Te Araroa Trail 5: Tag 21 – Aller guten Querungen sind 3

Mangawhai Heads – Pakiri

Es regnet. Noch immer. Eigentlich will ich heute gar nicht starten und überlege ernsthaft noch einen weiteren Tag auszusetzen. Bzw. auszusitzen und auf bessere Zeiten zu warten. Nutzt ja alles nix… es stehen heute 3 Rivercrossings an, also nass werde ich sowieso, da kann ich auch gleich raus in den Regen.

Natürlich vertschüsse ich mich nicht wortlos, sondern schreie nochmal bei der offenen Haustür der Betreiber hinein. Mein Quartier war im Keller des Hauses, aber wirklich schön ausgebaut mit einer eigenen Terrasse und kleinen Grünfläche. Marion kommt heraus und verabschiedet mich. Sie möchte von mir wissen wie mein Wegverlauf heute aussieht. Ich beschreibe ihr grob die Etappe: 7 Kilometer Straße, 20 Kilometer Strand. Sie meint bei Regen sollte ich aber nicht auf der Straße gehen und bietet mir an mich zum Strand zu fahren. Frei nach dem Graf von „Unheilig“ sage ich ja und lasse mich ein gutes Stück chauffieren. Ganz zum Strand schaffen wir es nicht, denn ich sehe Susann auf der Straße gehen und bitte Marion mich doch gleich hier rauszulassen. Wir verabschieden uns und ich geselle mich zu Susann. Die wiederum gedacht hat sie wird jetzt mitgenommen, weil ein Auto bei ihr stehen bleibt 😀

Gemeinsam beenden wir den Straßenabschnitt und biegen für den Beachwalk ab. Wie sehr mir Strand mittlerweile zum Hals raushängt, ich kann schon keinen Sand mehr sehen 😀 Gut es regnet auch noch immer und es kommt bald die Flut, wodurch wir auf den Strandabschnitt mit dem weichen Sand wechseln müssen. Das macht nicht nur das Vorwärtskommen anstrengender, sondern befördert auch eine ganze Menge Schmierglmaterial in die Schuhe. Herrscht also nicht gerade ein Urlaubsflair, aber wir sind ja auch nicht zum baden da.

Das erste Rivervcrossing kommt recht bald. Der Fluß ist aber nicht sehr tief und das Wasser geht gerade mal bis zu den Oberschenkeln. Susann geht Barfuß, mir ist es lieber in den Schuhen zu bleiben. Ich fühle mich damit einfach wesentlich trittsicherer. Kurz danach müssen wir über einen kleinen Hügel drüber, da dieser Teil des Strandes zu felsig zum Gehen ist. Wir sind zwar schnell oben, aber das Runterkommen stellt sich als schwierig heraus. Der gut ausgebaute Weg spaltet sich in viele kleine Pfade auf, welche sich allesamt als ziemlich rutschig entpuppen. Susann entscheidet sich für eine direkte Rutschpartie zum Strand, während ich einen kleinen Umweg in Kauf nehme, in der Hoffnung nicht alle paar Meter mit dem Gesicht im Dreck zu liegen. Geht eigentlich ganz gut voran und scheint sogar der offizielle Weg zu sein. Die Ausschilderung ist manchmal wirklich grottenschlecht. Ich komme zurück zum Strand, wo Susann schon auf mich wartet. Weiter gehts zum nächsten Rivercrossing.

Es herrscht gerade Flut und wegen dem Regen kann man den Grund nicht so gut erkennen um zu beurteilen wo die beste Stelle für die Querung ist. Als Gentleman gehe ich natürlich vor und meine eine Passage gefunden zu haben. Der Fluß wird immer tiefer und tiefer, ich nehme den Rucksack ab und halte ihn über den Kopf. Noch tiefer. Von links werfen sich die Wellen des Meeres gegen mich, von rechts drückt mich die Strömung des Flußes weiter raus in den Ozean. Mittlerweile steht mir das Wasser bis zum Hals und eine Welle wirft mich beinahe aus dem Gleichgewicht. Ok, keine gute Idee, ist wohl besser umzukehren. Auch wenn das andere Ufer schon so nah scheint. Die zierliche Susann ist leicht verfallen beim Anblick meiner Gebärden, aber noch ist nicht aller Tage Abend und ich wage einen neuen Versuch an einer anderen Stelle. Diesmal sicherheitshalber erst ohne Rucksack 😀 Mit viel Herumgetaste finde ich tatsächlich eine Möglichkeit durch den Fluß zu kommen, wo das Wasser „nur“ bis zur Brust steht. Schnell zurück und den Rucksack holen um ihn überkopf ans andere Ufer zu bringen. Susann ist sich erst unsicher ob sie warten soll bis die Flut etwas zurück geht, will es aber doch probieren. Gerade als sie ihren schweren Rucksack hochhievt (auch wenn sie nicht so aussieht, sie hat immer unglaublich viel zu essen dabei), eile ich zurück um auch ihre Habseeligkeiten trocken auf die andere Seite des Flußes zu bringen. Während sie sich wieder anzieht, stehe ich triefend in voller Montur daneben. Hätte mich vielleicht auch ausziehen sollen… einmal die Schuhe durchgespült und weiter gehts.

In zügigem Tempo legen wir die letzten 6 Kilometer zur finalen Flußquerung zurück. Dies ist der größte Fluß und an vielen Stellen zu breit und zu tief um durchzukommen. Nachdem wir jetzt ja schon geübt sind, gehen wir das Crossing nach bewährtem Schema an. Und tatsächlich finde ich eine nur hüfthohe Passage, allerdings mit einer kraftvollen Strömung, die einem fast die Beine wegreisst. Ich bleibe bei meiner „Rucksack-über-Kopf“ Strategie, Susann probiert es, erfolgreich, ohne den Rucksack abzunehmen.

Zum Glück ist unser Etappenziel gleich am anderen Ufer. Ein relativ großer Campingplatz. Weils noch immer (oder schon wieder?) regnet, und wir durch und durch nass sind, nehmen wir uns eine Kabine um auszutrocknen. Beim einchecken fragt man uns ob wir TA Hiker sind. Angesichts unseres Aussehens eigentlich eine rhetorische Frage (Susann steht Barfuß, in Unterhose und mit Regenjacke im Office). Als wir bejahen bekommen wir einen stolzen 50 prozentigen Rabatt.

Nochmal Schuhe auswaschen und dann gleich mit allen Sachen an unter die heiße Dusche. Multitasking sozusagen, das Salz in der Kleidung zumindest ein bisschen rauswaschen.

Bitte um Verzeihung für das Ausbleiben von Fotos, habe aber sicherheitshalber das Handy wasserdicht im Rucksack verstaut.

Auf die morgige Etappe habe ich eigentlich keine Lust. Soll sehr rutschig sein, wenns geregnet hat… naja, wir werden sehen wies wird. Und ich halte euch natürlich auf dem Laufenden 🙂

Jetzt gibts erstmal Ramen. Das Grundnahrungsmittel für Studenten und Hiker 😉 Mahlzeit.