Jetlag, Chinesen und komisches Englisch

Auckland

Jetlag, Chinesen und komisches Englisch. Das fasst so ungefähr meine ersten 24 Stunden in Neuseeland zusammen. Aber eins nach dem anderen.

Ein kurzer und herzhafter Abschied von den Eltern lässt ein flaues Gefühl in der Magengegend entstehen. Jetzt wirds ernst. Meine innerliche Dankbarkeit für die einmonatige Gastfreundschaft kann ich nicht so zum Ausdruck bringen wie ich gerne möchte. Nochmal ein gaaaaaaanz großes DANKE! Ich hatte nicht nur ein gemütliches Bett, sondern wurde auch noch kulinarisch verwöhnt. Zwei Dinge, die ich in nächster Zeit sehr vermissen werde!

Mein Bruder begleitet mich im Zug ein Stück in Richtung Flughafen. Und wir spielen eine letzte Runde Mario Kart auf der Nintento Switch. War sicherlich ein interessanter Anblick zwei Typen kichernd und fluchend, mit Lenkrädern in der Hand, im Zug sitzen zu sehen. Definitiv ein denkwürdiger Moment, den ich vermutlich nie vergessen werde 😀 Danke Bruderherz!

Am Flughafen angekommen checke ich gleich ein und muss dann noch 2 Stunden warten ehe das Boarding los geht. Für meinen ersten Flug nach Dubai, wo ich dann umsteigen muss, habe ich mir einen Sitzpatz am Gang reserviert, wo neben mir noch frei war. Die Idee hörte sich ursprünglich gut an… hat aber zu äußerst unwohligen 5 Stunden geführt. Was ist passiert? Ich war in der mittleren Reihe mit 4 Sitzen am Gang rechts. Der Typ neben mir, also 2 leere Sitze weiter am Gangplatz links, roch so stark nach Curry, dass die 1,5 Meter Abstand auch nicht geholfen haben. Gleich beim Start hat er sich dann zusätzlich die Seele aus dem Leib gekotzt. Weils aber keine Speibsackerl gab, hat er die Plastikverpackung der Decke (gibts bei Nachflügen offenbar) genommen und den vollen Beutel in die Sitztasche vor ihm gestopft. Nur leider haben diese Sackerl ein kleines Loch unten drin, wodurch der ganze Brei langsam durch die Sitztasche rausgetropft ist. Anschließend hat er sich dann über drei Sitze hingelegt, mit den Füßen auf den Gang hängen und seinen Kopf auf meinen Oberschenkeln lehnend. Auf meinen lauten Protest hat er genau gar nicht reagiert und auch den Stewardessen wars wurscht. Wegsetzen konnte ich mich nicht, weils sonst relativ voll war. Gut, einfach einen Film starten und darauf konzentrieren…. … …. mein Entertainment System war defekt. Nach mehreren Reklamationen haben sie es dann irgendwie zum Laufen gebracht. So, jetzt aber. WUMPF. Bildschirm an der Nase. Der nette Mitflieger vor mir hat den Sitz bis zum Anschlag nach hinten gelehnt. Auf meine Anfrage hin, er solle doch bitte nicht ganz nach hinten lehnen, (immerhin liegt der Typ neben mir eh schon auf mir drauf und mit dem Bildschirm auf der Nase habe ich dann ja überhaupt keinen Platz mehr) kommt nur die lapidare Antwort: No, I want to sleep.

Irgendwie habe ich es geschafft diese 5 1/2 Stunden zu überstehen ohne Amok zu laufen. Die wissen schon warum sie einem alle spitzen Gegenstände wegnehmen! Der Flughafen in Dubai ist RIESIG. Im direkten Vergleich kommt einem der Flughafen in Wien wie eine Bushaltestelle in Franzensdorf vor. Ein eigener Zug verbindet die Terminals miteinander. Und selbst dann muss man noch über einen Kilometer gehen.

Shoppen bringt mir nix, kann ja eh nix mitnehmen, aber bei den ganzen Luxus Stores gehe ich natürlich ein bisschen gustieren. Übrigens: Habe eine super Aktion gefunden. Wenn man eine Rolex kauft, bekommt man auf eine zweite 20 Prozent Rabatt. Wer sich also 7000 Euro sparen will, sollte jetzt unbedingt zuschlagen! Nachdem ich mich gerade so dazu durchringen konnte bei diesem Schnäppchen nicht weich zu werden, habe ich mich beim Mäci niedergelassen. Die Bestellung war in der Landeswährung zu machen (die Shops haben üblicherweise die Preise in US Dollar ausgeschildert) und weil ich keine Ahnung habe wieviel 80 AED sind, hoffe ich mal jetzt keinen mit Goldblättchen garnierten Burger bestellt zu haben. Ich weiß ja nicht mal was die haben? Dinar? (Anm. Es ist der Dirham) Die coole App meiner Kreditkarte mit der ich bezahlt habe schreit sofort: EUR 9,66. Das geht ja. Ich nutze übrigens die Kreditkarte von N26. Ist zwar Prepaid, also muss man vorher aufladen, dafür kann man damit kostenlos im Ausland bezahlen (auch in Fremdwährung) und erheblich günstiger abheben. Ich esse so langsam, dass die 3 Stunden fast wie im Flug vergehen. Aber die Müdigkeit setzt schön langsam ein. Obwohl es erst kurz nach 8 in der Früh ist und es 35 Grad hat.

Das Boarding zieht sich unheimlich in die Länge. Der Wartebereich ist dermaßen berstend voll, dass sogar schon um die Stehplätze gestritten wird. Auf dem Weg zum Flieger werde ich abgefangen und für eine Stichprobenkontrolle in einen abgesperrten Bereich gebeten… na toll… der Bart…

Irgendwie ging dann plötzlich alles ganz schnell und ich sitze an meinem reservierten Fensterplatz. Als ich 2 Tage zuvor reserviert hatte, war neben mir, sowie 3 Reihen vor mir und 4 Reihen hinter mir, alles frei. Jetzt ist wirklich jeder einzelne Platz belegt. Wo kommen die plötzlich alle her? Immerhin einen Fensterplatz, dass ich mich an der Wand anlehnen kann. Im Sitzen schlafen geht bei mir nämlich gar nicht.

Die Filmauswahl auf diesem Flieger, sowie die Bildschirmqualität ist erheblich besser und ich kann endlich alle Blockbuster nachholen, die ich in den letzten Monaten verpasst habe. Der Flug dauert etwas länger als erwartet. Fast 17 Stunden bin ich an den Sitz gefesselt. Wirklich furchtbar, wenn man schon nicht mehr weiß wie man sitzen soll. Sollte eigentlich als anerkannte Foltermethode abgeschafft werden. Wenigsten hat man bei Emirates schon standartmäßig wirklich viel Platz für die Beine. Ich bereue es keine Sekunde nicht bei den Billiglinien gebucht zu haben.

Endlich gelandet. Noch bevor man aus dem Gate raus ist, wird man mit Angeboten für SIM Karten überflutet. Meiner Recherche nach deckt Vodafone den Te Araroa am Besten ab und daher entscheide ich mich für ein (erstaunlich günstiges) Angebot mit 10 GB Datenvolumen. So wies aussieht wird also auch in Neuseeland eifrig gebloggt! Der Einreiseprozess ist überraschend unkompliziert. Ein (wirklich stockschwuler) Immigration Officer ist dermaßen begeistert davon, dass jemand monatelang durch Neuseeland wandert, dass er mich mit Worten der Bewunderung überhäuft und vor lauter Glückwünschen beinahe zu vergessen scheint, dass er auch noch arbeiten muss. Danach gehts zur Deklaration. Neuseeland hat sehr strikte Regeln was man alles mitbringen darf. Immerhin gilt es die einzigartige und abgeschottete Flora und Fauna zu schützen. Besonders die in Neuseeland nicht existierende Fruchtfliege ist sehr gefürchtet. Mein Zelt muss einem Bioscan unterzogen werden, das restliche Zeug darf durch. Der Scan dauert aber keine 10 Minuten und dann bin ich auch schon offiziell in Neuseeland eingereist. Nach einer kleinen Stärkung beim Mäci begebe ich mich auf die Suche nach einem Taxi in die Innenstadt. Eine Tafel zeigt die Fixpreise der einzelnen Taxiunternehmen. Das ist praktisch! Der Durchschnittspreis liegt ungefähr bei 35 Euro. Zwar ist die Fahrt etwas länger, aber das ist mir dann doch zu teuer. Ich halte einen Moment inne und mustere die Umgebung. Ein Van mit dickem Aufdruck „17,50 Airport to Center“ sticht mir ins Auge. 17,50 Neuseeländische Dollar? Das sind etwa 8 Euro! Top, da bin ich dabei. Stellt sich heraus, dass es sich dabei um ein Sammeltaxi handelt und ich warten muss bis andere mitfahren wollen. Naja, bin seit fast 40 Stunden wach, da kommts auf die paar Minuten auch nimmer an 😀

Das Taxi war schnell voll und ich wurde sogar direkt vor der Hoteltüre abgesetzt. Mein Zimmer ist geräumig und hat ein bequemes Bett. Ah… Bett… schlafen!

 

2. Tag

Um 8 Minuten nach Mitternacht wache ich auf. Jetlag ist scheiße. Stolze 10 Stunden habe ich geschlafen und es war wunderbar! Der Zeitunterschied zu Österreich beträgt 11 Stunden. Irgendwie schon witzig. Während ich mitten in der Nacht aufwache, hat man in Ö gerade zu Mittag gegessen. Ich nutze die Zeit um mich auf Google Maps ein bisschen umzusehen wo ich die Dinge bekomme, die ich noch brauche. Obwohl heute Sonntag ist, haben alle Geschäfte ganz normal geöffnet. Sehr interessant. Für mich definitiv von Vorteil.

Gegen Mittag starte ich meine Einkaufstour. Das Hotel ist leicht außerhalb des Zentrums und ich habe etwa 20 Minuten Fußweg vor mir. Ungefähr so lange war ich auch unterwegs bis ich die ersten nicht-Chinesen gesehen habe. Wahnsinn wieviele Asiaten hier sind. Ich habe gelesen, dass es hier viele geben soll, aber damit habe ich nicht gerechnet 😀 Zuerst begebe ich mich zum DOC Center. Das Department of Conservation ist die offizielle Verwaltungsstelle des Te Araroa Trails. Dort hole ich mir den HUT-pass, welcher mir für 50 Euro 6 Monate lang Zutritt zu dem Hüttensystem auf Neuseeland gewährt. Noch weiß ich nicht wie ich diese Hütten nutzen möchte. Wird sich vermutlich stark nach dem Wetter richten. Aber auf jeden Fall eine sinnvole Investition. Ich genehmige mit direkt am Pier ein Mittagessen. Leider ist die Aussicht nicht wirklich toll. Dafür ist es mit 17 Grad halbwegs angenehm.

Nächster Halt ist ein riesiger Supermarkt, von dem ich mir erhoffe, dass ich alles bekomme was ich für die nächsten Tage an Nahrungsmittel brauche. Bis auf Tabasco konnte ich meine ganze Wunschliste abhaken. Ramen, Thunfisch in Säckchen statt Dosen, verschiedene Nudeln, Müsliriegel, sowie etwas Wurst und Brot für heute Abend. Lebensmittel für fast 5 Tage um knapp 20 Euro. Die Preise hier schockieren mich nicht wirklich.

Letzte Station ist ein Outdoorshop, wo ich eine Gaskartusche für den Kocher besorge. Der besonders euphorisch-motivierte Verkäufer bekommt fast einen Endorphinschock als er erfährt, dass ich aus Österreich komme. Er ist ein großer Österreichfan und spart schon lange auf einen Urlaub in der Republik. Als begeisterter Klassik Musiker wünscht er sich nichts mehr als einmal die Philharmoniker live in Wien zu sehen. Sachen gibts.

Zurück im Hotel stelle ich fest, dass die Gaskartusche zu groß ist um ins Häferl zu passen. Na toll, jetzt muss ich einen Weg finden um noch ein bissl extra Platz im Rucksack zu machen. Ist jetzt kein sonderliches Problem, mich ärgert es deshalb, weil ich das Häferl zusätzlich zum Kochset eigentlich nur mitgenommen habe, weil meine übliche Gaskartusche reinpasst und es somit keinen extra Platz braucht. Naja, wir finden auch dafür eine Lösung 🙂

Meine ersten Eindrücke bisher:

– Ich verstehe den Akzent fast nicht. Das hier gesprochene Englisch basiert (logischerweise) auf dem Britischen. Hat aber starke australische Einflüsse und ist gespickt mit Maori. Maori ist in der Aussprache sehr weich, was die Neuseeländer übernommen haben. Würde es am ehesten mit Niederländisch vergleichen (von der weichen Aussprache her). Dazu kommt, dass manche Vokabel ganz anders sind. Ich fühle mich grad bisschen wie ein Deutscher, der das erste Mal nach Österreich gekommen ist 😀

– Für österreichische Verhältnisse günstig. Ich wusste wirklich nicht was mich erwartet, habe aber definitiv nicht damit gerechnet, dass es spürbar billiger ist. Mäcimenü EUR 5,50. Hauptgericht mit 2 Getränken mitten in touristischer Bestlage 13 Euro. Ebenso im Supermarkt, wie geschrieben, habe für 15 (!!) Mahlzeiten plus Snacks und Abendessen für heute 20 Euro bezahlt.

– Auckland ist nicht berauschend. Das habe ich schon zur genüge von Leuten gehört, die schon in Neuseeland waren. Und sogar Einheimische raten von Städtetrips ab. Es gibt kaum historische Gebäude, der Hafen ist nicht wirklich schön und die Straßen sind übersäht mit Obdachlosen.

– Neuseeländer sind freundlich! Bei der Freundlichkeit schlägt die britische Kultur durch. Alle Verkäufer in allen Geschäften in denen ich war, hatten eine fast schon überschwengliche Art mit den Kunden zu reden. Ein Passant hat mich geschnitten, ist stehen geblieben und hat sich anschließend dafür entschuldigt. Allgemein scheint hier eine durchaus lockere Atmosphäre zu herrschen.

So, jetzt muss ich mich weiter vom Jetlag erholen. Zum Glück habe ich mich entschieden 3 Nächte in Auckland zu bleiben. Das gibt mir ausreichend Zeit mich an den Zeitunterschied zu gewöhnen und außerdem kann ich morgen dann doch noch einen kleinen sightseeing-Tag machen 🙂

Sprich wir werden uns morgen auch nochmal kurz lesen. Bis dann meine Lieben!