Tag 4: Admont – Klinke Hütte
Beinahe hätte ich 2 Etappen übersprungen, weil die Mödlinger Hütte voll war, die Zimmer auf der Klinke Hütte ausgebucht waren und über deren Lager habe ich nur schlechtes gehört. Neben dieser beiden Hütten gibts es sonst keine Übernachtungsmöglichkeit, zelten bei -4 Grad war für mich keine Alternative, also spielte ich ernsthaft mit dem Gedanken mit dem Bus 2 Etappen weiter nach Gstatterboden zu fahren. Nachdem ich in der Früh etwas hin und her gerissen war, habe ich dann doch einen Platz im Lager der Klinke Hütte reserviert. Weil die Etappe kilometermäßig mit etwa 9 Kilometern sehr kurz ist, gehe ich erst um 11 los. Allerdings sind es 1300 Höhenmeter, sehr steile noch dazu.
Auf meinem Weg zum Waldsteig, der zur Klinke Hütte führt, bin ich noch sehr optimistisch. Der Steigungsgrad ist akzeptabel und obwohl der Boden feucht ist, finde ich guten Halt. Offenbar wird der Pfad aber nicht häufig begangen, denn stellenweise ist er kaum ausgetreten und viele der Wegbefestigungen sind vermodert oder verfallen.
Gerade dadurch bekommt der Trail aber seinen abenteuerlichen Charakter und es macht Spaß auch solche Hindernisse zu überwinden.
Zunehmend wird der Aufstieg steiler und der Boden rutschiger. Der als Alpinsteig gekennzeichnete Weg zehrt ordentlich an meinen Kräften und ich bin sehr froh, als ich eine Almwiese erreiche, welche das Ende des ersten Aufstiegs markiert. Auf einem Bankerl lasse ich mich ein bisschen sonnen und erhole mich bevor ich einen kurzen Abstieg angehen muss… um wieder zur Klinke Hütte aufzusteigen. Wenn ich gewusst hätte was mich erwartet, wäre ich für immer auf der schönen Almwiese geblieben!
Die ersten 100 Meter waren ein Horror! Angefangen damit, dass durch einen Hangrutsch (laut einer Einheimischen war das vor 2 Jahren) der Einstieg in den Abstieg einfach verschwunden ist. In der Zwischenzeit hat sich auf dem eher sandigen Boden zwar ein Trampelpfad gebildet, allerdings muss ich bei jedem Tritt tierisch aufpassen um nicht gleich den ganzen Hang hinabzusausen. Direkt danach folgt eine, weiterhin extrem steile, ausgesetzte und unversicherte Passage auf Geröll. Die Trittfläche ist etwa 30 Zentimeter breit und daneben geht es 200 Meter senkrecht runter. Bei jedem Schritt gibt das Geröll etwas nach, was mir einen Adrenalinstoß nach dem anderen versetzt. Mein Opa hätte gesagt: „Da steht schon der Stift in der Hose!“. Endlich ist die ausgesetzte Passage vorbei und ich stehe an einer Klippe, wo der Weg einfach weg ist. Ah… ich muss die Wand runter. Zwar ist ein Stahlseil in den Boden geschlagen, aber die Wand ist leicht überhängend und somit sieht man nicht wo man hinsteigt. Im Vergleich zu der ausgesetzten Passage aber nur ein minimaler Adrenalinkick. Ab dann geht es endlich wieder „normal“ bergab. Und dieser Weg war als der einfache Abstieg zur Klinke Hütte beschrieben… Hätte ich gewusst was da auf mich zu kommt, wäre ich diesen Weg bestimmt nicht gegangen. Und ich kann auch jedem ohne Bergsteigerfahrung nur dringend davon abraten dort zu gehen. Meiner Meinung nach ist es verantwortungslos dort überhaupt jemanden gehen zu lassen. So trittsicher kann man gar nicht sein, da braucht nur einmal ein Stein wegrutschen und das wars. Naja… ich habs überlebt und alle anderen bisher auch…
Nach erfolgreichem Mini-Abstieg gehts nochmal 300 Höhenmeter rauf. Ich bin schon ziemlich fertig und habe noch immer zittrige Knie. Gerade bin ich etwas reizbar und als ein Weidentor kommt, das so eng ist, dass ich schon ohne Rucksack kaum durchkomme und dessen Pfosten mit Stacheldraht umwickelt sind, fange ich laut zu fluchen an. Ich schnalle den Rucksack ab, werfe in über den Zaun und zwänge mich mit eingezogenem Bauch und wild schimpfend am Stacheldraht vorbei.
Da taucht dann auch schon die Klinke Hütte auf. Gottseidank. Eine große Portion Käsespätzle geben mir den Rest und ich will nur noch ins Bett. Zu meiner Überraschung habe ich ein eigenes Zimmer mit zwei Matratzen bekommen. Fühlt man sich ja schon fast heimelig 🙂 Noch bevor es richtig dunkel wird, bin ich schon weggepennt.
Tag 5: Klinke Hütte – Johnsbach
Ich will gar nicht aus dem Schlafsack raus, es ist so kuschelig warm. Aber der Hunger ruft und so zieht es mich doch zum Frühstücksbuffet. So viel habe ich noch nie gefrühstückt… 5 Brote und 1 Liter Wasser. Da hat wer Kraft gebraucht 😀 Ich bedanke mich bei dem äußerst freundlichen Wirten und mache mich auf zur Mödlinger Hütte… meine Pausenstation. Die heutige Etappe ist zwar im Verhältnis zur gestrigen wesentlich einfacher, aber bei mir machen sich langsam Erschöpfungserscheinungen breit. Bedeutet ich komme nicht wirklich schnell voran.
Ohne große Ereignisse komme ich bei der Mödlinger Hütte an und genieße zwei Suppen bei herrlicher Aussicht.
Eigentlich ist die Hütte für ihren Strudel bekannt, aber es ist doch etwas kühl, da war mir nach etwas warmen. Nachdem ich mich noch ein bisschen sonnen hab lassen, mache ich mich auf zum Endspurt. Drei Gipfel werden noch erklommen, bevor es endgültig bergab nach Johnsbach geht. Zwar wieder mal steil, aber dafür einfach zu begehen, klappere ich die Gipfel ab, natürlich nicht ohne mich immer eine Weile ins Gras zu setzen und bei bestem Wetter zu chillen.
Der Abstieg nach Johnsbach war endlich mal wieder gemütliches wandern. Ist ganz angenehm mal nicht auf einem Steig gehen zu müssen. Während ich meinem Etappenziel immer näher komme, nutze ich den kurzen Augenblick, in dem ich Empfang habe und rufe beim Gasthof meiner Wahl wegen einem Zimmer an. Morgen Ruhetag, deshalb heute keine Zimmer. Versteh ich nicht. Von meiner alternativen Übernachtungsmöglichkeit habe ich leider die Telefonnummer nicht, also gehe ich einfach mal hin und klopfe an. Ja, es ist was frei und zum Abendessen bekomm ich auch noch was. Perfektes Leben! Und ich habe sogar so viel Empfang, dass ich alle 2 Minuten eine Internetseite aufmachen kann. Wettercheck: 3 Tage Regen… … … Mist.
Relativ schnell fasse ich den Entschluss heim zu fahren. Jeden Tag mehrere Steige bei nassem Wetter zu gehen scheint mir unverantwortlich.
5 1/2 Tag: Johnsbach – kurz vor Gstatterboden
Gstatterboden wäre das Ziel der sechsten Etappe. Da die Bushaltestelle aber davor ist, rechne ich das mal als eine halbe Etappe. Wäre somit genau die Hälfte des Luchs Trails. Na immerhin! Nicht ganz 8 Kilometer sind es bis dorthin und ich rechne mit 2 Stunden Gehzeit. Zu großzügig geschätzt, war 45 Minuten zu früh dort 😀 Es hat bereits zugezogen und die Wolken legen sich auf die Berge. Ohne Sonne ist es selbst hier im Tal wirklich arschkalt.
Jetzt sitze ich gerade (fürchterlich stinkend) im Zug nach Hause und gehe nochmal das Erlebte durch. Im Endeffekt konnte ich alles ausprobieren, was ich ausprobieren wollte. Rucksack und Schuhe haben den Härtetest bestanden. Von meinem neuen Setup hatte ich alles mindestens einmal in Verwendung um zu sehen ob das auch so klappt, wie ich es mir vorgestellt habe. Und so werde ich noch selbstsicherer bald nach Neuseeland reisen 🙂
Apropos Neuseeland… Angepeilt habe ich kommenden Donnerstag, den 4.10…. diesmal wirklich 😀