was. Besser kann mans ja schon fast nicht treffen 🙂

Mittlerweile nieselt es auch schon eine Weile nicht mehr. Das stimmt mich zuversichtlich für morgen. Aber selbst wenn… bin zwar süß, aber nicht aus Zucker 😉