Luchs Trail Tag 1-3

Hä? Was schreibt er da mit „Luchs Trail“? Sollte er nicht eigentlich in Neuseeland sein? Lasst mich das kurz erklären 😀 In Neuseeland ist das Wetter grad kacke, in Österreich geil. Weil ich noch keinen Flug gebucht habe und ich sowieso später in Neuseeland anfangen sollte als ursprünglich geplant (ist einfach besser für meinen „overall-Zeitplan“), habe ich mich kurzerhand entschlossen noch einen Trail in Österreich zu machen. Er sollte ingefähr 14 Tage dauern und da kam mir der Luchs Trail mit seinen 11 Etappen genau recht. Nochdazu war die offizielle Eröffnung des Trails am 19.9. und dieser zusätzliche Reiz einer der ersten zu sein, die diesen Trail gemacht haben, hat den Entschluss gefestigt. „Durch die wilde Mitte Österreichs“ hieß es in der Beschreibung. Kann ich nur bestätigen… 3 Tage durchgehend absolut keinen Handyempfang 😀 Genug erklärt, jetzt zum eigentlichen Eintrag 🙂 Viel Spaß!

Tag 1: Reichraming – Biwakplatz Weißwasser (ca. 27 Kilometer)

Um 6:09 Uhr sitze ich pünktlich im Zug nach Westen. Eine paar mal Umsteigen und Schienenersatzverkehr inklusive bin ich um Punkt 10 Uhr in Reichraming. Praktischerweise bleibt der Bus direkt beim Einstieg in den Luchs Trail stehen. Und los gehts.

Gleich zu Beginn gehts bergauf. Sofort merke ich meine deutlich zurückgegangene Kondition. Den schweren Rucksack bin ich absolut nicht mehr gewöhnt. Der Trail ist zu meiner Überraschung mit einem eigenen Schild markiert, dennoch bin ich froh, die GPS Daten in meine heißgeliebte Locus Map Pro importiert zu haben. Aufgrund dem Sturm am Wochenende ist das Laub verwirbeld und es liegen viele Äste herum, wodurch der Weg nicht immer eindeutig zu sehen ist.

Der Trail bedient sich bestehenden Wegen und die Verbindungsstücke muss man zum Teil auf gut befahrenen Straßen zurücklegen, was mir nicht so gut gefällt. Das war aber heute zum Glück nicht der Fall, denn man betritt den Buchensteig, welcher durch ständiges auf und ab auf einem schmalen Pfad geprägt ist. Immer wieder versperren mir umgestürzte Bäume den Weg und ich muss mich durchwurschtel. Nach Möglichkeit ohne den 50 Meter Abhang in den Fluß zu fallen. An einer Stelle bin ich fast nicht durchgekommen. Es hat 2 Bäume parallel entwurzelt und das dichte Geäst lag genau am Weg. Ich musste den Rucksack abschnallen, immer wieder über die Äste werfen und mit schlangenartigen Bewegungen durch und über die Äste kriechen. Eine richtige Herausforderung!

Hier musste ich meine ungeahnten akrobatischen Künste auspacken!

Der schmale und leicht hanabwärts gekippte Pfad hat mich mit seiner wellenförmigen Wegführung viel Kraft gekostet und ich war froh bei der Großen Klause Hütte ein gscheites Jausenbrot zu bekommen. Ab jetzt geht es den Radweg entlang. Eine breite und nur sanft steigende Straße, über welche früher eine Eisenbahn zum Holztransport fuhrte. Von der Eisenbahn sieht man leider nichts mehr, aber die unzähligen Tunnels sieht man noch. Weil die Sonne schon hinter den Bergen verschwindet und es mir ein bisschen zu spät wird, folge ich nicht dem eigentlichen Trailverlauf über die Anlaufalm, sondern bleibe auf dem Radweg. Streckenmäßig kürze ich dabei nur wenig ab, aber ich erspare mir 500 Höhenmeter. Da die Anlaufalm das Etappenziel wäre, ich aber zum Biwakplatz Weißwasser will, ist das eine gute Ausrede um mir einen weiteren Auf- und Abstieg zu ersparen wie ich finde 😉

Immer wieder geht man durch mal länger, mal kürzere, Tunnels der ehemaligen Eisenbahnstrecke. In den Tunnels ist es wirklich arschkalt und ich kanns kaum erwartrn am Biwakplatz angekommen zu sein. Was mich besonders fasziniert: die Tunnels sind mit solarbetriebener Beleuchtung ausgestattet, welche mit Bewegungssensor funktionieren. Kling gut…. ist es aber nicht, wenn der Timer auf wenige Minuten eingestellt ist, der Tunnel aber über 300 Meter lang ist 😀

Bewegungssensoren für die solarbetriebene Tunnelbeleuchtung
Wenn der Timer vom Licht ausläuft wirds bissi finster

Bei einem Wasserfall klebe ich mir schon mal vorsorglich mein erstes Blasenpflaster auf eine Druckstelle. Noch ist keine Blase, aber soll ja auch keine werden 🙂

Schöner Wasserfall 🙂

Endlich am Biwakplatz! Ich zieh mir gleich mal die Daunenjacke an. Obwohl es fast 20 Grad hatte, ist es sehr rasch sehr kalt geworden. Als erstes gleich mal Zelt aufstellen. Leichter gesagt als getan. Der Boden ist gesprenkelt mit kleinen Kalksteinen, sodass sich die Heringe nicht mal ein paar Zentimeter in den Boden treiben lassen. Mit viel Kraft schaffe ich es sie so weit in die Erde zu bekommen, dass sie nicht sofort umfallen, wenn ich sie los lasse. Vorsichtig spanne ich das Zelt ab… hält! Wind darf aber keiner gehen 😀

Das Aufstellen vom Zelt hat mich fast eine Stunde gekostet. Es ist noch kälter. Jetzt erst mal was aufkochen. Nudeln in Steinpilzsauce. So gut wie gefriergetrocknetes Fertigfutter eben sein kann 😀 Um mich bisschen aufzuwärmen trinke ich auch noch ein paar Schluck heißes Wasser. Mit Socken, langem Leiberl, langer Unterhose und Daunenjacke kuschel ich mich in den Schlafsack. Mittlerweile ist es stockdunkel und weil ich von Bergen umgeben bin habe ich kein Handysignal. Naja, ein bisschen noch Musik hören, bin eh hundemüde. Mir wird und wird aber nicht warm. Bei einer Pinkelpause um 22 Uhr ziehe ich mir noch die lange Hose und die Weste an. Aaaaaah jetzt wirds was … weggerazt!

Tag 2: Biwakplatz Weißwasser – Laussabaueralm (ca. 15 Kilometer)

Es ist kaaaaaaalt! Ich will gar nicht aus dem Schlafsack raus. Ein kurzer Check ob das Trinkwasser gefroren ist… nein, Glück gehabt. (Anm.: Hat sich herausgestellt es hatte 2 Grad) Weil der Biwakplatz direkt am Wasser liegt, waren Zelt und Schlafsack komplett durchnässt. Aber damit habe ich ohnehin gerechnet, also keine große Überraschung. Gleich nachdem ich es aus dem Zelt geschafft habe, bleibt ein Förster neben mir stehen und borgt sich das Plumpsklo des Platzes aus. Welches übrigens für ein Plumpsklo verdammt sauber ist! Holz und einen Bereich für ein Lagerfeuer gibts übrigens auch.

Gegen 10 bin ich fertig mit packen und frühstücken und werfe mich den Berg hinauf. Es geht steil und rutschig weiter durch den Wald. Nach etwa 2 Stunden habe ich den größten Aufstieg des Tages geschafft und bin auf der unbewirtschafteten Blahbergalm. Es herrscht strahlender Sonnenschein und ich breite mein Zeug zum trocknen aus während ich mir Mittagessen koche. Huhn mit Curryreis. Nachdem ich es etwas machgesalzen habe nicht mal so übel.

Trocknungszeit

Ein älterer Herr wurde vom Förster, der mit auch schon begegnet ist, auf dir Alm raufgeführt. Als Kind hat er hier in der Gegend jedes Jahr monatelang gelebt während sein Vater in einem nahegelegenen Bauxitbergwerk gearbeitet hat, erzählt er. Darum ist er unendlich dankbar, dass er rauf geführt wurde, denn aus eigener Kraft schafft er es nur noch runter. Gleich ruft er das ganze Telefonbuch durch und erzählt allen davon… mein eingiger Gedanke… mist, der hat Empfang 😀 Während wir uns bisschen unterhalten, zeigt er mir, dass im Brunnen vorm Haus Bier eingekühlt ist. Waaaaas? Na da sag ich nicht nein 🙂

Nachdem ich fast 1 1/2 Stunden Pause gemacht habe, ist mittlerweile alles trocken und ich muss wirklich los. Für die restlichen Kilometer brauche ich gefühlt ewig. Muss mich an den vollgeladenen Rucksack definitiv erst gewöhnen. Während ich meinem Tagesziel immer näher komme, hoffe ich, dass die Alm überhaupt offen hat. Denn nach wie vor hatte ich bis jetzt keinen Empfang und konnte dadurch weder nachschauen noch anrufen.

Ich treffe auf Wolfram und Josef, zwei begeisterte Wanderer und Bergsteiger, die schon viel herumgekommen sind. Sie wollen heute auf dem Biwakplatz übernachten. Irgendwie schade, dass wir uns um eine Nacht verpasst haben, wäre mit den beiden lustigen Kerlchen sicher spaßig geworden 😀 Wir tauschen uns ein bisschen über Ausrüstung und Erfahrung aus und natürlich komme ich nicht umhin Werbung für meinen Blog zu machen 😉

In flottem Schritt geht es leicht bergab und die Laussabaueralm taucht wie aus dem Nichts vor mir auf. Oh… dachte es wäre noch weiter. Die Wirtin hat noch ein Speckbrot für mich und zeigt mir das Matrazenlager. Ich bin einziger Gast und habe somit die Qual der Wahl. Die Hütte ist unbeheizt, aber immer noch besser als draussen zu schlafen… -3 Grad.

Auf Dusche verzichte ich freiwillig. Der Nassbereich ist zwar blitzeblank sauber, genauso wie das Lager, aber die Fenster sind offen. Ohne Sonne ist es hier oben überall arschkalt und mir war gestern schon kalt genug 😀 Also kuschel ich mich wieder in den Schlafsack und zieh mir noch ein Hörbuch rein.

Mein Schlafplatz

Tag 3: Laussabaueralm – Admont (ca. 18 Kilometer)

Für heute habe ich mir einen Wecker gestellt, denn ich habe viele Höhenmeter vor mir und weiß, dass ich länger brauchen werde.

Das erste Stück der Etappe führt über Freilandstraße. Nicht so toll. Aber relativ rasch biegt man in den Aufstieg zum Admonter Haus ab. 1000 Höhenmeter. Von diesen 4 Stunden kann ich aufgrund akuten Sauerstoffmangels nicht besonders viel berichten 😀 Es war verdammt steil, ziemlich rutschig und man hat wirklich auf jeden Schritt achten müssen. Regelmäßige Pausen waren Pflicht!

Plötzlich eröffnet sich mir ein unglaublicher Ausblick. In der Ferne sehe ich bereits das Admonter Haus und meine Motivation steigt.

Vorbei an einer verfallenen Hütte folgen die letzten Höhenmeter bis zur Jausenstation. Mit letzter Kraft erreiche ich das Admonter Haus und genieße einen Augenblick die Fernsicht.

Alle Sonnenplätze sind belegt, also geselle ich mich einfach zu einer Runde dazu. Wir plaudern viel über Reisen und Abenteuer, während ich eine Käsekreiner mit Kraut und Erdäpfel verschlinge. Die Partie löst sich auf und ich nutze das erste Mal Handyempfang seit Reichraming um einen Teil der 31 (!!) Whats App Nachrichten zu beantworten. Dann aber mal runter nach Admont, nicht, dass es mir wieder zu spät wird.

Der Abstieg ist unglaublich anstrengend. Eine Sehne in meiner rechten Kniekehle schmerzt höllisch und macht jeden Schritt zur Qual. Das (wieder mal) steile und rutschige Gelände ist kräftezehren und benötigt einiges an Konzentration. Da bekomme ich die vielen Rehe in Wegesnähe nur am Rande mit. Meine Kraft schwindet zunehmends und wieder mal flieg ich hin. Nix passier, bin eh bald da.

Dann endlich… alle Höhenmeter für heute habe ich hinter mich gebracht. Definitiv der anstrengenste Tag für mich seit langem. Aber auch wirklich wunderschön. Auch wenn ich mich gerne über die ganze Anstrengung gerne aufrege, hat mir die Herausforderung doch sehr gut gefallen. Jetzt gilt es noch 2 Kilometer Freilandstraße ohne Grünstreifen zurückzulegen. Widerwillig durchschreite ich das Ortsende. Da hält ein Auto neben mir. Eine junge Mutter mit zwei Kindern will mich gerne ein Stück mitnehmen. Na da sag ich laut: Danke! Auch, wenn es nur die 2 Kilometer sind, bin ich heilfroh nicht auf der Feilandstraße gehen zu müssen.

Während ich eine beim Billa gekaufte Jause verzehre, schaue ich mich wegen Unterkünften um. Jetzt hab ich zum Glück wieder Internet. Ich finde ein kleines Hotel, bei dem ich sofort zuschlage. Endlich ein warmes Bett und eine gscheite Dusche! Und … achtung jetzt wirds grauslich… endlich das erste Mal seit 3 Tagen Socken ausziehen. Bis jetzt habe ich sie Kältebedingt auch in der Nacht angelassen. Das Blasenpflaster von Tag 1 ist mittlerweile mit dem Socken verschmolzen 😀

Nachdem ich mir noch ein Schnitzel gegönnt habe und ich mich jetzt endlich wieder so richtig satt fühle, habe ich mich daran gemacht alle Mails der letzten Tage zu beantworten. Jetzt muss ich kurz etwas vor greifen, weil ich mich so sehr darüber freue: Ich möchte künftig auf meinem Blog gerne konkrete Empfehlungen für Firmen aussprechen, mit denen ich sehr zufrieden bin. Dafür habe ich die jeweiligen Firmen angeschrieben, ob ich dazu ihr Logo verwenden darf, zwecks Verlinkung. Immerhin ist das Logo geistiges Eigentum und ich will mich nicht mit Abmahnungen rumschlagen müssen. Während Salewa mit einem fast schön bösartigem Mail abgeleht hat (Das machen wir nur mit Menschen, dir uns wichtig sind, also verwende unser Logo AUF KEINEN FALL) …. okeeeeeeee….. hat der Bergfuchs nicht nur zugesagt, sondern bedankt sich auch noch in Form eines Merinowollshirts! Finde ich super, denn mein aktielles Shirt hat schon mehr Löcher als ein schweizer Käse 😀

So Leute. Sorry, falls heute paar Rechtschreibfehler drin sind, aber ich bin müde und nicht mehr in der Lage effizient Korrektur zu lesen 😀 Ich will nicht sagen bis morgen, denn wie sich herausgestellt hat ist mit dem Handyempfang hier nicht so ;), aber auf jeden Fall bis die Tage!