Den Titel dieses Eintrages habe ich mit zweideutiger Absicht gewählt. Zum Zeitpunkt des Geschreibsels bin ich kurz vor dem Ende. Sowohl in der Distanz als auch Mental. Ein Durchhänger, der sich durch eine Verkettung von Ereignissen langsam aufgebaut hat. Aber von Anfang an 🙂
Tag 110: Omarama – Queenstown.
Der Plan nach Arrowtown tu hitchen wird sich vielleicht nur schwer umsetzen lassen. Ich nehme an, dass viele Touristen auf dem Weg nach Queenstown nichtmal wissen, dass sie knapp an Arrowtown vorbeifahren und vermutlich deshalb gar nicht für mich halten. Also entscheide ich gleich Queenstown als Ziel zu setzen. Zwischen den beiden Städten hätten mich ohnehin nur 20 Kilometer Roadwalk bei viel Verkehr erwartet.
An der Rezeption frage ich nach Pappkarton und schreibe kaum leserlich „Queenstown“ darauf. Es ist fürchterlich heiß, also suche ich mir ein schattiges Plätzchen am Stadtrand und strecke den Daumen raus. Obwohl ich an einer der wenigen Hauptverbindungsstraßen nach Queenstown stehe, herrscht überraschend wenig Verkehr. Dennoch, oder vielleicht gerade deswegen, bleibt schon nach wenigen Minuten ein Auto für mich stehen. Das australische Paar Robert und Michelle nimmt mich mit. Robert kommt ursprünglich aus Kroatien und ist in Plauderlaune. Zum Glück, denn die Fahrt dauert immerhin dast zwei Stunden. Wir unterhalten uns viel über die Natur Neuseelands und ich werde nach meinen Beobachtungen in der Wildnis gefragt.
Obwohl die beiden eigentlich gar nicht direkt nach Queenstown müssen, setzen sie mich trotzdem direkt im Stadtzentrum ab. Und damit noch nicht genug, ich bekomme die Kontaktdaten des Paares, welches in Sydney lebt, mit der Option mich zu melden, sollte ich einmal in der Nähe sein und einen Schlafplatz für ein paar Tage suchen.
Das ist echt unglaublich, manchmal bin ich überwältigt von der Offenheit der Menschen. Mittlerweile habe ich schon so viele Kontakte rund un den Globus, dass ja eigentlich schon fast mal eine Besucherrunde machen muss!
Während ich beim Mäci sitze und das erste Mal seit Wochen wieder richtiges Fast Food in mich hineinstopfe, suche ich nach einer Unterkunft in der Stadt. Ursprünglich wollte ich am selben Tag noch weiter, aber es ist schon fast 15 Uhr und um den nahegelegenen Routeburn Track zu erreichen sollte ich mindestens 2-3 Stunden Reisezeit einplanen plus 5-6 Stunden Gehzeit zum Campingplatz. Leider sind alle Hostels ausgebucht und ein Zeltplatz würde 45 Dollar kosten… da lege ich lieber bissl was drauf und nehme mir ein Zimmer am Stadtrand.
Außerdem treffe ich wieder mal Christian. Er hat Futter für 10 Tage dabei und will in dieser Zeit bis nach Riverton an der Südküste durchpreschen. Eigentlich keine schlechte Idee, aber ich bekomme nicht mehr als ein sechs-Tages-Verpflegungspaket in meinen Rucksack hinein. Na das wird eine logistische Herausforderung werden am PCT…
Für den restlichen Tag verkrieche ich mich und plane die nächsten Tage um und auf dem Routeburn Track, einem weiteren Great Walk abseits des Trails. Eigentlich wollte ich eine Hütte buchen, damit ich den Track an 2 Tagen machen kann und mir eine 38 Kilomteretappe durch die Berge erspare. Allerdings kostet eine Pritsche 130 Dollar. EINHUNDERTDREISSIG!!! Für eine Gummimatratze auf einem Stockbett… die haben sie doch nicht mehr alle! Weil ich aber gehört habe, dass man 500 Meter abseits der Great Walks frei zelten darf (was eigentlich eine Verarsche ist, denn in der Regel kann man gar nicht 500 Meter vom Pfad weg, weil man sich entweder auf einem Hang oder in dichtem Wald befindet) und kurz nach Beginn des Tracks ein kleiner Pfad in ein Seitental führt. Zumindest laut meiner Karte. Denke ich werde es einfach riskieren.
Tag 111: Queenstown – Glenorchy – Routeburn Flats
In der Früh gehe ich direkt zum Stadtausgang. Queenstown war sicher mal eine schöne Stadt, aber da sind einfach so viele Touristen, dass es nicht mehr geht. Daumen raus und schon nach wenigen Minuten werde ich mitgenommen, allerdings nur ein paar Kilometer und ich finde mich mitten in der Wildnis wieder. Na toll. Nicht die Hoffnung verlieren, lieb schauen und lächeln. Uuuuuuuund geklappt. Ein Chilene bleibt für mich stehen und nimmt mich bis nach Glenorchy mit. Mittlerweile ist es auch schon Mittag und Zeit für einen Snack. Nach dieser kurten Hitchunterbrechung stelle ich mich wieder an die Straße und versuche zum Routeburn Track zu kommen. Aber es bleibt einfach niemand für mich stehen. Lediglich eine Dame stoppt für mich, aber meint, dass sie wo anders hin muss und es vermutlich besser wäre hier zu warten, als irgendwo im Nirgendwo an einer Kreuzung zu vergammeln. Vermutlich hat sie recht, also lehne ich dankend ab.
Nach einer erfolglosen Stunde gehe ich zurück zum Dorfzentrum und erkundige mich bei einer lokalen „Adventure Tours“ Firma nach einem Shuttlebus zum Track. Leider nein, aber im Hotel vis-a-vis soll es sowas eine Touristeninformation geben. Dort sagt man mir, dass es zwar einen Bus dorthin gibt, der aber vor einer Minute gefahren sein. Ich solle mal die Straße runter laufen, vielleicht steht er ja noch dort. Mit meinem unglaublich schweren Rucksack (Futter für 6 Tage) sprinte ich in Richtung Shuttleststation und kann ein großes weißes Gefährt erkennen. Ich fuchtle mit Armen, Beinen und allem was sonst noch irgendwie zum wedeln geeignet ist, um auf mich aufmerksam zu machen. Der Fahrer sieht mich und der gerade anrollende Bus stoppt und öffnet die Türe. Was für ein Glück! Für 25 Dollar erspare ich mir vermutlich stundenlange Warterei (bzw. eventuell die Nächtigungskosten, sofern der Hitch nicht geklappt hätte).
Und los gehts. Bis zu den Routeburn Flats, dem Seitental in dem ich zelten will, sind es nur 6,5 Kilometer. Entsprechend eines Great Walks geht es trotz Steigung relativ entspannt dahin. Zu sehen gibt es noch nichts, denn ich befinde mich in einem dichten Wald. MOOOOOOMENT. Wald? So viele Bäume habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Seit Arthurs Pass war die Gegend fast durchgegend kahl. Tut irgendwie gut wieder Grün um sich zu haben, auch wenn ich die kahle Landschaft (mal abgesehen von diesem verfluchten Tussock Gras) sehr genossen habe.
Rasch bin ich an der Hütte, welche am Eingang zu „meinem“ Tal steht. Erst will ich den Ranger fragen ob ich nicht doch dort zelten darf, obwohl ich weder reserviert, noch bezahlt habe, gehe dann aber einfach los und suche eine netten Campspot. Nach zwei Bachquerungen bin ich mir ziemlich sicher, dass sich keiner der Touristen hierher verirrt und schlage mein Zelt auf einem leider nicht ganz flachen, aber sehr gemütlichen, Fleckchen neben einem Baum auf. Ich hätte sogar einen großen Stein daneben um zu sitzen, aber die Sandflies sind hier einfach nur mies und ich flüchte mich bald ins Zelt.
Ein anderer Wanderer mit allerhand Ausrüstung und Eisaxt kommt an mir vorbei. Er will heute noch über einen Berg ohne markiertem Pfad drüber. Na bumm.
Und ein Robin hüpft die ganze Zeit um mein Zelt herum. Der Vogel ist sehr nett und pickt die Sandflies weg. Kein Wunder, dass er so fett ist 😀 Erst als er beginnt an meiner Schaumstoffmatte (Oaschfetzerl) zu naschen, welche ich als Schutz gegen einen großen Stein unter das Zelt gelegt habe, muss ich ihn verscheuchen. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass Nachts ein Poasum oder irgendwelche Nager um mein Zelt geschlichen sind. Immer wieder hat mich Geraschel aufgeweckt.
Tag 112: Routeburn Flats – McKellar Hut
Es ist kalt und ich will auf die Sonne warten. Das dauert aber, denn das Tal ist nicht sehr breit, aber dafür die Berge hoch. Mit dem ersten Sonnenstrahl packe ich dann mein Zeug zusammen.
Der Tag ist nicht nur durch eine längere Distanz, sondern auch durch einige Höhenmeter gekennzeichnet. Zum Glück ist der Aufstieg sehr einfach und ich erreiche in nur einem Drittel der vom Reiseführer vorgegebenen Zeit die nächste Hütte.
Diese Hütte ist so groß, dass ich erst glaubte einen ganzen Ort vor mir zu haben. Zudem gibt es noch eine Hütte für guided tours, welche noch größer ist. Guided tours sind quasi die Luxusvariante um den Track zu machen. Neben einem Reiseführer bekommt man eben auch noch eine bessere Hütte. Wobei „Hütte“ triffts eigentlich nicht. Ein Touri hat mir erzählt, dass jeder sein eigenes Zimmer hat. Und es gibt Strom und heiße Duschen. UND eine Bar und ein Abendmenü… whaaaaaaaaaat. Angeblich kostete seine 6-tages Tour 900 Dollar. Was mich jetzt nichtmal erschreckt, wenn man bedenkt, dass eine „normale“ Hütte 130 Dollar pro Nacht ausmacht. Und da hat man keine einzige der erwähnten Annehmlichkeiten. Oder man machts wie ich und schläft einfach gratis 😀
Weiter gehts über die Routeburn Falls, welche… naja… nichts besonderes sind. Ein paar Miniwasserfälle. Danach erreiche ich das Hochplateau, das mich staunen lässt. Herrliche Umgebung!
Dann habe ich auch schon den höchsten Punkt erreicht. Es wird etwas anspruchsvoller, erreicht aber noch lange nicht TA Niveau. Einzig der Abstieg zum Lake McKanzie ist ungemütlich, da ich wieder unter der Baumgrenze bin und über glitschige Steine nach unten muss. Dafür gönne ich mir am Bergsee eine lange Mittagspause. Dort erfahre ich auch, dass alle Campingplätze für heute Nacht gesperrt wurden. Ein Sturm kommt auf. Na da habe ich mit meinem sonnigen Wetter ja nochmal Glück gehabt!
Der finale Abstieg bringt mich an das Ende des Routeburn Tracks und zum Beginn des Greenstone Tracks, welcher wieder ein „normaler“ Track und kein Great Walk ist. Sprich ich darf wieder die Hütten verwenden 🙂 Eigentlich wollte ich auf einem kostenlosen Zeltplatz gleich in der Nähe übernachten, ein Ranger meinte aber ich solle doch ein paar Kilometer zu McKellar Hut drauflegen. Angeblich eine ganz tolle Hütte. Na dann 😀
Einem schönen Waldweg folgend bin ich dann auch schon da. Leider bin ich von einem Stein abgerutscht als ich über einen der unzähligen Bäche hüpfen wollte und habe wieder mal nasse Schuhe. Dabei waren sie erst vor kurzem getrocknet (von der Flußquerung in der Früh). Naja, mittlerweile bin ichs ja schon gewöhnt 😀
Die Hütte ist relativ voll und somit wird eifrig geplaudert. Ich treffe auch 4 andere TA Hiker, welche heute ebenfalls den Routeburn gemacht haben. Unter anderem das Paar Niklas und Maike. Ihre Hiking-Mentalität gleicht meiner: Sie machen nichts worauf sie keine Lust haben. Und sie sind langsamer als ich, das macht sie symphatisch 😀
Tag 113: McKellar Hut – Greenstone Hut
Ich bin mal wieder der letzte. Allerdings sind es für mich heute nur 18 Kilometer. Das Wetter in der Nacht war nicht so schlimm wie angekündigt und als es um 11 Uhr aufhört zu regnen, mache ich mich auf den Weg. Da mir klar ist, dass es nach einem Regenfall so gut wie unmöglich ist in einem Wald die Schuhe trocken zu halten, latsche ich gleich überall durch. Das spart viel Zeit und weil der Boden relativ Steinig ist, ist es nur Wasser und kein Schlamm.
Mir macht der Weg viel Spaß. Abwechselnd geht es durch Wald und durch Tussock der Hütte entgegen. Allerdings auf einem wirklich gut präperierten Weg. Naja… gut präperiert… man kann halt einen Weg erkennen, was man von den Te Araroa Tracks ja nicht behaupten kann 😀
Trotz durchgängigem durch-nasses-Zeug-Gestapfe komme ich gut gelaunt an meinem Tagesziel an. Es ist früher Nachmittag und somit bin ich sehr zuversichtlich, dass meine Schuhe und Socken heute noch trocken werden.
Wieder wird mit allen Anwesenden geplaudert, unter anderem mit einer übermotivierten Amerikanerin, die jedes Stück Ausrüstung vergleichen will.
Tag 114: Greenstone Hut – Boundary Hut
Heute muss ich auf den Morava Walkway. Was sich harmlos anhört, und auf der Karte im Höhenprofil auch harmlos aussieht, soll sich als Höllentrip entpuppen.
Für diese Etappe habe ich kein eigentliches Ziel. Angeblich sind die kommenden 22 Kilometer etwas härter. Veranschlagte Gehzeit laut Beschilderung: 9 Stunden. Na mal schauen.
Erst geht es relativ harmlos durch einen Wald. Der Matsch ist nicht tief und verhältnismäßig fest. Zwar waren meine Schuhe nach 10 Minuten wieder klatschnass (wozu trockne ich sie überhaupt noch?), aber wie gesagt, solangs nicht schlammig ist, ist nicht so schlimm. Zunehmend wird es anspruchsvoller. Unzählige umgestürtzte Bäume versperren den Weg und zwingen zu einem Umweg durch Schlamm oder dichtes Gebüsch. Aber als es aus dem Wald rausgeht, wieder mal in Tussockland, wird es richtig übel. Das gesamte Gebiet ist ein einziger riesiger Sumpf. Mit Schlamm bis zu den Knien wate ich durch die Landschaft. Unterbrochen von Flüssen, deren Ufer ich hinabspringen und auf der anderen Seite wieder erklimmen muss.
Ohne Hörbücher würde ich diesen Tag nicht überstehen. Meine Stimmung ist in des Kellers Keller. Es ist zwar nicht Schwierig trotz des Schlamms voranzukommen, aber unglaublich nervig. Vorallem weil das Tussock Gras wieder Brusthoch ist und somit die Wegweiser nicht zu erkennen sind. Auf Pausen verzichte ich freiwillig, ich will es einfach nur hinter mich bringen. Dabei soll es doch eigentlich genau das nicht sein. Das „hinter sich bringen“ Wollen. Es sollte Spaß machen und kein Stimmungskiller sein. Leider kann ich nur nichts spaßiges an der Situation finden. Und aussitzen kann ich es auch nicht, denn der Sumpf wird auch morgen noch da sein… Also Zähne zusammenbeißen und durch.
Nach 7 qualvollen Stunden entscheide ich mich bei der Boundary Hut zu bleiben. Die Hütte ist zwar sehr klein (4 Betten), aber verhältnismäßig neu und mit riesigen Matratzen ausgestattet. Zudem sind Niklas und Maike ebenfalls da. Uuuuuuund es gibt direkt daneben einen großen Fluß! Nach so einem scheiß Tag ist mir nach einem Bad. Nackt rein ins kalte Wasser und eine runde schwimmen. Herrlich, da fühle ich mich gleich viel besser! Ich habs schon mal erwähnt, aber die Wasser hier in Neuseeland sind alle so klar und blau, da macht es gleich doppelt Spaß reinzuspringen 🙂 Die beiden Deutschen wollen noch ein bisschen lesen, also ziehe ich mir wieder mal Doctor Who rein. Der Stimmungsbarometer erreicht die grüne Zone.
Tag 115: Boundary Hut – Te Anau
Das Schwerste ist geschafft. Die Boundary Hut ist mit einem Offroadtrack verbunden, welcher zur Straße führt, von der aus ich dann nach Te Anau hitchen will.
Das Schwerste ist geschafft…. dachte ich zumindest. Besagter Offroadtrack steht nämlich komplett unter Wasser. Und zwar knietief. Und weil es eben eine Offroad ist, ist das Wasser braun und ich muss mich mit den Füßen langsam und vorsichtig vorwärts tasten um nicht zu stolpern und einen Bauchfleck hinzulegen. Meine gute Stimmung von gestern Abend ist rasch verflogen. Da hilft nichtmal mehr ein Hörbuch. Ich bin wirklich endlos am abkotzen, Schlamm nervt mich von allem was einem auf dem Track so begegnen kann am meisten. Ok, vielleicht ganz knapp hinter brusthohem Tussock. Immerhin sind es nur 14 Kilometer bis zur Straße, das werde ich überleben.
Also eigentlich würde der TA parallel zur Straße verlaufen… aber… durch Tussock UND Schlamm… das tue ich mir nicht an, da fahre ich lieber per Anhalter. Ich bin echt froh als ich die Schotterstraße erreiche. Hier ist sehr viel los. Es ist Sonntag, das Wetter ist gut und die Morava Lakes sind ziemlich groß. Gut, das erhöht meine Chancen auf einen Hitch erheblich!
Ein Mann läuft mir nach. Wäre mir zwar lieber wenn mir mal endlich eine Frau nachlaufen würde, aber man nimmt was man krieg kann. Mit einem Grinser um Gesicht drückt er mir seine Wurst in die Hand. Sei von der Grillerei übrig geblieben und ich sähe hungrig aus. Das bin ich auch! Dankbar nehme ich mein Mittagessen entgegen.
Niklas und Maike sitzen am Straßenrand, aber gerade als wir ins Gespräch kommen bleibt ein Auto für sie stehen. Die Glücklichen. Unschlüssig ob ich weitergehen oder mich auch hinsetzen soll, gehe ich erst weiter, setze mich dann aber doch hin. Macht irgendwie keinen Sinn die Straße entlang zu laufen, es wären fast 40 Kilometer bis zum Highway, der dann nach Te Anau führt.
Aber ich muss nicht lange warten. Greg und Sue nehmen mich mit und wohnen sogar auch noch in TE Anau! Zudem ist Greg der DOC Gebietsleiter für alle Wanderwege in Fjordland. Ich nutze die Gelegenheit und spreche gleich mal die zu niedrigen Wegweiser in Tussockgebieten an. Sieht er auch so, aber das sei leider keine regionale Entscheidung. Verdammt 😀 Greg wird in wenigen Monaten pensioniert und will dann selbst den TA laufen. Echt ein wahnsinn wieviele 60+ Menschen den Trail machen. Aber fast alle älteren, die ich auf meinem Weg getroffen habe, sind Neuseeländer. Vermutlich muss man diese Tracks von klein auf gewöhnt sein um sich auch im Alter noch auf diese Trampelpfade wagen zu können.
Im Stadtzentrum von Te Anau werde ich rausgeschmissen und dann… ja dann beginnt die zu Beginn erwähnte Kacke. In Te Anau gibt es 68 Unterkünfte. Und ALLE sind ausgebucht. Ok, eigentlich hätte ich einen Ruhetag geplant, aber anscheinend wirds nichts mit Ruhe. Der Zeltplatz der Stadt ist komplett ausgebucht. Außerhalb wurde es noch einen geben, der verlangt aber 60(!!!!!) Dollar für einen Zeltplatz. Ich hab doch keinen Schuß! Erst frage ich bei beiden Hostels nach… voll. Dann klappere ich jedes einzelne Motel ab. Alle voll (außer eines, aber 200 Dollar für ein Zimmer ist mir deutlich zu viel). Am äußeren Zipfel der Stadt werde ich dann doch noch fündig. Leider ist nur etwas für eine Nacht frei. Also kein Ruhetag und auch meine geplanten Eintages-Sidetrips kann ich mir alle schenken. Dazu kommt noch, dass ich jetzt ohne Ruhetag eine Woche Schlamm vor mir habe. Der gesamte nächste Abschnitt führt nicht nur durch eine sumpfige Gegend, auf vielen Abschnitten ist das Campieren verboten, da der Weg durch Farmland führt. Sorry, aber auf 30+ Kilometer durch Schlamm mehrer Tage hintereinander habe ich absolut keine Lust! Während meine Wäsche in der Maschine ist, suche ich einen Weg um den Matsch herum. Ok, die erste Hälfte muss ich wohl überspringen, da ist sonst nichts, aber die zweite Hälfte lässt sich gut umgehen. Na immerhin.
Ich finde außerdem fast 100 Kilometer entfernt eine freie und günstige Unterkunft, wo ich die ankommende Schlechtwetterfront aussitzen kann. Und von dort lässt sich auch gut meine Detour starten. Trotzdem bin ich so aufgewühlt und verärgert über meine geplatzten Sidetrips, dass ich nicht schlafen kann. Ohne Sidetrips und mit der Umgehung eines größeren Abschnittes veriere ich in Summe fast 10 Tage. Also eigentlich gewinne ich die Tage ja, aber dadurch bin ich deutlich zu früh mit dem Trail fertig und muss dann noch ein Monat in Neuseeland „totschlagen“ bevor mein Flug in die USA geht. Na das habe ich ja wieder gut gemacht…
Tag 116: Te Anau – Invercargill
Äußerst unmotiviert, aber mit einem Ziel vor Augen, gehe ich aus der Stadt raus um an der richtigen Abzweigung nach Otautau zu stehen. Otautau ist zwar mitten im Nirgendwo, aber vermutlich gerade deshalb ist eine Unterkunft frei. Ich habe übrigens auch rausbekommen warum alles dermaßen voll ist. Es ist chinesisches Neujahr und 300 Millionen Chinesen haben Urlaub.
Nach nur wenigen Minuten bleibt eine junge Britin für mich stehen. Sie will aber wo anders hin und kann mich deshalb nur wenige Kilometer mitnehmen. Wieder mal in der Pampa stehend warte ich auf nette Menschen. Und werde nicht enttäuscht. Eine chinesische Familie fährt durch Mossburn durch, mein erstes Etappenziel für heute, von wo aus ich dann „Umsteigen“ muss, da Otautau weit abseits von allen Highways liegt. Die ganze Familie spricht passables Englisch, wodurch wir uns ein wenig unterhalten können. Es stellt sich übrigens heraus, dass sie letztes Jahr in Wien waren 😀
In Mossburn werde ich nochmal fotografiert und herzlich verabschiedet. Dann stelle ich mich an dir Kreuzung und warte. Und warte. Und warte. Zwei Stunden lang fährt kein einziges Auto in meine Richtung. Ohoh. Die Herumsteherei ist übler als sonst, denn die bereits erwähnte Schlechtwetterfront zieht langsam auf und immer wieder wirft mich eine Windböe um. Ich habe eimen Riesenhunger und direkt neben mir steht ein Diner. Eine Mittagspause schadet sicher nicht. Eine megaportion Pommes (um 2 Dollar?!) später will ich wieder zurück zur Kreuzung gehen. Und gerade als ich die Straße überquere überkommt es mich. Ein laut ausgesprochenes „Fuck it!“ besiegelt den spontanen Entschluß nach Invercargill zu hitchen. Das liegt nämlich am Highway und einen Hitch dorthin bekomme ich sicher in wenigen Minuten. Invercargill liegt aber weit im Süden und ist nur einen Wandertag von Bluff entfernt. Somit wäre der Trail dann fast beendet. Kurz habe ich ein schlechtes Gewissen, aber ich darf nicht vergessen… auch wenn ich einige Parts übersprungen habe, bin ich doch immerhin 2500 Kilometer durch Neuseeland gewandert.
Und ja, der erste Hitch lässt nicht lange auf sich warten. Zwar „nur“ für wenige Kilometer, aber nun bin ich auf dem direkten Zubringer Invercargills. Auch hier warte ich nicht lange. Eine junge Familie von Fiji bringt mich direkt ins Stadtzentrum. Jetzt plagt mich nun dich das schlechte Gewissen und ich schäme mich so viele Kilometer übersprungen zu haben. Vorallem weil es ja kein Zeitfaktor ist. Aber auf tagelange Schlammschlacht habe ich einfach keine Lust. Die Hostels sind auch hier ausgebucht und im Anbetracht des aufziehenden Sturms will ich nicht zelten. Also wirds ein Motel. Toll. Jetzt habe ich nicht nur 2 Wochen mehr Zeit als geplant, ich habe mein Budget für diese Zeit in den letzten Tagen auch noch exterem belastet. Auf lange Sicht aber nicht ganz so wild, denn die kommenden Hostels in Dunedin und Christchurch kosten nur 15 Euro pro Nacht, was einem Drittel meines Tagesbudgets entspricht. Kann ich also wieder reinholen 😉
Tag 117: Invercargill
Bin sehr früh ins Bett gefallen und habe den fehlenden Schlaf nachgeholt. Nachdem ich ausgeschlafen und besser gelaunt bin, habe ich mir überlegt was ich mit der überschüssigen Zeit anfangen will. Da kommt mir die Idee doch einfach den TA nach Norden zu gehen, zumindest eine oder zwei Tagesetappen, und dann umzudrehen um den letzten Abschnitt offiziell zurückzulegen. Die Idee gefällt mir, das mache ich.
Sonst wie immer… gechillt und meinen Blogeintrag geschrieben 🙂 Und das Sauwetter von der richtigen Seite des Fensters erlebt 😉
Tjoa, so wies aussieht werde ich dann wohl in 5 Tagen fertig sein. Und habe dann die Qual der Wahl was ich mit der Zeit anfangen will. Tendenziell würden mich noch paar Dinge auf der Nordinsel interessieren, aber ein vorzeitiger „Inselwechsel“ wäre verhältnismäßig kostenintensiv und muss ich vermutlich ausfallen lassen. Schade.