Jakobswegurlaub Tag 2: Blasen lassen

St. Martin/Gnadenwald – Jenbach

Ausbaufähig, aber der Schlaf diese Nacht war deutlich erholsamer. Das Frühstück war sehr Basic, aber immerhin im Preis inbegriffen. Und da ich ohnehin kein großer Frühstücker bin, für meine Bedürfnisse mehr als ausreichend.

Leider regnet es noch immer (oder schon wieder) und so startet auch dieser Tag mit Regenschutz. Aber es ist nach wie vor eher ein angenehmes Nieseln als richtiger Regen. Es geht über viele Kilometer leicht bergab. Was auf der einen Seite sehr angenehm ist, auf der anderen Seite einen gewissen psychologischen Effekt hat… irgendwann muss ich das natürlich auch wieder rauf gehen! Es geht hauptsächlich durch leicht bewaldetes Farmland. Ich mag die vielen unterschiedlichen Gerüche. Etwas, das ich in der Stadt sehr vermisse.

Eine ominöse heilige Quelle, die mir von meinem letzten Besuch noch in Erinnerung geblieben ist, suche ich auch diesmal auf. Nicht wegen irgendwelchen Kräften, sondern weil sie überdacht ist und einen Pausenplatz im Trockenen bietet. Für eine längere Zeit geht es durch leicht bewaldetes Farmland. Eine Vielzahl an Gerüchen liegt in der Luft. Sehr erfrischend und belebend. Etwas, das ich in der Stadt vermisse.

Dann wird es leicht verwirrend. Autobahnanachlüsse müssen umgangen werden, ich biege irgendwo falsch ab. Meine Straße ist gesperrt. Nach viel hin und her finde ich dann doch meinen Weg. Ein Radfahrer stoppt mich. Ob ich weiß wie er nach Hall kommt. Ich weiß maximal wie man nach Hall geht 😀 Und warum ich überhaupt gehe will er wissen. Es wäre doch viel einfacher den Zug zu nehmen. Was ist nur los mit den Leuten hier? Gestern wollte mich die Rezeptionistin in ein Taxi verfrachten, heute der Radfahrer in einen Zug. Und dabei dachte ich in Tirol wandert man gern?!

Als Mittagsziel habe ich Vomp auserkoren. Ein kleiner Ort fast genau auf der Hälfte meiner Tagesstrecke. Mir ist bissl kalt (es ist zu warm für eine Jacke, aber zu kalt für ohne Jacke) und ich freue mich schon tierisch auf ein Supperl. In Vomp angekommen muss ich leider feststellen, dass das scheinbar einzige Gasthaus im Ort heute geschlossen hat. Also kein Mittagessen für mich 🙁

Es geht weiter, diesmal in einen Wald hinein. Nach einem kurzen Aufstieg sticht mir ein Bankerl ins Auge. Und es hat diesen Moment aufgehört zu regnen! Schnell ziehe ich mein Oaschfetzerl aus dem Rucksack raus (der Popo muss schließlich trocken bleiben) und falle über die Reste des gestrigen Supermarktfrühstücks her. Das Bankerl kommt mir übrigens bekannt vor. Bin mir ziemlich sicher am Weg nach Spanien hier ebenfalls eine Rast abgehalten zu haben.

Der letzte Teil der heutigen Etappe ist leider nicht so schön. Mehrere Kilometer muss ich auf einer Freilandstraße zurücklegen. Da die Straße aber direkt in meinen Zielort führt, kann ich mich wenigstens nicht verlaufen 😀

In Jensbach angekommen, muss ich an einem vermeintlichen Multikulturzentrum vorbei. Ein dunkelhäutiger Mann geht mir in jede Seitengasse nach, in die auch ich einbiege. Man nimmt sich ja immer vor vorurteilsfrei zu sein, aber leicht unbehaglich fühle ich mich schon. Als ich vor meinem Hotel vor verschlossener Türe stehe, stellt er sich wenige Meter abseits hin und genießt die Aussicht. Als ich ein älters Ehepaar, welches gerade vorbeikommt, in ein Gespräch verwickle, dreht er endlich um und geht. War schon eine leicht seltsame Situation.

Im Hotel, als ich den richten Eingang gefunden habe, werde ich wider Erwarten von einem Hauch Luxus überrascht. Es hat sichtlich die besten Jahre bereits hinter sich, mein Zimmer ist aber sehr geräumig und top gepflegt. Es gab hier sogar einen eigenen Wellnessbereich, wie ich erfahre. Leider aber schon längst nicht mehr im Betrieb. Raus aus den verschwitzten Sachen. Und dann der Schock: Ich habe zwei Blasen! Nach nur zwei Tagen bereits Blasen zu haben, ist schon ein leichtes Armutszeugnis. Ich überlege wie ich sie behandeln will, werde sie aber wohl lassen und schauen wies weitergeht. Warum das so kritisch ist? Nunja, meine Befürchtung hat sich bewahrheitet und alle Unterkünfte an meinem morgigen Zielort sind restlos ausgebucht. Deshalb werde ich wohl oder über 10 Kilometer an die Etappe dran hängen müssen um in den nächstgelegenen Ort zu gelangen.

Deshalb muss ich mich heute ausreichend stärken und besuche ein sehr gut bewertetes Lokal, welches einen Faible für Whiskeys hat. Das Essen war tatsächlich ausgezeichnet, aber auf Whiskeys habe ich verzichtet 🙂 Highlight ist die riesige Whiskeysammlung der Besitzer. Sehr schön anzusehen.

Jetzt brauch ich meinen Schönheitsschlaf. Bis morgen meine Lieben 🙂