Neugeboren am Geburtstag

Der letzte Blogeintrag hat sich ja mich einem Rückblick befasst. Heute wollen wir gerne einmal in die Zukunft schauen. Ich habe nämlich Geburtstag. Schnappszahl-Geburtstag um genau zu sein, denn ich bin jetzt 33 Jahre alt. Also die Hälfte zum Anfang des Lebens laut Udo Jürgens hätte ich schon mal!

Üblicherweise bin ich eigentlich ein Geburtstagsmuffel. Generell hab‘ ichs nicht so mit Geburtstagen (vergesse fast alle) und beginne bereits zum Granteln, wenn mich früh morgens das Handy aufweckt, eine Mail nach der anderen kommt und auch das physische Postfach beginnt überzuquellen. Aber nicht heute. Zum ersten Mal freue ich mich älter zu werden. Beziehungsweise ist es mehr ein Abschluss mit meinem „alten Leben“ und mit Dreiunddreißiger steht ganz im Zeichen des Neuanfangs.

Mit Vorfreude blicke ich meinem ersten Arbeitstag entgegen. Ein Job, auf den ich mich wirklich freue. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, nach beinahe 2 Jahren ohne Arbeit, mit Glücksgefühlen wieder in die Arbeitswelt einzutreten. Um ehrlich zu sein, war das eine meiner größten Ängste. Und ich bin heilfroh, dass nach ein paar Startschwierigkeiten alles so reibungslos funktioniert hat.

In den letzten Wochen hat sich ein seltsames Gefühl in mir ausgebreitet. Ich wusste nicht was es bedeutet und was „seltsame Gefühle“ alles auslösen können, habe ich in der Vergangenheit bereits schmerzhaft erfahren müssen. Also habe ich mich damit sofort auseinander gesetzt und versucht herauszufinden um was es denn gehen könnte. Bis ich festgestellt habe… bei diesem Gefühl kann es sich eigentlich nur um eines handeln: Zufriedenheit.
Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit bin ich einfach zufrieden. Ich genieße das Leben und erfreue mich an den kleinen Dingen im Leben. Wie z.B. die Wohnung saugen 😀

In diesem Zustand kann ich gut die restlichen Tage meines Lebens verbringen. Dank meiner Erfahrung im Umgang mit Minimalismus während des Wanderns, habe ich die Verlangen unserer kapitalistischen Konsumgesellschaft abgelegt. Nicht umsonst habe ich ein besser bezahltes Jobangebot abgelegt. Zufriedenheit steht für mich jetzt an erster Stelle. Und diese definiere ich nicht (mehr) durch materiellen Besitz. Denn das, worauf es ankommt, lässt sich mit Geld ohnehin nicht kaufen. Auch wenn ich natürlich ein gewisses Minimum an Komfort nicht missen möchte 🙂

Die Frage „wie stellen Sie sich Ihr Leben in fünf Jahren vor“ kann ich aus derzeitiger Sicht mit „so wie jetzt“ beantworten. Und ich ich denke, das ist ein Zeichen dafür, dass man seine Mitte gefunden hat.
Eine gewisse Charakterveränderung war dringend notwendig und über einige davon bin ich selbst erstaunt. Etwa, dass ich gerne putze, eine aufgeräumte Wohnung bevorzuge und allmählich auch beginne mich in den Künsten des Kochens zu üben. Ebenso habe ich alles aus meinem Umfeld enternt, was sich mit meiner Lebenseinstellung nicht vereinbaren lässt. Umgekehrt kümmere ich mich um Dinge, die ich ändern möchte, sofort und schiebe sie nicht elends lang vor mir her. 

Im Grunde fühle ich mich wie ein neuer Mensch und der Schnappszahlgeburtstag ist so etwas wie der Startschuss für den großen Marathon. Ich weiß was ich will, und was ich nicht will. Trotzdem blicke ich gespannt dem Unbekannten entgegen und hoffe, dass das Leben noch viele Überraschungen auf Lager hat.