Te Araroa Trail 19: Sidetrip 1 – Der Abel Tasman Track

Tag 75: Nelson – Marahau – Bark Bay Campsite

Na das war ja gestern noch was. Ich mache mich gerade mit einer Dusche bettfertig und dabei löst sich die Verkrustung an meiner Hand (vom Sturz in der Tararua Range). Sofort spritzt mir Blut und Eiter entgegen. Das kann nichts gutes bedeuten 😀 So lassen will ich es nicht, es ist aber schon kurz vor Mitternacht und Arzt hat keiner mehr offen. In der Früh geht schon der Transfer zum Track und wenn ich auch nur um einen einzigen Tag verschiebe, kann ich gleich die Buchungen für alle Tracks vergessen. Da gibts nur ein: Krankenhaus.

Das Taxi setzt mich bei der Notaufnahme ab, wo es erstmal eine Diskussion gibt ob das jetzt ein Notfall sei oder nicht. Letztendlich werde ich dann doch dran genommen, es ist grad nicht so viel los. Eine Ärztin sieht sich die Hand kurz an, spritzt mit lokales Betäubungsmittel, schneidet die Wunde ein Stück auf und drückt wie eine Irre darauf herum. Tatsächlich kann sie noch 2 Dornen rausholen. Fühlt sich gleich besser an 🙂 Angeblich bezahlt die neuseeländische Krankenkasse dafür, obwohl ich ja nur Tourist bin. Finde ich sehr sozial 🙂

Um mir das Geld fürs Taxi zu sparen, gehe ich zu Fuß zum Hotel zurück. Kurz vor 2 liege ich dann im Bett. Heiße 4 Stunden Schlaf, aber besser als nichts 🙂

In der Früh komme ich wie so oft ins Strudeln. Habe den Wecker wohl einmal zu oft weggedrückt…. Aber pünktlich um 7:15 Uhr stehe ich am Treffpunkt für den Shuttlebus und es geht auch direkt los. Im Bus schießt mir ein…. verdammt, ich habe meine Ohrhörer liegen lassen! Weil ich bis zum Ende meiner Wanderung durch Neuseeland durch keine richtigen Städte mehr komme, versuche ich sofort einen Notfallplan auszuarbeiten. Ohne Ohrhörer geht gar nicht! Ich brauche meine tägliche Folge Doctor Who und Musik fürs Einschlafen. Ich bin wirklich schon fast den Tränen nahe! Als wir in Maharau rausgeschmissen werden, checke ich sofort den Rucksack nach den Hörern. Hängen mir direkt entgegen. Phu, also habe ich sie in der Eile mit all dem Krempel doch noch in den Rucksack geworfen. Mir fällt ein Stein von Herzen.

Der Track beginnt. Leider schüttet es schon den ganzen Tag (und es wird auch bis in die Nacht durchregnen), was mich ein bisschen missmutig stimmt. Aber der Weg ist im Vergleich zu allen anderen Tracks bisher wie eine Autobahn. Heute möchte ich einmal probieren trocken zu bleiben und lege zum ersten Mal überhaupt meinen gesamten Regenschuz an.

Ich flitze den Track entlang, immer auf der Suche nach einer Überdachung um mir Mittagessen zu machen. Leider sind alle Campsites abseits des Weges und 2 Kilometer Umweg, nur um im trockenen essen zu können, sinds mir dann doch nicht wert. Trotz des Regens sieht man bisschen was und weil ich ja die Regenhose anhabe, ist sogar mein Handy für Fotos griffbereit.

Weil gerade Flut ist, muss ich einen alternativen Weg, rund um eine Bucht herum, nehmen, statt dem offiziellen Track, welcher bei Ebbe mitten durch führt. Eine kleine Stelle ist geflutet und weil es meine Schuhe geschafft haben irgendwie in dem Regen HALBWEGS nicht ganz so nass zu sein, ziehe ich sie aus und gehe barfuß durch. Zwei andere Wanderer meinen „Jetzt wirds aber richtig abenteuerlich“. Ich muss mir einen Grinser unterdrücken 😀

Weil der Weg sehr gut gewartet ist, komme ich trotz dem feuchten Untergrund sehr gut voran und erreiche das Camp früher als gedacht. Erster Schock: Die Zeltplätze sind auf Sand! Man möchte meinen, dass das doch kein Problem sein sollte. Aber wie ihr euch vielleicht noch erinnern könnt, ist mein Zelt nicht freistehend. Sprich es gibt keine Stangen, welche ein Gerüst bilden, sondern es behält ausschließlich mit Spannung seine Form. Was entsprechend schwer ist, wenn sich die Heringe im weichen Sand ständig bewegen 😀 Ein klein wenig hängt mir das Zeltdach ins Gesicht, aber es steht.

Ehrlicherweise muss ich mir eingestehen, dass ich diese Touristen beneide. Viele haben ein ganzes Wohnzimmer mitgebracht und sich ein komfortables trockenes Plätzchen hergezaubert. Apropos trocken. Ich ziehe meine Regensachen aus und bin… klatschnass. Aber nicht vom Regen, sondern durchgeschwitzt. Folglich bin ich nicht nur nass, sonsern rieche auch nach nassem Hund. Und meine Regenhose vom Diskonter hats komplett zerfleddert 😀 Naja, wieder paar Gramm, die ich entsorgen kann 🙂

Tag 76: Bark Bay Camp – Mutton Cove Camp

Strahlender Sonnenschein! So wacht man gern auf 🙂 Das nur wenige Meter entfernte Meer, verdunstendes Wasser und die klatschnassen Sachen im Zelt, haben für reichlich Kondensation gesorgt. Aber heute habe ich einen gemütlichen Tag, weil ich flutbedingt ein Wassertaxi nehmen muss und somit einige Kilometer überspringe.

Alles wirkt gleich ganz anders mit reichlich Tageslicht. Ich nehme mir Zeit und mache viele Fotos, ehe ich nach nur 2 Stunden bereits am Landungspunkt des Taxis bin.

Weil ich viel zu früh am Treffpunkt bin, genehmige ich mir an der Bar der Lodge (welcher die Anlegestelle gehört) ein paar Bier und eine Pizza. Außerdem nutze ich die Zeit um mein ganzes Zeug zu trocknen.

Die Fahrt mit dem Wassertaxi durch die Bucht dauert nur wenige Minuten, aber ich treffe Philip, einen Reporter aus Deutschland, welcher meiner Geschichte fasziniert lauscht. Außerdem hat er einen Kontakt zu einem Verlag, der Reiselektüre veröffentlich, welchen er mir eventuell weiterleiten könnte, sollte ich tatsächlich ein Buch schreiben wollen. Interessant was sich so alles ergibt 🙂

Wir verabschieden uns und ich gehe die letzten Kilometer zum Campingplatz an. Mir wurde Mutton Cove von der i-site empfohlen. Angeblich einer der schönsten Orte am Track. Und ich muss schon sagen… man zeltet quasi auf einer Linie mit dem Meer. Also aus dem Zelt rausrollen und in das Wasser rein wäre theoretisch möglich! Weil aber ein paar meiner Wunden des Sturzes in der Tararua Range noch immer offen sind, halte ich es für besser nicht ins Salzwasser zu gehen.

Ich komme mit Dan aus England ins Gespräch. Ein netter Kerl Mitte 40, der eigentlich den Track mit einem Mädel machen wollte, aber wie sich herausgestellt hat, war sie der Meinung, dass er eben nur einer von vielen Freunden ist und sie hat ihre Clique mitgebracht. Die sich dann auf halbem Wege entschieden haben mit dem Boot wo anders hinzufahren um Party zu machen. Autsch. Wir haben uns stundenlang super unterhalten und so gut verstanden, dass wir dann letztendlich sogar die Kontaktdaten getauscht haben um in Verbindung zu bleiben. Irgendwie entwickle ich anscheinend langsam so etwas wie „soziale Kompetenz“.

Eine Grillpartie hat mein Zelt schön eingeräuchert, aber ich habe heute keine Lust auf schlechte Laune und spendiere ihnen stattdessen eine Portion Oliven. Muss ja nicht immer ein Miesepeter sein 😉

Tag 77: Mutton Cove Camp – Wainui – Takaka

Was hab ich herrlich geschlafen! Das Meeresrauschen hatte eine richtig meditative Wirkung auf mich. Schweren herzens verlasse ich den Campingplatz… hier gibt es Klos mit Spülung… MIT SPÜLUNG! Hatte glaub ich erst einen einzigen DOC Campingplatz mit Wasserklo. Das war am zweiten Tag des Trails. Sonst gibts immer nur Plumpsklos. Aber man gewöhnt sich an alles 🙂 … außer an nasse Sachen in der Früh anziehen, aber das ist mir heute zum Glück ja erspart geblieben.

Auch heute habe ich wieder eine kurze Etappe. Ein Shuttlebus wird mich von Wainui nach Takaka bringen. Das heißt ich habe sehr viel Zeit und möchte daher einen Sidetrip vom Sidetrip machen. Auf der Karte ist ein Leuchtturm eingezeichnet. Ich weiß zwar nicht was mich erwartet, aber wird schon eine schöne Aussicht haben. Das heißt ich muss den gewarteten Wanderweg verlassen und sofort kommt wieder TA-Feeling auf. Wände hochklettern, einen Fluss auf einem Baumstamm balancierend überqueren, durch Matsch stapfen …. aber es macht Spaß! Vorallem deshalb, weil es zu 100 Prozent meine Entscheidung war diesen Weg zu gehen. Das ist der Unterschied zu den anderen Tracks. Bitte nicht falsch verstehen, natürlich war es genauso meine Entscheidung den Te Araroa zu wandern. Nur kann ich mir die Tracks am Trail halt nicht aussuchen und so wird es manchmal zur Qual. Wobei… anscheinend kann ich sie mir ja doch aussuchen, denn genau das mache ich ja gerade. Und es fühlt sich soooooo gut an!

Nach einer weiteren kleinen Kraxelei nehme ich einen seltsamen Geruch wahr. Auf der Suche nach dem Ursprung mustere ich die Umgebung. Plötzlich reissts mich. Da liegt eine Robbe direkt neben mir! Eine quicklebendige noch dazu. Sie wälzt sich schnaubend hin und her und lässt sich die Sonne auf den Bauch scheinen.

Bei einer Abzweigung zum Leuchtturm sehe ich Rucksäcke herumliegen. Keine blöde Idee! Mein Rucksack gesellt sich zu den anderen. Er darf eine Rucksackparty machen bis ich wieder zurück bin. Eine gute Entscheidung! Gleich darauf ploppt nämlich ein Schild auf: „WARNUNG! Sehr steiles und schwieriged Gelände!“ Boah wie einfach das ohne Rucksack ist!!! Gazellenartig hüpfe ich von Vorsprung zu Vorsprung die Klippe hinab. Ein lautes getöse dringt in meine Ohren. Man sieht eine Vogelkolonie beim Leichtturm sitzen! Aber… Fakenews! Plastikvögel mit Lautsprecher?! Versteh ich nicht. Jedenfalls hat sich der Umweg gelohnt. Die Aussicht ist super und es gibt auch viele Robben zu bewundern.

Das letzte Stück zum Parkplatz fordert mich nochmal. Es ist mittlerweile ziemlich heiß und dampfig, aber ich komme rechtzeitig an. Sofort frage ich den Busfahrer ob er mich für morgen eh auf seiner Liste zum Heaphy Track hat. Nein. Mist, ich habs befürchtet. Ich depp hab vergessen das Shuttle zu buchen. Hoffentlich bekomm ich noch was, denn die Hütten sind ja schon bezahlt. Der Transfer in der Früh ist schon voll, aber ich könnte um 11:30 Uhr dort sein. Oha. Das ist spät. Es geht nämlich 20 Kilometer lang bergauf. Naja, bleibt mir eh nix anderes übrig, also schlage ich zu.

Im Takaka gehe ich gleich zum Campingplatz und bekomme… kein Scherz… den letzten Zeltplatz. Alles voll – Hauptsaison. Wobei es eigentlich nur ein halber Zeltplatz ist, ich muss teilen. Aber immer noch massig Platz, also kein Problem.

Den Rest des Tages verbringe ich wieder mit Plaudereien und Blogeintrag schreiben. Morgen wird ein anstrengender Tag, für eine Etappe dieser Dimension (ca. 1400 Höhenmeter, 28 Kilometer) hinke ich bei so einem späten Start etwa 4 Stunden hinterher. Aber wird schon werden, bin ja in Topform 😉